Tiefe Sorgenfalten bei der Oberpfälzer Metall- und Elektroindustrie

Regensburg. Trübe Konjunkturaussichten bei der Oberpfälzer Metall- und Elektroindustrie. 38 Prozent der Unternehmen schätzen ihre Geschäftslage als schlecht, nur zwölf Prozent als gut ein.

Die Konjunkturkurve zeigt bei der Oberpfälzer Metall- und Elektroindustrie nach unten. Symbolbild: Pixabay/Geralt

Alarmstimmung bei der Oberpfälzer Metall- und Elektroindustrie und ihren rund 99.000 Beschäftigten. Die wirtschaftliche Lage hat sich im ersten Halbjahr 2024 weiter verschlechtert. Die Aussichten sind trübe und die Inlandsstandorte geraten zunehmen unter Druck. Das sind die Ergebnisse der Sommerumfrage der Branche, die jetzt der Vorstandsvorsitzende der Region Oberpfalz-Nord der bayerischen Metall- und Arbeitgeberverbände, Dr. Stefan Klumpp, in Regensburg vorstellte.

Und er blickt pessimistisch in die Zukunft: „Eine Trendumkehr zeichnet sich nirgends ab. Wir verlieren zunehmend Wertschöpfung im Inland“, betont er. Investiert werde woanders, nur nicht in Deutschland. „Kleine Unternehmen engagieren sich zunehmend in Osteuropa, größere orientieren sich Richtung Südostasien oder Indien“, erläutert Klumpp.

Schlechte Geschäftslage

So bewerten 38 Prozent der Unternehmen in der Oberpfalz die Geschäftslage als schlecht, nur zwölf Prozent schätzen sie als gut ein. „Die Lage ist ernst, wir nähern uns den negativen Rekorden während der Corona-Pandemie und der Finanz- und Wirtschaftskrise an“, erläutert er. Alles ist im Sinkflug begriffen. Die Kapazitätsauslastung in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie geht kontinuierlich zurück, Auftragseingänge werden deutlich weniger und die Produktion hat ein Niveau erreicht, das zehn Prozent unter dem von 2018 liegt. Mittlerweile gehen auch die Beschäftigtenzahlen nach unten. Seit Beginn des Jahres wurden 2300 Jobs abgebaut. Bis zu 7000 könnten es bis Jahresende bayernweit noch werden.

Stellen wird nicht mehr nachbesetzt

Im Gegensatz zu den Kollegen in Niederbayern rechnet Klumpp zumindest in der Oberpfalz nicht mit einem Stellenabbau. „Unsere Unternehmen sind weniger von der Automobilindustrie abhängig.“ Denn auch die bundesrepublikanische Leitbranche schwächelt. Aber Stellen, die frei werden, weil sich etwa Arbeitnehmer in den Ruhenstand verabschiedet haben, werden nicht mehr besetzt.

Hohe Energiekosten und CO₂-Abgabe

Es gibt einen ganzen Strauß von Gründen, warum die Konjunktur nicht auf die Beine kommt. Das sind hierzulande die hohen Energiekosten, die CO₂-Abgabe, die auf jedes Produkt durchschlägt und den Verbraucher tiefer in die Tasche greifen lassen muss und ein durch staatliche Subventionen verzerrter Wettbewerb. So können in China heute schon in großem Stil Autobatterien für unter 150 Euro pro Kilowattstunde hergestellt werden. „Bei uns fängt man erst mit dem Bau dieser Fabriken an.“ Eine Tonne Stahl, made in Germany, kostet 800 Euro, in Indien ist sie schon für 500 Euro zu haben.

Bürokratie und Demografie

Dazu kommt hierzulande die überbordende Bürokratie. Unternehmer haben alle Hände zu tun, um ihrer Berichtspflicht nachzukommen. Und sie sind durch die Politik zutiefst verunsichert. Investitionen werden daher auf Eis gelegt. Dafür sorgt nicht zuletzt die verheerende Kommunikationspolitik der Bundesregierung. „Wenn ein Bundesverkehrsminister Volker Wissing ankündigt, dass die Mittel für die Sanierung von Autobahnen gestrichen werden, bekommen wir das zu spüren“, betont Klumpp. Er ist Vorstand der Hamm AG in Tirschenreuth – das Unternehmen ist auf die Produktion von Straßenwalzen spezialisiert. Und dann gibt es ja auch noch das Demografie-Problem. Arbeitskräfte sind knapp. „Alleine deswegen ist es schon schwierig, überhaupt Wachstum zu generieren.“

Der Ton wird rauer

Angesichts des noch relativen robusten Arbeitsmarktes und einer akzeptablen Arbeitslosenquote wiegt sich die Politik in Sicherheit. „In Wirklichkeit haben wir aber eine Rezession bei Vollbeschäftigung.“ Der Ton habe sich verschärft, viele Unternehmen sehen ihre Felle davonschwimmen. „Die Politik sieht nicht, welche Probleme auf uns zukommen. Proteste stoßen bei ihr auf taube Ohren.“

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