US-Army-Raubzug: Gericht reichen Beweise nicht

Weiden/Grafenwöhr. Bewährungsstrafen gab es am Landgericht für zwei Männer (43 und 31). Sie waren wegen des Diebstahls und der Hehlerei von US-Army-Ausrüstung angeklagt. Den Richtern reichten die Beweise nicht, dass die beiden für den gesamten Klau verantwortlich sind.

Viel Rauch um Nichts. Von der ursprünglichen Anklage gegen einen Militaria-Händler aus Weiden blieb vor dem Landgericht wenig übrig. Er handelte auch mit „Humvees“ (Bild), so geriet die Polizei auf seine Spur. Symbolfoto: Pixabay

Selten liegen die Vorstellungen von Ermittlern und Justiz so weit auseinander. Seit Jahren hat die Polizei einen Militaria-Händler aus Weiden im Visier. Er stand im Verdacht, am Diebstahl von US-Gerät im Wert von über 420.000 Euro vom Truppenübungsplatz Grafenwöhr beteiligt gewesen zu sein. Zeitweilig ermittelte auch der Zoll gegen den 43-Jährigen. Dabei ging es um „Hummers“, US-Militärfahrzeuge, die der Oberpfälzer aus den Staaten importierte.

Das Zollfahndungsamt Nürnberg hatte Hinweise, dass der Händler „Hummer 2“ (Baujahr ab 1997) in „Hummer 1“ umdeklarierte, um Einfuhrzölle zu sparen. Der Humvee-Handel war letztlich der Grund, warum man den 43-Jährigen mit den Diebstählen aus dem Container der „Ukraine Task Force“ in Verbindung brachte. Das Zollverfahren ist bereits eingestellt. Der Verdacht konnte nicht erhärtet werden.

Bewährungsstrafen: 1 Jahr und 9 Monate

Und auch im Prozess um die Army-Ausrüstung reichte es nicht für das von den Ermittlern erwartete Urteil. Immerhin hatte die Staatsanwaltschaft Anklage zum Landgericht erhoben (Straferwartung vier Jahre aufwärts). Die 1. Strafkammer mit den Richtern Peter Werner und Vera Höcht verurteilte den 43-Jährigen am Mittwoch letztlich zu einer Bewährungsstrafe von 1 Jahr und 9 Monaten, unter Einbeziehung eines Urteils von 2022.

Mit 1 Jahren und 9 Monaten wegen gewerbsmäßiger Hehlerei kam auch ein 31-Jähriger davon, der Teile der Ware weiterverkauft hat. Die Taterträge wurden bei beiden auf nachgewiesene 943 bzw. 8200 Euro deutlich nach unten korrigiert. Auch der für den Militaria-Händler besonders schmerzhafte Vermögensarrest wurde vom Gericht aufgehoben. Durch das Einfrieren dieses sechsstelligen Betrags habe der Mann seinen kompletten Fuhrpark verloren, so das Gericht. Mindestens zwei Fahrzeuge sind versteigert worden.

Vorsitzender Richter an Ermittler: „Ganz so einfach geht’s halt nicht“

Von der ursprünglichen Anklage blieb „nicht gar so viel übrig“, so Richter Werner in der Urteilsbegründung. Von 49 Gasmasken flossen sieben ins Urteil ein. Sie wurden eindeutig bei den angeklagten Männer gefunden oder von ihnen weiterverkauft. Die Gasmasken können durch Individualnummern zweifellos dem ausgeraubten Container zugeordnet werden.

Es sei nicht zulässig, von nachweislich 9 geklauten Gasmasken auf alle 49 und den ganzen Rest der Beute zu schließen. „Ganz so einfach geht’s halt nicht.“ Nicht der Angeklagte müsse seine Unschuld beweisen, sondern die Ermittlungsbehörden müssten ihm die Taten beweisen. „Und zwar jede einzeln.“ Aus Sicht des Gerichts wären eine „Vielzahl von anderen Varianten denkbar, wie diese Gegenstände abhandengekommen sind“. Die US-Army kam erst einen Monat später nach einer Inventur darauf, dass überhaupt etwas fehlte.

Verteidiger Urs Kobler (Hannover) hatte für den 43-Jährigen anderthalb Jahre Haft gefordert. Er sah bei den Ermittlern übertriebenen Verfolgungseifer. Auch Anwalt Clemens Sammet plädierte für seinen Mandanten auf 1,5 Jahre, Staatsanwalt Thomas Wosch auf 1 Jahr und 11 Monate.

Die Ermittlungen

Der Container gehörte der „Ukraine Task Force“ der National Guard. Diese Einheit war im Februar 2022 von der Ukraine zurück nach Grafenwöhr verlegt worden. Normalerweise wird die Ausrüstung beim Property Book Office gelagert, in diesem Fall wurden ausnahmsweise einige Container im Motorpark 35 (einer Art Hummer-Schrottplatz) abgestellt.

Am 11. Februar 2022 wurde eine Inventur gemacht, da waren die Container noch komplett. Am 15. März 2022 entdeckte die Army, dass Gegenstände fehlen. Konkret 49 Gasmasken, 7 Funkgeräte (Wert pro Stück zwischen 19.000 und 31.000 US-Dollar), Antennen und 8 Geigerzähler. Gesamtwert: 345.000 US-Dollar.

Die Criminal Investigation Division (die Kripo der US-Army) nahm die Ermittlungen auf. Leider erst, nachdem die Army zunächst eigene Ermittlungen angestellt hatte. Sprich: Eine ganze Einheit hatte das Waldstück auf der Suche nach der Ausrüstung durchpflügt, ehe die Kriminalisten anrückten. „Die krochen nochmal durch alle Löcher im Zaun“, erinnert sich die US-Ermittlerin im Zeugenstand. An Spurensicherung war nicht mehr zu denken. Noch später wurde die Eschenbacher Polizei hinzugezogen. Der Sachbearbeiter kennt die Aufbruchsspuren an der Schrauben-Mutter des Containers nur von Fotos.

Aber er hat das Waldstück hinter dem Motorpark inspiziert. Dort lagen sieben Humvee-Türen, eventuell schon bereit zum Abtransport durch Diebe. Der Weg führte ihn daher schnell zu dem Militaria-Händler aus Weiden. Dieser stand zum einen schon länger im Visier der Ermittler, bereits im Frühjahr 2022 gab es ein Gerichtsverfahren gegen ihn. Und er betrieb zu dieser Zeit einen Handel mit Humvee-Fahrzeugen, die aus den USA ohne Türen geliefert werden. Als der 43-Jährige dann über Ebay auch noch Gasmasken mit passenden Individualnummern verkaufte, war der Verdacht mit Händen zu greifen.

Gasmasken mit passenden Nummern verkaufte zudem der mitangeklagte 31-Jährige aus dem Landkreis Tirschenreuth. Seine Bezugsquelle: der Militaria-Händler aus Weiden. Eine seiner weiteren Bezugsquellen war eine US-Soldatin, die inzwischen aus dem Dienst entfernt ist. Vor Gericht wurden Whatsapp-Chats verlesen. Sie schreibt unter anderem: „I have 30 more tents for you.“

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