Leben als Geschenk zu Weihnachten

Dießfurt. Eine Stammzellentransplantation kann Menschen mit der Blutkrankheit Leukämie das Leben retten. Andreas Eckert hat Stammzellen gespendet. Wie es ihm ergangen ist und wie er sich jetzt fühlt. 

Von Jürgen Masching 

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Andreas Eckert aus Dießfurt hat kurz vor Weihnachten Stammzellen gespendet. Wie das für ihn war und warum es gerade jetzt auf mehr Registrierungen ankommen würde. Bild: Jürgen Masching.

Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland über 13.000 Menschen an Leukämie, einer Erkrankungen des blutbildenden Systems („Blutkrebs“). Es gibt Behandlungsmöglichkeiten wie Chemotherapie oder die Stammzelltransplantation. Letztere hat jetzt auch Andreas Eckert aus Dießfurt hinter sich gebracht. Im Dezember 2012 bei einer Blutspende des Bayerischen Roten Kreuz und der Aktion Knochenmarkspende Bayern (AKB) in der Bundeswehrkaserne Hammelburg lässt sich Andreas damals registrieren.

Jahrelang tut sich nichts, der Berufssoldat denkt schon gar nicht mehr an die Aktion. Bis im Juni 2020 plötzlich die AKB Kontakt zu ihm aufnimmt. „Man sagte mir, ich käme eventuell als Spender in Betracht“, erinnert sich Eckert. Dann geht alles recht schnell.

Patient schwach: Ein Wettlauf mit der Zeit?

Es folgen Untersuchungen bei Andreas’ Hausarzt – eine Bestätigungstypisierung. Im August liegt das Ergebnis vor. Das Transplantationszentrum des Patienten bestätigt: “Ich bin für eine Spende geeignet”, sagt Eckert und lächelt. Doch zur geplanten Voruntersuchung Anfang September und der Spende knapp zwei Wochen später kommt es nicht. Der Patient hätte die erforderliche Behandlung zu diesem Zeitpunkt nicht überstanden, wie Andreas telefonisch erfährt. Die Spende wird um ein bis zwei Monate verschoben. Ein Wettlauf gegen die Zeit?

Als neuer Stichtag wird der 30. November festgelegt, die Voruntersuchung soll am 16. November stattfinden. Kosten für Andreas’ Anreise und die Übernachtung werden übernommen, der Arbeitgeber kann sogar Lohnausfall beantragen. “Was in meinem Fall als Soldat aber nicht notwendig war”, erklärt Andreas.

Dieses Mal klappt alles, Voruntersuchung und Patient waren bereit. Zu jeden Zeitpunkt fühlt sich Andreas gut aufgehoben, wie er erzählt: “Es gab sehr ausführliche Gespräche zur Vorgehensweise, einen Ganzkörpercheck, um mögliche Risiken zu minimieren sowie Medikamente und falls erforderlich wurden mir Schmerzmittel für die Mobilisierungsphase mitgegeben“.

Grünes Licht für Spende – dann kommt die Nervosität

Zwei Tage später erfährt Andreas, dass er spenden darf. “Die letzten Tage war ich dann schon etwas nervös”, erzählt er. Er beginnt die Mobilisierungsphase und muss sich zweimal täglich Spritzen in die Bauchfalte injizieren, ähnlich wie Thrombosespritzen. Das soll eine Stammzellenproduktion erhöhen und sein Blut mobilisieren, damit es leichter entnommen werden kann. Einen Tag vor der Spende reist er anschließend nach München.

Zwei bis fünf Stunden soll es im Normalfall dauern, wie Andreas erklärt wird. In seinem Fall waren es fünf: „Die angeforderte Menge war zum einen sehr hoch, die Fließgeschwindigkeit meines Blutes eher langsamer“, weiß Andreas heute. Aber er sitzt es tapfer aus. “Möglich wäre auch ein kleiner Eingriff zur Punktierung des Beckenkammes gewesen, um dort direkt Knochenmark zu entnehmen, für den Fall, dass die Stammzellen in meinem Blut zu wenig gewesen wären”, erklärt er, inzwischen kennt er sich mit dem Thema gut aus. „Mir ist es nicht wichtig, mich hier als Person einzubringen, sondern ich will hier Werbung für die Sache im Allgemeinen machen“, betont Andreas.

Nach einer anschließenden Ruhephase sitzt Andreas wieder im Zug nach Hause. Vier Wochen nach der Spende ist er zur Nachuntersuchung beim Hausarzt, um sicher zu gehen, dass alle Werte wieder normal sind. Und: Sie sind es.

Erfahren Patient und Spender etwas voneinander?

Eine Frage stellt sich doch: Wer war der Patient, der Andreas’ Spende bekommen hat? „Ich habe keinerlei Details über den Patienten erhalten, keine Info über Nationalität, Alter und Geschlecht“, erzählt der Stammzellenspender. Grundsätzlich sei ohnehin erst zwei Jahre nach der Spende eine direkte Kontaktaufnahme untereinander möglich – sofern beide das wollen.

Bis dahin können sich Patient und Spender anonymisierte Briefe zuschicken. „Ich habe angegeben, dass wir gerne Kontakt haben können und auch einen anonymen Brief geschrieben“, erzählt Andreas. Ob er eine Antwort erhalten wird, bleibt bis dato abzuwarten.

Weniger Blutspenden, weniger Typisierungen

„Es war zu jeder Zeit eine hervorragende Betreuung durch die AKB“, lobt der Dießfurter. „Es ist eher ein kleines Team“. Seine Einwilligung zur Spende hätte Andreas jederzeit zurückziehen können – selbst am Tag oder sogar während der Spende. „Allerdings hat der Patient mit dem Tag der Spendenfreigabe nach der Voruntersuchung nur noch sehr geringe Überlebenschancen, neben der Tatsache, dass er ohnehin schon schwer krank ist“, sagt Eckert ernst. Von 100 möglichen Spendern wird durchschnittlich einer zu einer Spende gebeten. „Ich würde es jederzeit wieder machen“, sagt Eckert überzeugt.

Durch Corona hätten heuer deutlich weniger Menschen Blut gespendet, somit habe es automatisch weniger Typisierungen für Stammzellspende gegeben. Im Vergleich zu den Vorjahren sollen knapp 20.000 mögliche Spender fehlen.

Eine Registrierung unter www.akb.de ist kostenlos und dauert nur wenige Minuten.

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