Unser Oberpfälzer Dialekt (1): Das ultimative Rüstzeug für den Faschingsendspurt

Nordoberpfalz. Nur Ignoranten lachen über den Oberpfälzer Dialekt. Kenner fühlen sich geehrt, wenn 'da Preiss' sagt: "Sie müssen aus der Oberpfalz kommen, wa?!" OberpfalzECHO gibt Einblick in die viel belächelte Mundart.

20240212 Oberpfälzer Dialekt Faschingsendspurt Foto: Martin Stangl
Der Oberpfälzer Dialekt drückt die Gefühle viel besser aus, als es das Hochdeutsche jemals tun könnte. Wir werden belächelt, sollten aber stolz sein. Warum? “Waal mia einfach bessa san!” Foto: Martin Stangl

Folgender Dialog hat sich vor wenigen Jahren einige tausend Kilometer von der Oberpfalz entfernt zugetragen. Genauer gesagt in der wüstenähnlichen Einsamkeit der nordspanischen Meseta, auf dem Jakobsweg. Zwei Pilger treffen sich:

Sie: “Ui, Du redst wöi bei uns daham. Du moust doch aas da Wei’n saa!”
Er: “Fraale. Und wou kummst nacha Du hea?”
Sie: “Aas Dirscharaad!”
Er: “Naa, häia, aaf …”

Dieses Erlebnis sollte für uns alle Ansporn sein, mit Selbstbewusstsein unsere Mundart zu pflegen und – wenn es passt – auch einzusetzen. OberpfalzECHO gibt in loser Reihenfolge Tipps.

Heute: Faschingsendspurt

Ob beim “Naschn Pfinsta” (Weiberfasching) in Moosbach, diversen Rosenmontagsbällen oder beim Kehraus am Faschingsdienstag. Man sollte folgende Feinabstufungen alkoholbedingter Gemütszustände kennen:

“Allohol macht Birne hohl” oder “Oberpfälzer Skala der Rauschzustände”

  • Dampfl [Dᾱmpfl]: Zustand leichter Alkoholisierung
  • Rous, Surra [Surrə], Seia [Seia], Wenta [Wentə]: Die Welt besteht nur noch aus Freunden
  • Blentara [Blentərə]: Es treten bereits erhebliche Ortsunschärfen auf
  • Zintara [Zintərə]: Die Folgen am nächsten Tag sind massiv. Sehr wahrscheinlich ist erheblicher Haarwurzelkatharr zu spüren.
  • Brenestara [Brenestərə]: Zustand, bei dem man ohne fremde Hilfe nicht mehr alleine am Boden liegen kann. Vorübergehender Verlust der Muttersprache!

“Mogst a Fozzn?”

Was im ersten Augenblick als vorletzte Eskalationsstufe (sozusagen vor der endgültigen “Besprechung”) erscheint, ist in der Oberpfalz in Wahrheit ein echtes Friedensangebot. Ganz nach den Prinzipien der Bibel. Und da steht: “Am Anfang war das Wort” Johannes 1, 11 ff. Und tatsächlich: Am Anfang vieler muskelbetonter Dialoge steht das in der Oberpfalz tausendfach bewährte Angebot: “Mogst a Fozzn?”.

Damit hat der Befragte die echte Wahl – was in der Demokratie ein Grundprinzip für friedliches Zusammenleben ist. Beziehungsweise sein kann oder könnte. Denn beim kleinsten Anzeichen einer Bejahung (leichtes Zucken irgendwo im Gesicht) könnte diesem Wunsch durchaus effektiv entsprochen werden. Motto: “Aas oin Hakn wean glei mehra” (Google-Übersetzer: “Jetzt wird es ernst!”). Der niederbayerische Kabarettist Bruno Jonas meint – oberpfälzisch inspiriert – dazu: “A Baggl Fozzn is glei aafgrissn!” (Google: “Wir sind zu allem bereit!”).

Pazifisten raten aber, einen Kniff anzuwenden, der schon manchen gewaltbereiten Gegner geistig niedergestreckt hat: “Halt Dei Maal!”

Hinweis

Mitte März erscheint das neue “Oberpfälzer Wörterbuch – Vo Aungdeggl bis Zintara” im Buch- und Kunstverlag Oberpfalz, 14,90 Euro.

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