Verwahrloste, abgemagerte und verletzte Pferde auf einem Reiterhof

Amberg. Auf einem Reiterhof im Landkreis Amberg-Sulzbach sollen zahlreiche Pferde vernachlässigt worden sein. Fotos einer Pferdefreundin auf Facebook zeigen abgemagerte und teilweise völlig verwahrloste Tiere.

Abgemagert, ungepflegt, krank: So sollen die Tiere in einem Pferdehof im Landkreis Amberg-Sulzbach aussehen. Foto: Facebook/Unknown

Es ist ein Hilferuf von Veronika P. (Namen von der Red. geändert) auf Facebook: “Wir möchten hiermit auf die nicht mehr tragbaren Umstände der Schulpferde des Reitstalls xxx im Landkreis Amberg-Sulzbach aufmerksam machen. Seit Monaten häufen sich die Bilder der furchtbaren Zustände der Pferde – derjenigen Schulpferde, die uns jahrelang begleitet und so vieles beigebracht haben. Es wurde von vielen Seiten schon versucht, endlich die Behörden dazu zu bewegen, tätig zu werden. Leider passiert offenbar nichts und Pferd für Pferd geht erbärmlich ein. Uns bedeuten diese Pferde zu viel, als dass wir einfach wegsehen oder diese Bilder noch weiter ertragen können. Bitte helft uns, indem ihr laut und tätig werdet…”

Schreckliche Bilder

Die Bilder, die Veronika P. auf ihrer Facebook-Seite gepostet hat, erschrecken: Abgemagerte, teils verwahrloste und auch offensichtlich verletzte Pferde in knöcheltiefem Dreck, mit blutenden und eitrigen Hufen, kraftlos auf dem Boden liegend. Man muss schon einigermaßen hartgesotten sein, um für diese Tiere kein Mitleid zu empfinden und auf die dafür Verantwortlichen nicht wütend zu sein. Auf einigen der 70 geposteten Fotos sind die Rippen der unterernährten Tiere und verschiedene Verletzungen zu sehen.

Schreckliche Bilder geschundener Tiere. Dieses und andere Fotos postete eine Pferdefreundin auf Facebook. Sie sollen von einem Reitstall aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach stammen. Foto: Facebook/Unknown
Schreckliche Bilder geschundener Tiere. Dieses und andere Fotos postete eine Pferdefreundin auf Facebook. Sie sollen von einem Reitstall aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach stammen. Foto: Facebook/Unknown
Foto: Facebook/Unknown
Foto: Facebook/Unknown
Foto: Facebook/Unknown
Foto: Facebook/Unknown
Foto: Facebook/Unknown
Foto: Facebook/Unknown
Foto: Facebook/Unknown
Foto: Facebook/Unknown
Foto: Facebook/Unknown
Foto: Facebook/Unknown
Schreckliche Bilder geschundener Tiere. Die Fotos postete eine Pferdefreundin auf Facebook. Sie sollen von einem Reitstall aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach stammen. Fotos: Facebook/Unknown
Fotos: Facebook/Unknown
Fotos: Facebook/Unknown
Fotos: Facebook/Unknown
Foto: Facebook/Unknown

Dem Veterinäramt am Landratsamt Amberg-Sulzbach sind die Zustände im betreffenden Reitstall seit geraumer Zeit bekannt. Bereits im Juli hat die Behörde die Besitzerin des Reitstalls schriftlich aufgefordert, die festgestellten Mängel umgehend abzustellen. Außerdem sollte sie ihren mittlerweile vollzogenen Umzug auf einen Pferdehof in Thansüß ordnungsgemäß melden.

Unterernährt, offene Wunden, Sonnenbrand

Die der Redaktion vorliegende Verordnung lässt nicht nur Pferdeliebhaber erschaudern. Im Ergebnisprotokoll des Veterinäramtes ist die Rede von “abgemagerten, kachektischen (leidenden, d. Red.) und verletzten Pferden, die bis auf Weiteres nicht mehr im Reitschulbetrieb eingesetzt werden dürfen.” Festgestellt wurden unterernährte Tiere mit offenen Wunden, eitrigem Augenausfluss mit Fliegenbefall, Mauke (entzündliche Erkrankung der Haut in der Fesselbeuge des Pferdes) oder Sonnenbrand. Der Besitzerin des Reiterhofs wurde die Ausübung einer gewerbsmäßigen Pferdepension bis auf Weiteres untersagt.

Mittlerweile hat Landrat Richard Reisinger die Angelegenheit zur “Chefsache” erklärt.

Seit Juli 2023 Kontrollen

Am Wochenende versammelten sich Tierschützer vor dem Betrieb. Die Polizei hat sie – wohl nach einem Anruf der Reitstall-Besitzer – aber des Platzes verwiesen. Das Veterinäramt war unterdessen weiter aktiv und hat den Betrieb nochmals besucht. Wie das Landratsamt in einer Pressemittlung schreibt, hätten Fachkräfte des Veterinäramts seit Juli 2023 in regelmäßigen Abständen unangekündigte Kontrollen in dem Betrieb durchgeführt. “Dabei wurden Mängel (…) dokumentiert. Die Besitzerin der Pferde wurde deshalb umgehend aufgefordert, diese Mängel zu beheben. Zwischenzeitlich hatte sich die Lage für das Veterinäramt so dargestellt, dass sich die Situation für die Tiere verbessert hat.“

Ein Pferd musste eingeschläfert werden

Am vergangenen Montag seien dann erneut Mängel und Verstöße festgestellt und entsprechende Maßnahmen eingeleitet worden – zum Beispiel die tägliche Zufuhr von ergänzenden Futtermitteln zum Aufbau der Muskelmasse. Wörtlich schreibt das Landratsamt:

„Am Freitagvormittag (…) fand eine weitere unangemeldete Kontrolle statt. Im Zuge dessen wurde auf Anordnung der zwei Tierärzte des Veterinäramts und des rechtlichen Vollzugs des Landratsamtes fünf Pferde unter besondere Betreuung gestellt, um eine ausreichende Ernährung der Tiere sicherzustellen. Bei einem dieser Pferde hatte sich trotz der eingeleiteten Maßnahmen der Gesundheitszustand derart verschlechtert, dass es am folgenden Tag eingeschläfert werden musste.“

Am Montag waren das Veterinäramt und auch Landrat Richard Reisinger erneut vor Ort. Ein Tier muss erneut ärztlich untersucht werden, andere wurden verkauft oder verschenkt. Der Gesundheitszustand der im Betrieb verbleibenden Tiere sei laut Landratsamt derzeit als unbedenklich einzustufen.

“Fotos nicht aktuell”

Die Besitzerin des Reitstalls hat unterdessen wegen der Vorwürfe Anzeige gegen Unbekannt erstattet. “Ich habe mir nichts vorzuwerfen”, erklärte sie am Freitag gegenüber Oberpfalz-Medien. Die Fotos seien ihrer Meinung nach teilweise über eineinhalb Jahre alt, eventuell “retuschiert” und wohl auch nicht auf ihrem Hof entstanden. Mehr könne sie aktuell mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nicht sagen, dennoch beteuerte sie am Telefon vehement: “Meine Pferde schauen nicht so aus. Sie sind kugelrund.”

* Diese Felder sind erforderlich.

4 Kommentare

Gitta Mann-Tyminski - 07.02.2024

Die Kommunikation zwischen Veterinär-Ämter sind für den Tierschutz katastrophal, leider ,immer wieder werden sie in einer unnötigen Meckerecke gedrängt, Ich wünschen Euch von Herzen : haltet durch und viel Erfolg, die Öffentlichkeit sollte über solche Missstände immer wieder informiert werden,erst recht, wenn Ämter nicht reagieren und sich angemacht fühlen, Wofür stehen diese Leute ,nicht für den Tierschutz.

Hannelore Krier - 07.02.2024

Wer zum Teufel setzt sich auf verhungerte und verwahrloste Pferde. Diese Nutzer sollten gleich mit angeklagt werden. Danke an die Tierschützer, deren Nerven wohl mehr als blank liegen müssen. Presse Fernsehen alle müssen mithelfen solche Zustände zu bekämpfen.

Ramona H. - 14.12.2023

Solchen Leute gehörten die Tiere sofort weggenommen und in Sicherheit gebracht. Es passiert gesetzlich immernoch zu wenig das solche Menschen bestraft werden. Dir Regierung sollte drüber mal Nachdenken . Zu hohe Tierarzt preise tragen auch dazu bei das Tiere in solche lagen kommen können. Es steigt ja alles ins unermessliche. Tiere gaben auch Gefühle und ein Herz und sind besser als so mancher Mensch. Also bestimmt endlich mal Gesetze dafür das solche Monster die den Tieren nix Gutes tun mit langjähriger Haft bestraft werden . Was ist nur aus Deutschland geworden. Schämt Euch und unternehmt endlich was das sowas nicht passieren darf un kann. Ramona H.

Eva Meier - 12.12.2023

Die Lage hat sich beruhigt und alles ist gut, oder etwa nicht? Nachdem am Montag der Landrat Richard Reisinger den Pferdehof besucht hat, hat er natürlich einen Hof vorgefunden, auf dem einigermaßen normale Zustände herrschen und nichts von arg unterernährten Pferden zu sehen war. Nach der Stellungnahme des Landratsamtes zu urteilen scheint doch alles in Ordnung zu sein. Die Pferdehofbesitzerin kann also weitermachen. Wieder einmal. Der Tierschutz hat einen Schlag ins Gesicht bekommen. Wieder einmal. Und wir, die wir für da Wohl der Tiere gekämpft haben, stehen als die Dummen da. Wieder einmal. Der Betrieb wird einfach auf ein anderes Familienmitglied übertragen und alles kann so weiterlaufen. Wieder einmal. Und da prangern wir andere Länder wegen schlimmen Zuständen in der Tierhaltung an? So lange die Gesetzgebung diese Schlupflöcher hat, ist es schwer Tieren zu helfen. Wieder einmal. Eine bisinnliche Weihnachtszeit und viel Zeit zum Nachdenken wünscht Eva Meier