Vergewaltigung in “Trinkerszene”: Prozess am Landgericht Weiden

Vor dem Landgericht Weiden steht seit Montag ein 64-Jähriger. Ihm wird die Vergewaltigung einer Bekannten (50) am Großparkplatz in Tirschenreuth vorgeworfen.

Vergewaltigung Prozess Landgericht Weiden
Ein 64 Jahre alter Tirschenreuther muss sich wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung vor der 2. Strafkammer am Landgericht Weiden verantworten. Foto: Christine Ascherl

Weiden/Tirschenreuth. Die Tat soll sich an einem Nachmittag im Mai 2023 am Omnibusbahnhof in Tirschenreuth ereignet haben. Beide gehören laut Staatsanwaltschaft der örtlichen “Trinkerszene” an, die sich dort häufig aufhält.

Der 64-Jährige ist seit dem Vorfall in einer Suchtklinik untergebracht. Er steht unter Betreuung. Auch am ersten Prozesstag macht er Ärger: Während einer einstündigen Verhandlungspause zerlegt er die Fußbodenleisten der Justiz-Zelle. Er ist, so sagt er selbst in einer Pause, ein großer Fan von Bruce Lee. Der Name des Kampfkünstlers steht in dicken Lettern auf zwei Gipsverbänden an seinen Armen: “Von dem bin ich Fan.”

Heftig zur Wehr gesetzt

Staatsanwältin Carolin Ammon schildert in der Anklage, was sich nach den Ermittlungen zugetragen hat: Demnach trafen die beiden schon kurz nach Mittag aufeinander und tranken ein paar Bier auf den Sitzbänken. Schon dabei habe die 50-Jährige den 64-Jährigen als “aufdringlich” empfunden und mehrfach aufgefordert, Abstand zu halten.

Als sie gegen 17 Uhr zur Damentoilette ging, sei ihr der Ältere gefolgt. Die Frau setzte sich laut Anklage gegen seine massiven sexuellen Attacken zur Wehr. Sie erlitt Schürfwunden, eine Beule am Hinterkopf und Würgemale am Hals. Erst als Anwohnerinnen die Schreie hörten und zu Hilfe kamen, ließ der 64-Jährige von der 50-Jährigen ab. Noch heute leide das Opfer an Schlafproblemen, so die Staatsanwältin.

Angeklagter weiß sein Geburtsdatum nicht

Die Anklage bringt den 64-Jährigen vor die Strafkammer am Landgericht Weiden unter Vorsitz von Richter Marco Heß mit den Beisitzern Matthias Bauer und Florian Bauer. Schon mit Fragen zu seinen Personalien tut sich der Angeklagte schwer. Geburtsdatum? “Des woaß i net.” Beruf? “Nix.” Zur Tat will er schweigen, teilt sein Verteidiger Rouven Colbatz mit.

Der Ermittlungsbeamte der Polizei Tirschenreuth berichtet von dem Einsatz am Omnibusparkplatz. Eine Anwohnerin hatte die Inspektion über die mutmaßliche Vergewaltigung informiert. Der mutmaßliche Täter floh zu Fuß. Seine Identität sei der Polizei durch frühere Einsätze (Ruhestörung, Belästigung etc.) schnell klar gewesen. Eine Zivilstreife aus Waldsassen nahm ihn vor einem Discounter fest. Im Rucksack steckten ein paar Flaschen Bier. Er beteuerte: “Ich hab’ nix gemacht.”

Ein Kripobeamter übernahm den Angeklagten in Weiden zur Spurensicherung, die “mit viel gutem Zureden” erfolgte. Der 64-Jährige habe “wie ein Kind” behandelt werden müssen. Notarzt Andreas von Bohlen beschreibt den Täter als “ein bissl verworren, sehr redselig” und offensichtlich betrunken. Eine Blutentnahme ergab 1,7 Promille.

Nicht der erste Vorfall

Die Geschädigte kennt den Angeklagten schon viele Jahre, beide gehören der örtlichen Trinker-Clique an. An diesem Nachmittag waren sie allein auf den Parkbänken. Er setzte sich neben sie, was der 50-Jährigen schon nicht recht war. “Ich wollte meine Ruhe.” Sie sei weggerutscht und einsilbig geblieben.

Bei einem Toilettengang sei ihr der 64-Jährige dann hinterher. Die Tür des öffentlichen WCs lasse sich nicht ordentlich schließen. Er habe sich auf sie geworfen, habe ihr den Mund zugehalten und den Kopf gegen die Fliesenwand geschlagen. Mit allen Mitteln habe sie versucht, ihn wegzuhalten, “bis mir die Kräfte ausgingen” und es zu einem Vergewaltigungsakt kam. Das Gerangel verlagerte sich schließlich nach draußen ins Gebüsch.

Die Frau berichtete noch von zwei ähnlichen Vorfällen in den letzten drei Jahren, bei denen sie der Ältere auf dem Heimweg verfolgt hatte. Dabei habe sie ihn erfolgreich abwehren können.

Am Dienstag schon Urteil erwartet

Der Prozess ist auf zwei Tage angesetzt, schon am Dienstag wird ein Urteil erwartet.

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1 Kommentare

Anwohner - 08.04.2024

Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Und zahlen für diesen Bodensatz der Gesellschaft dürfen die, die sich nicht mal trauen , nachts die Autotüre zuzuschlagen