SSV Jahn im DFB-Pokal: Gute Karten gegen Bundesligist VfL Bochum?

Regensburg. Zuerst die gute Nachricht: Der SSV Jahn sorgte für die erste DFB-Pokal-Überraschung: Der Zweitliga-Aufsteiger warf Bundesligist VfL Bochum mit 2:1 aus dem Pokal – vor 21 Jahren. Die schlechte Nachricht: beim letzten Zweitligaspiel setzte es eine deftige 1:5-Klatsche im Ruhrstadion.

Jahn-Bilder aus einer anderen Zeit: Andras Tölcseres (links) schießt den SSV im Pokalspiel gegen Bochum im August 2003 in Führung, Markus Knackmus (Mitte) erhöht auf 2:0, VfL-Trainer Peter Neururer sitzt im Regen. Collage: jrh

Jahn-Nostalgiker werden sich noch daran erinnern: Im August vor 21 Jahren hämmerte ein gewisser Andras Tölcseres, der Ungar mit der Kojak-Frisur, die Kugel via Unterkante Latte zum 1:0 ins Bochumer Gehäuse (19.). Der Zweitliga-Aufsteiger dominierte den Bundesligisten nach Belieben.

Nach einem Solo von Markus Knackmuß stand es folgerichtig nach 76 Minuten 2:0. Der Bochumer Trainer, ein Herr namens Peter Neururer, saß im Regen. Mehr als der Anschlusstreffer des Grönemeyer-VfL durch Vahid Hashemian zum 1:2 (83.) war nicht drin. Dabei standen auch damals die Vorzeichen nicht gerade auf Sieg für Regensburg.

Der Ruhrpott-Klub war in der Saison 2003/4 alles andere als Laufkundschaft. Der Bochumer Torschütze schaffte in dieser Saison mit dem VfL die Qualifikation für den UEFA-Cup, gewann 2005 mit dem FC Bayern die deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal. Mit der iranischen Nationalmannschaft nahm Hashemian ein Jahr später an der WM 2006 in Deutschland teil.

Bochums stürmische Frühform

Überhaupt liest sich die Oberpfälzer Bilanz gegen den Verein „tief im Westen“ nicht mal schlecht. In der Zweiten Bundesliga trafen die ungleichen Mannschaften zwischen 2012 und 2021 zehnmal aufeinander – viermal ging der SSV Jahn und viermal der VfL als Sieger vom Platz. Zweimal trennten sich Rot-Weiß und Blau-Weiß unentschieden.

Betrachtet man freilich die aktuelle Formkurve, ist Regensburg mit dem etwas schmeichelhaften 1:0 gegen Mitaufsteiger SSV Ulm zwar in der Zweiten Bundesliga angekommen. Die Leistung vom Freitag gerade in der schwachen zweiten Hälfte dürfte aber für die erste Hauptrunde im DFB-Pokal am kommenden Sonntag, 15.30 Uhr, gegen einen VfL Bochum, der im Testspiel beim französischen Erstligisten Le Havre mit 6:0 offensive Frühform bewies, nicht reichen.

VfL-Chefs warnen vor dem Jahn

Gewohnt diplomatisch geben sich die Bochumer Verantwortlichen: „Jahn Regensburg ist keine leichte Aufgabe“, stapelt VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig im Gespräch mit Revier-Sport tief. Blamiert ist man schließlich gleich mal. Der Schweizer Calmund-Schützling erwarte „eine Mannschaft, die aufgestiegen ist und sicherlich euphorisch sein wird zum Beginn der neuen Saison“. Und die jüngste Pokal-Historie lässt auch keinen Übermut aufkommen. Im Vorjahr schied der VfL in der ersten Runde im Elfmeterschießen gegen Drittligist Arminia Bielefeld aus.

„Es ist eine weite Reise und es wird vorbereitet werden müssen wie ein ganz großes Spiel“, greift Kaenzig in Memoriam der Pleite auf der Alm tief in die rhetorische Trickkiste. Auch Sportchef Marc Lettau warnt vor dem Zweitligisten, der bereits zwei Wochen zuvor in die Saison startete: „Es hätte mit Sicherheit einfachere Lose gegeben, aber unterm Strich müssen wir gegen jeden Gegner in dieser Runde gewinnen. Hierfür müssen wir unser volles Potenzial abrufen.“

Bochum bangt um Abwehrchef

Das Team des neuen, schwäbischen VfL-Trainers Peter Zeidler, der zuletzt in der Schweiz Trainer-Lorbeeren bei St. Gallen erntete, präsentierte sich in der Vorbereitung gegen den AC Le Havre zwar stürmisch. Bangt aber jetzt in der Defensive um Abwehrchef Ivan Ordets, der bei der Generalprobe ausgewechselt werden musste.

Mit stimmgewaltiger Unterstützung der treuen VfL-Fans können die Bochumer aber auf alle Fälle rechnen. Der Gäste-Stehblock ist bereits ausverkauft. Und was der 12. Mann von der Castroper Straße bewirken kann, zeigte er eindrucksvoll in Düsseldorf, wo die Bochumer das 0:3 aus dem Relegationshinspiel noch spektakulär drehten.

Jahn-Rückenwind nach Ulm: Stimmen zum Heimsieg

Mit Rückenwind kann der SSV Jahn in die erste Runde der DFB-Pokalhauptrunde am Sonntag, 15.30 Uhr, gegen den Bundesligisten VfL Bochum auflaufen. Der erste Dreier im ersten Heimspiel gegen Mitaufsteiger und Drittliga-Meister SSV Ulm macht den Regensburgern trotz einer über weite Strecken überschaubaren Leistung Mut für eine Wiederholung der Pokalüberraschung vor 21 Jahren.

Chef-Trainer Joe Enochs: „Jedes Spiel ist eng, auch das heute. Wir haben Ulm in der ersten Halbzeit weit weg von unserem Tor gehalten und haben selbst Nadelstiche setzen können. Einziger Kritikpunkt zur ersten Hälfte ist, dass wir die Situationen, die wir uns offensiv erarbeitet haben, nicht gut zu Ende gespielt und den Ball zu selten in die Box gebracht haben. Unsere Torchancen haben wir nicht zielstrebig genug herausgespielt. Ich bin stolz auf meine Mannschaft, dass wir erneut die Standardsituationen gegen die großgewachsenen Ulmer verteidigt haben.

Auf der Gegenseite haben wir uns dann sogar nach einem Standard mit dem Führungstreffer belohnt. Das war zu dem Zeitpunkt definitiv verdient. In der zweiten Hälfte war es ein anderes Spiel. In der ersten Viertelstunde standen wir unter Druck, haben diese Phase aber überstanden. Das war enorm wichtig. Am Ende hätten wir unsere Kontersituationen besser verwerten können, das haben wir verpasst. Deswegen war es bis zum Ende spannend, jedoch haben wir verdient gewonnen.“

Torschütze Dominik Kother: „Der Ball kam nach einem Eckball vor meine Füße, ich habe einfach versucht draufzuhalten und ihn unter die Latte zu setzen. Das ist mir am Ende gelungen. Ich bin sehr glücklich über den Heimsieg. So wollen wir zu Hause auftreten und möglichst viele Punkte bei uns behalten.

Wir wollen daheim schwer zu bezwingen sein und es für jeden Gegner zu einem ekligen Unterfangen machen, hier zu spielen. Wir haben heute einen guten Kampfgeist gezeigt und waren von Beginn an da. Wir sind mit dem Heimsieg in der 2. Bundesliga angekommen. Denselben Kampfgeist gilt es nun in den nächsten Spielen genauso an den Tag zu legen.“

Louis Breunig: „Einfach ein super Erfolg, ich freue mich wahnsinnig über den Sieg, das haben wir uns heute verdient. Jeder ist für den anderen gelaufen, jeder hat für den anderen gekämpft. Nur so können wir in dieser 2. Bundesliga erfolgreich sein. Ich bin sehr stolz auf die Jungs. Wir haben eine sehr gute erste Hälfte gespielt und waren dominant. So waren wir auch gut in den Zweikämpfen.

Es ist auch klar, dass solche Phasen in dieser Liga nicht ein gesamtes Spiel anhalten können. Wir haben es als Team überstanden. Als Ulm gedrückt hat, haben wir uns alle reingeworfen und es zusammen geschafft, immer wieder für Entlastung zu sorgen.“

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