Tödlicher Champagner: Staatsanwalt erhebt Anklage gegen Niederländer (45)
Weiden. Die Staatsanwaltschaft Weiden hat Anklage gegen einen Niederländer (45) erhoben. Er soll mitverantwortlich sein, dass eine Champagnerflasche mit reinem MDMA in Umlauf kam. Im Februar 2022 starb ein Restaurantbesucher (52) in Weiden, weil er davon trank.

“Die Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen einen 45-jährigen niederländischen Staatsangehörigen erhoben”, teilte am Freitag der Sprecher der Staatsanwaltschaft Weiden, Matthias Bauer, mit. Der Vorwurf lautet auf bandenmäßiges Handeltreiben mit Betäubungsmitteln plus fahrlässige Tötung und Körperverletzung in sieben Fällen. Der Prozess gegen den 45-Jährigen, der seit Sommer 2024 in U-Haft sitzt, soll noch dieses Jahr am Landgericht Weiden beginnen.
Sieben weitere Gäste hatten am 13. Februar 2022 teils lebensgefährliche Vergiftungen erlitten. Für die Clique war in einem Lokal in der Altstadt eine vermeintliche Flasche “Moët & Chandon” geöffnet worden. Tatsächlich enthielt sie reines, flüssiges MDMA. MDMA steht für die chemische Verbindung 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin und ist der Rohstoff für die Partydroge Ecstasy. Der Inhalt war nie für den Ausschank gedacht. Vielmehr war die Doppel-Magnum für den Drogenhandel präpariert worden.
Drogenlager in Arnheim, Niederlande
Der 45-Jährige soll der Tätergruppe angehören, die dafür verantwortlich ist. Die aus den Niederlanden agierende Bande soll in großen Mengen MDMA (Wirkstoff von Ecstasy) produziert haben. Ziel war der gewinnbringende Absatz im In- und Ausland. Der 45-Jährige soll dabei unter anderem die Aufgabe des “Logistikers” übernommen haben, so Staatsanwalt Bauer.
Die Drogen waren zum späteren Versand ins Ausland in einer Lagerhalle im Raum Arnheim, Niederlande, aufbewahrt. Arnheim liegt im Osten der Niederlande, nahe der deutschen Grenze. Aus diesem Lager soll die Flasche stammen, die in Weiden geöffnet wurde. Sie war mit reinem MDMA gefüllt. Nach Auskunft von Bauer konnten inzwischen sechs präparierte Champagner-Flaschen sichergestellt werden, von denen damit keine Gefahr mehr ausgehe. Für den 45-Jährigen sei vorhersehbar gewesen “und daher zurechenbar”, dass die mit Betäubungsmitteln gefüllte Flasche in den Verkehr gelangte, so Bauer.
Die Ermittlungen führt das Zollfahndungsamt München, Dienstsitz Weiden, unter Regie der Staatsanwaltschaft Weiden. Bis zu einem rechtskräftigen Urteil gilt die Unschuldsvermutung.
Verteidiger: True-Crime-Podcaster Alexander Stevens
Als Verteidiger des Niederländers hat sich Rechtsanwalt Alexander Stevens angemeldet, Strafverteidiger aus München. Stevens ist eine durchaus schillernde Figur: Bestseller-Autor, “True Crime”-Podcaster und ehemaliger Schauspieler.
Das Restaurant “La Vita” hat inzwischen nach zwei Insolvenzen geschlossen. Der italienische Restaurantbetreiber wohnt wieder in Italien. Der Wirt hatte den Champagner über einen privaten Bekannten erworben, der diese wiederum im Internet gekauft hatte. Wegen der Coronakrise war die Flasche jahrelang nicht geöffnet worden. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass keiner der Weiterverkäufer vom wahren Inhalt wusste. Das MDMA hatte einen mindestens fünf-, wenn nicht sechsstelligen Verkaufswert.
Im November 2023 war es zu einer weiteren Festnahme gekommen. Damals handelte es sich um einen Polen (35), der nach anfänglicher Flucht in den Niederlanden festgenommen werden konnte. Auch er wurde zur Untersuchungshaft nach Deutschland ausgeliefert, musste aber nach mehreren Monaten wieder auf freiem Fuß gesetzt werden. Auch er stand im Verdacht, für die Lagerung der Rauschgift-Flaschen mitverantwortlich gewesen zu sein.
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