Täter flog durch Zufall auf – Gefängnis für Herstellen von Kinderpornografie

Weiden/Tirschenreuth. Die Kripo war eigentlich auch der Suche nach gestohlenen Fahrradteilen. Dann fand sie in der Wohnung eines 41-Jährigen drei Kinder-Sexpuppen. Bei den Beamten schrillten die Alarmglocken.

Befremdlich. In den Verhandlungspausen turtelt die Mutter des Opfers mit dem Angeklagten. Foto: Christine Ascherl

Die 1. Strafkammer mit den Richtern Peter Werner und Florian Bauer verurteilte am Dienstag einen 41-Jährigen aus dem Landkreis Tirschenreuth wegen Herstellens und Besitzes von Kinderpornografie. Die Strafe: 3 Jahre und 10 Monate Haft. Zum Auftakt des Prozesses war es zu einem Verständigungsgespräch gekommen. Der Angeklagte war voll geständig. Staatsanwältin Carolin Ammon plädierte auf 4 Jahre, Verteidiger Matthias Haberl auf 3,5.

Nur durch Zufall war der Mann im Frühjahr 2023 aufgeflogen. Er hatte damals im Zentrallager eines Fahrrad-Herstellers gearbeitet. Als in größerem Stil Fahrradteile verschwanden, ermittelte die Kripo Hof. Fingerabdrücke führten zu dem 41-Jährigen im Landkreis Tirschenreuth. Bei der Durchsuchung fand man Federgabeln. Aber auch drei Sexpuppen mit kindlicher Optik.

Die Hofer holten das Kommissariat 1 aus Weiden dazu, zuständig für Sexualdelikte. Dem Kriminalbeamten aus Weiden sagte der 41-Jährige ungefragt, dass es sich hierbei “nicht um eine Straftat, sondern eine Krankheit handle”. “Diesen Drang verspüre er seit seiner Jugend.” Die Polizei sicherte die Puppen. Dazu mehrere PCs, Laptops, Festplatten und Smartphones.

15.000 Kinderporno-Fotos, 100-Stunden-Film

Die Auswertung der Datenträger ergab 15.000 Fotos, die sich der 41-Jährige heruntergeladen hat. Das Videomaterial umfasst 100 Stunden. Staatsanwältin Carolin Ammon beschrieb beispielhaft fünf Fotos und fünf Filme. Darunter ist harter Stoff, wie die Vergewaltigung eines Babys.

Zusätzlich hat der 41-Jährige auch selbst fotografiert: Auf rund 500 Fotos seien die Tochter und die kleine Schwester seiner tschechischen Lebensgefährtin zu sehen. Sie leben in Tschechien und waren an Wochenenden zu Besuch. Sie waren zur Tatzeit (2020 bis 2022) von 7 bis 9 bzw. 10 bis 12 Jahre alt.

Heimlich im Freibad nackte Kinder gefilmt

Der Mann hatte die Mädchen meist im Schlaf fotografiert. Er hat für die Aufnahmen die Körper gedreht und gewendet, um den Intimbereich besser ablichten zu können. Die Kriminalbeamtin hat die Mädchen bei der Oma in Tschechien dazu befragt. Sie beteuerten, nichts von den nächtlichen Fotoshootings bemerkt zu haben. Sie seien immer gern zu den Besuchen ins Nachbarland gefahren.

Nichts bemerkt haben auch die Freibad-Besucher, die der Angeklagte heimlich filmte. Laut Kriminalbeamtin ließ der Angeklagte das Smartphone laufen, wenn auf benachbarten Decken kleine Mädchen umgezogen wurden. Später fertige er Ausschnitte mit dem gezoomten Fokus auf das Geschlecht.

Freundinnen am Strich in Cheb kennengelernt

Der psychiatrische Sachverständige Dr. Bruno Rieder hat im Gespräch mit dem Angeklagten dessen Lebenslauf rekonstruiert. Der gebürtige Vogtländer hat die Sonderschule abgebrochen. Es gibt elf Vorstrafen (Diebstähle, Marihuana, Fahren ohne Führerschein etc.), aber nicht einschlägig.

Er lebte in verschiedenen Wohnungen im Landkreis Tirschenreuth und wechselte mehrfach den Arbeitgeber. Zuletzt war er bei dem Fahrrad-Hersteller im Lager beschäftigt. Seine aktuelle Freundin lernte er – wie schon deren Vorgängerin – im Rotlichtmilieu in Tschechien kennen. Beide Frauen sind drogenabhängig und gingen in Cheb auf den Strich.

Landgerichtsarzt: Voll schuldfähig

Sexuelles Interesse an Kindern bezeichnete der Angeklagte im Gespräch mit dem Psychiater als “abartig”. Die Dateien der misshandelten Kinder auf seinen Laptops seien “Computerschrott”. Warum er überhaupt nach solchen Bildern suchte? Das habe ihm in schwierigen Situationen geholfen, “mit den Nerven runterzukommen”.

Dr. Rieder sah allenfalls eine “pädophile Nebenströmung”. Er ging nicht von einem Krankheitswert aus. Der Angeklagte sei voll schuldfähig.

Mutter des Opfers hält zum Täter

Im Gericht spielten sich befremdliche Szenen ab. Die Lebensgefährtin (und Mutter des Opfers) nutzte jede Gelegenheit, mit dem Angeklagten zu turteln. “Ich liebe dich”, rief sie durch den Schwurgerichtsaal und schickte Kusshände zur Anklagebank: “Ich warte auf dich.” In den Pausen bekam sie die richterliche Erlaubnis, mit dem 41-Jährigen zu sprechen – ohne Körperkontakt. Mehrfach diskutierte die Tschechin mit den Vorführbeamten, ob sie ihn nicht doch anfassen dürfe.

Nebenbei: Die Ermittlungen nach dem Diebstahl von Fahrradteilen laufen noch. Wie der Kriminalbeamte aus Hof berichtete, waren 2023 größere Mengen aus dem Zentrallager abhandengekommen. Teilweise können sie mit dem 41-Jährigen in Verbindung gebracht werden. Ein Teil wurde über tschechische Online-Shops vertickt.

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