Thomas Ludwigs Ruck-Rede: Nachhaltige Anlagestrategien gegen Lebensrisiken
Neuhaus. Wenn selbst ein Banker beim Schlendern am Wochenmarkt über die Preise für Bio-Gurken erschrickt, weiß man: Die Inflation hat böse zugeschlagen. Thomas Ludwig, Vorstand der VR-Bank Nordoberpfalz, empfiehlt bei der Echo-Wahlinitiative langfristige Anlagen als Rezept gegen die Geldentwertung.

Von den Höhen des Global Players zur Bodenständigkeit des Mittelstands, dem Rückgrat der Wirtschaft und den Kunden der VR-Bank Nordoberpfalz: den Zulieferbetrieben, Handwerkern, Einzelhändlern, Selbstständigen und Privatkunden, deren Sorgen und Ängste, aber auch Ziele und Perspektiven Vorstand Thomas Ludwig bestens kennt.
Wie schätzt der Genossenschaftsbanker die Situation dieser breiten Bevölkerungsmitte ein, wie kommen sie mit der augenblicklichen Inflation, annähernden Rezension – oder in den Worten von BHS-Co-Chef Lars Engel, Stagflation zurecht?
Galoppierende Preise am Wochenmarkt
Als Frühaufsteher startet Thomas Ludwig gerne am Samstagmorgen mit einem Spaziergang über den Bauernmarkt in das Wochenende: „Wenn ich da so durchlaufe und mir das Obst und Gemüse anschaue, da kostet dann eine Biogurke auf einmal 2 Euro, die früher immer so zwischen 1,30 und 1,70 gekostet hatte – dann denke ich mir, Mensch, bei der Preissteigerung wird jedem von uns klar, was Inflation heißt.“
Aber mit einzelnen Preisen sei es ja nicht getan. Die Inflation betreffe alle Güter und Dienstleistungen. Die gesamte Preisentwicklung werde monatlich von der Europäischen Zentralbank gemessen. Wenn eine zweiprozentige Inflationsrate noch im Rahmen sei, bedeute jedes Prozent mehr einen Verlust an Kaufkraft. „Wir hatten 2021 eine Inflation von 3 Prozent, die ging dann hoch bis auf 8 Prozent in 2022, war 2023 noch bei 6 Prozent und aktuell sind wir wieder bei ungefähr 2,4 bis 2,5 Prozent.“
Deflation noch gefährlicher als Inflation
Die Inflation sei also rückläufig. „Aber ein Rückgang der Inflation heißt ja dennoch, die Preise steigen weiter, sie steigen nur langsamer, und diese großen Sprünge, die eben in der Breite in vergangenen Jahren erfolgt sind, verteilen sich im Wesentlichen auf zwei große Blöcke – das sind Energiekosten und Nahrungsmittel.“ Dann bringe es den Verbrauchern herzlich wenig, wenn vielleicht gerade die Waschmaschine billiger geworden sei, aber die Güter für den täglichen Bedarf deutlich teurer sind.
Also liege es nahe, sich fallende Preise zu wünschen. Doch davor warnt der Banker: „Wenn Preise fallen, reden wir von Deflation, und die ist vielleicht sogar gefährlicher wie eine Inflation.“ Das sei relativ einfach zu erklären:
Wenn ich mir morgen einen Fernseher kaufen will und weiß, dass der übermorgen billiger ist, dann warte ich normalerweise ab und kaufe den vielleicht erst übermorgen oder noch einen Tag später. Thomas Ludwig
Diese Erwartungshaltung, wenn Unternehmen und Haushalte auf fallende Preise setzen, führe zu aufgeschobenen Investitionen sowie Anschaffungen und damit zu einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation.
Vorsorge für echte Schicksalsschläge
Sollte es, so wie es nach Einschätzung Ludwigs momentan aussieht, Inflationsraten zwischen 2 und 3 Prozent wieder dauerhaft geben, sei es relativ einfach, diese Inflationsraten mit Anlagestrukturen und Vermögensentwicklungskonzepten auszugleichen. „Das war die vergangenen Jahre bei diesen hohen Inflationsraten nicht möglich, das heißt, dass man ein anderes Konzept braucht und andere Risiken eingegangen werden müssen.“ Mit einem vergleichbaren Risiko von Anlegern, die eine Vermögensmehrung von 6 oder 7 Prozent anpeilen und bereit sind, andere Schwankungsbreiten zu akzeptieren.
„Das muss die Basis sein, für eine entsprechende Qualität der Beratung, um solche Lösungen sehr individuell zu erarbeiten“, sagt Ludwig. Deswegen sei es so wichtig, dass sich mehr Menschen mit dem Thema Finanzen beschäftigen.
Wenn das nicht der Fall ist, erleben wir aber halt leider oft, dass Probleme entstehen, etwa wenn ein junger Mensch verunglückt oder, wenn – wie im statistischen Mittel – in Deutschland jeder Vierte zumindest temporär mal berufsunfähig wird. Thomas Ludwig

Langfristige Anlagestrategien
Wenn dann das monatliche Einkommen auf einmal wegfalle, brächen ganze Strukturen weg. „Wenn heute ein junger Mensch, der in Lohn und Brot ist, nicht mehr arbeiten kann, hat er für sich selbst zu sorgen – wenn ein paar Jahre später aber eine Frau und zwei kleine Kinder da sind, die versorgt werden müssen, kann man nur hoffen, dass er besser abgesichert ist.“ Nach dem Motto: Spare in der Zeit, dann hast du in der Not – nur mit dem Sparkonto ist es bei diesen Inflationsraten nicht getan. Was also tun?
„Die Langfristigkeit ist dann entscheidend – Stichwort „monatliches Sparen“. Monatliche Strukturen in der richtigen Form aufzubauen und zu entwickeln, sei auf lange Sicht das erfolgversprechendste Konzept. „Um diese Themen zu beleuchten, muss man sich Zeit nehmen, sich mit Spezialisten austauschen, anstatt irgendein Produkt abzuschließen, das man nicht versteht.“ Dafür sei eine ganzheitliche Betrachtung erforderlich.
Vermögensvermehrung trotz Trumps Zöllen
„Wenn wir das in diesem Bereich schaffen, dann bin ich guter Dinge, dass wir trotz aller Risiken – mit Trumps Zollpolitik, die zu einer höheren Inflation führen wird – nicht nur das jetzige Niveau der Menschen halten, sondern mit guten Anlagekonzepten es auch schaffen, eine Vermögensmehrung zu erreichen.“ Damit könne man eine Grundlage dafür legen, um in der Gesellschaft positiv nach vorne zu schauen. Als Voraussetzung dafür, den Konsum über Investitionen auch in die Wirtschaft anzukurbeln.
Hier kann jeder auch seinen Beitrag leisten, damit es Schritt für Schritt weiter aufwärtsgehen kann. Thomas Ludwig
Braucht man das oder kann es weg?
Thomas Ludwig, hat zwei „Goldbarren“ Ferrero-Rocher vor sich ausgebreitet. Der Vorstand der VR-Bank Nordoberpfalz hat sich eine Belohnung für schlaue Gäste ausgedacht, die ihre Lebensrisiken bereits hinreichend abgesichert haben. „Wenn ich mir heute als Genossenschaftsbanker das Verhalten von Menschen auch in unserer Region anschaue, dann schließen viele eine Zahnzusatzversicherung ab, weil die Werbung sagt, dass die das Bleaching der Zähne übernimmt.“
Oder eine Glasversicherung: „Aber seien wir mal ehrlich“, sagt der Banker. „Wenn mal eine Glasscheibe zu Bruch geht, kann man sich das meistens schon noch leisten.“ Dagegen hätten viele die wirklich existenziellen Risiken zu selten am Schirm.
Das gelte für Unternehmen wie Privathaushalte gleichermaßen. „Vielleicht kann mal jeder ein Handzeichen geben, wer von Ihnen ein aktuelles Testament, eine Patientenverfügung und eine Berufsunfähigkeitsversicherung hat?“ – Zögerlich gehen einige Hände in die Höhe. „1, 2, 3 – das ist schon sehr gut“, lobt Ludwig, „ich habe da so ein paar Goldbarren dabei, bitte bedienen Sie sich.“ Und alle anderen sollten langsam ins Grübeln kommen, ob sie ihre Prioritäten richtig gesetzt haben.
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