Video-Interview mit Red-Bull-Urgestein Volker Viechtbauer: Zwischen Flügeln und Frankl
Weiherhammer. Ein Philosoph, der die Dose neu denkt: Dr. Volker Viechtbauer war 30 Jahre lang das rechtlich-ethische Rückgrat von Red Bull – jetzt bringt er mit Blue Bomb stilles und spritziges Wasser in die Welt. Und eine Botschaft: Trinkt mehr! Lebt bewusster! Denkt tiefer!

Wie er da sitzt und leise in sich hineinlächelt, ist Volker Viechtbauer keiner, der laut auftritt. Und doch hallt nach, was der Oberösterreicher alter Linzer Schule, ohne den Doktor vor sich herzutragen, wie eine Monstranz aus den guten alten K.-und-K.-Zeiten, bedächtig sagt.
Weil es nicht nur bedacht ist, sondern durchlebt. Weil er in einem Atemzug von Pfandpflicht und Viktor Frankl spricht. Und weil er sich nach drei Jahrzehnten an der Seite von Dietrich Mateschitz nicht als Konzernveteran, sondern als Gründungsneuling begreift – mit einer Wasser-Dose in der Hand und einem süffisanten Lächeln im Gesicht.
„Wenn es den Job nicht gegeben hätte, hätte ich ihn erfinden müssen“
Volker Viechtbauer, geboren in Linz, Rechtsanwalt, Personalchef, Ethikbeauftragter im Geiste – ist so etwas wie der moralische Architekt hinter dem Markenphänomen Red Bull. Als er 1995 zum Unternehmen stieß, bestand die Rechtsabteilung aus einem Ordner. „Mateschitz wollte keine Juristen. Er meinte, dann könne er gleich zusperren.“
Der Rechtsgelehrte macht eine Pause und grinst wissend. Acht Jahre später war der Bedarf dann so groß, dass aus dem Ordner ein Apparat mit 300 Mitarbeitenden wurde. „Meine Aufgabe war es, das Produkt bei Gesundheitsministerien weltweit zu erklären – von Brasilien bis Neuseeland“, sagt Viechtbauer. Ein diplomatischer Welttrunk-Exporteur im Auftrag des Koffeins.
Frankl statt Freihandel
Und dann kommt dieser Satz, der in keinem Management-Handbuch steht, aber in jedem Herz haften bleibt: „Die Demarkationslinie verläuft zwischen Selbstverwirklichung und Selbstvergessenheit.“ Viechtbauer zitiert ihn nicht als Guru, sondern als Praktiker. Der Grundsatz stamme von Viktor Frankl, Holocaust-Überlebender, Existenzphilosoph, sein heimlicher Leitstern.
Mateschitz, erzählt er, habe lieber Frankls Vorlesungen besucht als jene zur Weltwirtschaft. Und daraus Prinzipien abgeleitet, die auch Viechtbauer weiterträgt:
Wenn eine Maßnahme nicht den drei Frankl-Kriterien standhält – Selbstverantwortung, Beitrag zum Ganzen, Zutrauen – wird sie nicht umgesetzt. Volker Viechtbauer

„Wer ein Warum hat, erträgt fast jedes Wie“
Dass er nun mit Blue Bomb ein eigenes Unternehmen gegründet hat, klingt erst wie ein Gag – vom roten Bullen zur blauen Bombe, ein Mann, der Energy-Drinks (ohne Zucker), der Wasser predigt. Aber dahinter steckt mehr: eine Vision. „90 Prozent der Menschen trinken zu wenig. Kinder noch weniger. Das hat fatale Folgen.“
Die Lösung: stilles oder prickelndes Wasser in Aludosen – als gesunde, recycelbare Alternative für eine Generation, die Koffein kennt, aber Durst nicht mehr spürt. 98 Prozent Aluminium-Recyclingquote, kein Zucker, kein Chichi – nur ein dezenter Weckruf an die Vernunft.
Weiherhammer statt Weltstadt
Und wie fand er sich beim DENK.summit zurecht, in der ländlichen Oberpfalz? „Ich dachte zuerst, es geht in die Pfalz – wegen des Weins“, lacht er. „Dann merkte ich, dass Weiherhammer ganz woanders liegt – aber mindestens genauso inspirierend ist.“
Er sieht im ländlichen Raum keinen Makel, sondern eine Kraftquelle: „Fuschl ist auch ein Dorf. Wenn man ein Warum hat, erträgt man fast jedes Wie.“ Für Viechtbauer zählt nicht das Glamouröse, sondern das Geerdete. Und genau das macht ihn so glaubwürdig – als Humanist im Businesshemd.
Wer ist Dr. Volker Viechtbauer?
Geboren: in Linz an der Donau
Ausbildung: Jurastudium in Linz und im Ausland, Rechtsanwalt
Karriere:
– 30 Jahre bei Red Bull, zuständig für Recht & Personal
– Aufbau der globalen Rechtsabteilung
– Persönlicher Berater von Dietrich Mateschitz
Heute: Gründer von Blue Bomb – stilles und prickelndes Wasser in Aluminiumdosen
Leitbild: Viktor Frankl
Drei Prinzipien fürs Unternehmertum: Selbstverantwortung, Beitrag zum Ganzen, Zutrauen
Lieblingssatz: „Die Führungskräfte müssen ihre Leute nicht motivieren – es reicht schon, wenn sie sie nicht demotivieren.“
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1 Kommentare
Der Ethikbeauftragte, der Humanist, welcher sich per Definition an den Werten und der Würde der Menschen orientiert, will uns Kunden also Mineralwasserdosen mit 0,33 Litern Inhalt für fast 1,50 € (pro Stück!!) verkaufen? Selten war Kabarett so erfrischend und vor allem kostenlos. Das Interview und die Website des Mineralwassers sollte Einzug in jede Unterrichtsstunde zum Thema “Verbraucherbildung” finden.