Stolpersteine in Weiden: Verlegung für weitere fünf Familien

Weiden. Stolpersteine für die ermordete Familie Kupfer in der Bahnhofstraße machten den Auftakt. Noch in diesem Jahr sollen weitere Gedenktafeln in Weiden verlegt werden.

Die ersten Stolpersteine in Weiden zum Gedenken der Familie Kupfer. Foto: Ann-Marie Zell

Stolpersteine sind seit 1992 ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Die kleinen Gedenktafeln im Boden sollen an das Schicksal der Menschen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet und vertrieben wurden. Sie werden vor den letzten Wohnadressen der NS-Opfer verlegt und gelten als größtes dezentrales Mahnmal der Welt.

Die Betonwürfel (10 mal 10 Zentimeter) mit verankerter Kupferplatte werden über Spenden finanziert. Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Weiden organisiert zusammen mit dem Stadtarchiv die Verlegung in Weiden.

Weiden: Mindestens 56 ermordete Juden

Die Stadt Weiden zählt mindestens 56 Holocaust-Opfer, die in der Nazi-Zeit ermordet wurden. Die jüdische Gemeinde, die vor 1933 rund 200 Menschen umfasste, wurde ausradiert. Wer nicht auswanderte, starb in Vernichtungslagern. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ sich nur eine einzige Familie von vorher wieder dauerhaft in Weiden nieder. 

Ein Nachfahre des 1937 in die USA emigrierten Robert Kupfer – dessen Sohn Peter – hat die Verlegung von Stolpersteinen in Weiden angestoßen. Aus seiner Familie starben 16 Angehörige in Konzentrationslagern. Die Kupfers waren angesehene Fabrikanten, sie sind Gründer der Detag (Deutsche Tafelglas) und besaßen einst auch die Glasfabrik in Neubau. Zur Verlegung der Stolpersteine im November 2022 kamen Nachfahren aus den USA, Frankreich und England.

Peter Kupfer bei der Verlegung in Weiden am 22. November 2022. Foto: Ann-Marie Zell

Ein anonymer Großspender

Im Nachgang gingen 34 Einzelspenden bei der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit ein, zudem eine große Einzelspende eines Geldgebers, der anonym bleiben möchte. Ein Stolperstein kostet 120 Euro. Historiker Dr. Sebastian Schott (Kulturamt/Stadtarchiv Weiden) hat neun weitere mögliche Standorten erarbeitet, die zentral liegen. Die Spenden machen es möglich, dass alle Steine verlegt werden können.

Nur nicht auf einmal und nicht alle in diesem Jahr. Die Stolpersteine werden von Künstler Gunter Demnig selbst in den Boden eingelassen. Sein einziger freier Termin ist im November. Aber an diesem Tag hat er dann gut zu tun: Fünf Standorte sollen an die dort lebenden und ermordeten Familien erinnern. Unterstützt wird er vom Bauhof der Stadt Weiden.

Konkret ist 2023 die Verlegung von Stolpersteinen geplant für:

  • Familie Kohner, Frauenrichter Straße 52: Adelheid Kohner (Konzentrationslager Majdanek) und Eduard Kohner (KZ Dachau).
  • Familien Hutzler und Kahn, Obere Bachgasse 8: Theresia Kahn, Bella Kahn, Hannelore Kahn, Emma Hutzler (alle verschollen im Transitghetto Izbica), Selma Hutzler (Lager Piaski).
  • Familie Hausmann und Josef Engelmann, Sedanstraße 20: Rosa Hausmann (Lager Zamosc), Otto Hausmann (Lager Piaski), Wilhelm Hausmann (Zamosc), Hermann Hausmann (KZ Majdanek), Josef Engelmann (KZ Theresienstadt).
  • Familie Steinhart, Unterer Markt 17: Paulina Steinhart (Lager Trawniki), Walter Steinhart (KZ Auschwitz).
  • Familie Fuld, Wörthstraße 14: Hermann Fuld (KZ Dachau).

Schülerinnen des Elly-Heuss-Gymnasiums beleuchteten kürzlich in einer Ausstellung zum Holocaust-Gedenktag das Schicksal mehrerer dieser Familien. Das Projekt unter Leitung von Studienrätin Sonja Winkler und Oberstudienrat Max-Emanuel Schmid wurde unterstützt von Sebastian Schott (Stadtarchiv) und Christine Ascherl (OberpfalzECHO).

Adelheid Kohner aus Weiden wurde im Holocaust ermordet. An Familie Kohner sollen künftig Stolpersteine erinnern. Foto: Stadtarchiv Weiden
Adelheid Kohner aus Weiden wurde im Holocaust ermordet. An Familie Kohner sollen künftig Stolpersteine erinnern. Foto: Stadtarchiv Weiden
Hannelore Kahn (Stolperstein Obere Bachgasse 8). Das Mädchen aus Weiden starb mit seiner Mutter in einem Konzentrationslager. Foto: Stadtarchiv Weiden
Hannelore Kahn (Stolperstein Obere Bachgasse 8). Das Mädchen aus Weiden starb mit seiner Mutter in einem Konzentrationslager. Foto: Stadtarchiv Weiden
Hermann Fuld (Stolperstein Wörthstraße 8, vor Volksbank). Der Geschäftsmann, war der erste in einem KZ ermordete Jude aus Weiden.  Seine Familie floh, seine Enkel und Urenkel leben heute in den USA. Foto: Stadtarchiv Weiden
Hermann Fuld (Stolperstein Wörthstraße 8, vor Volksbank). Der Geschäftsmann, war der erste in einem KZ ermordete Jude aus Weiden. Seine Familie floh, seine Enkel und Urenkel leben heute in den USA. Foto: Stadtarchiv Weiden
Foto: Stadtarchiv Weiden
Foto: Stadtarchiv Weiden
Foto: Stadtarchiv Weiden

Stolpersteine

Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Die kleinen Gedenktafeln mit Boden sollen an das Schicksal der Menschen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet und vertrieben wurden. Sie werden vor den letzten Wohnadressen der NS-Opfer verlegt. Stolpersteine gelten als das größte dezentrale Mahnmal der Welt.

* Diese Felder sind erforderlich.