Vorwurf des Betrugs: Kripo durchsucht Immobilienmakler in Weiden

Weiden. Am Mittwochmorgen stand die Kripo bei einem Immobilienmakler in Weiden vor der Tür – mit Haftbefehl. Dieser wurde am Mittag wieder aufgehoben. Der Anwalt des 44-Jährigen wertet das als Erfolg.

Justiz Amtsgericht Stau vor der Justiz: Am Dienstag wurde gegen eine Einbrecherbande verhandelt, die im Mai 2023 in Moosbach unterwegs war. Foto: Christine Ascherl
Einmal Justiz und zurück. Ein Immobilienmakler aus Weiden wurde am Mittwoch dem Ermittlungsrichter vorgeführt. Der Haftbefehl wurde aufgehoben. Foto: Christine Ascherl

Gegen den ehemaligen Sponsor mehrerer Sportvereine wird seit 2016 ermittelt. Das soll den Beschuldigten nicht vor weiteren Taten abgehalten haben. Neue Betrugsvorwürfe gaben am Mittwoch den Ausschlag für die Durchsuchung, bestätigte Wolfgang Voit, Sprecher der Staatsanwaltschaft Weiden. Insgesamt würden dem „Finanzexperten“ aktuell 13 Fälle des Betrugs vorgeworfen. Schadenssumme: über 800.000 Euro.

Neu sind Ermittlungen bezüglich einer Dame, die der Immobilienmakler über eine Dating-Plattform kennengelernt haben soll. Ihr soll er in zwei Fällen insgesamt 110.000 Euro für eine angebliche Immobilieninvestition sowie als Privatkredit abgeknöpft haben. Durchsucht wurde in drei Objekten: beim Beschuldigten selbst sowie bei zwei weiblichen Bekannten.

Am Morgen festgenommen, mittags wieder freigelassen

Die Kriminalpolizei nahm den 44-Jährigen am Morgen vorläufig fest. Das Amtsgericht Weiden hatte im Vorfeld einen Haftbefehl wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr erlassen. Am Vormittag führten ihn Kripobeamte am Amtsgericht vor. Nachdem er bei der Haftvorführung ausführliche Angaben gemacht hatte, hob der Ermittlungsrichter den Haftbefehl wieder auf. Sein Anwalt Oliver Plate verbucht dies als Erfolg: „Der dringende Tatverdacht hat sich nicht bestätigt.“ Der 44-Jährige verließ das Gericht als freier Mann.

Das passiert nicht zum ersten Mal. Auch 2021 wurde ein erlassener Haftbefehl wieder aufgehoben. „Es hat sich auch damals gezeigt: Er ist kein Heiliger. Aber nicht alles, was ihm vorgeworfen wird, ist Betrug“, sagt Anwalt Plate. Ein Vermögensarrest habe seinen Mandanten handlungsunfähig gemacht. Es kam zur Insolvenz und fehlerhaften Investitionen. Ein „gewisser Belastungseifer“ habe sich verbreitet. „Jeder hat sich plötzlich von ihm betrogen gefühlt.“ Es kündigten Kunden, die „nicht im Ansatz geschädigt“ waren.

Laut Staatsanwalt auch „Ice Tigers“ und SpVgg geneppt

Was wird dem 44-Jährigen vorgeworfen? Die zwei neuen Fälle kommen zu elf Betrugsvorwürfen einer Anklage vom Frühjahr 2023 hinzu. Wie Landgerichtssprecher Matthias Bauer informiert, ist das Hauptverfahren inzwischen eröffnet. Sprich: Einem Prozess stünde nichts im Wege – nur der Terminkalender des Landgerichts. Derzeit wird bevorzugt gegen Angeklagte verhandelt, die in Untersuchungshaft sitzen.

In der Anklage geht es überwiegend um Eingehungsbetrug mit einer Schadenssumme von rund 700.000 Euro. Der „Finanzexperte“ soll seinen Kunden die Vermittlungen von Immobilien und Krediten angeboten haben. Laut Staatsanwaltschaft mussten die Kunden dafür in Vorausleistung gehen und nahmen teils selbst Kredite auf, die sie an den Weidener weiterreichten. Bei OberpfalzECHO haben sich Geschädigte gemeldet, die sagen, der Beschuldigte habe sie „um Haus und Hof“ gebracht.

Die Anklage enthält nach Auskunft von Staatsanwalt Voit auch Vorwürfe zum Nachteil zweier Sportvereine. Der 44-Jährige hatte Sponsoring-Verträge mit der SpVgg Weiden sowie den „Ice Tigers“ Nürnberg abgeschlossen. Darin waren Werbeleistungen vereinbart, die der Unternehmer nicht eingehalten haben soll. Den Vereinen soll jeweils ein Schaden im Bereich von rund 30.000 Euro entstanden sein.

2022 in erster Instanz zu Haft verurteilt

Nicht einfacher macht es, dass ein weiteres Berufungsverfahren aussteht. 2022 war der Mann am Amtsgericht Weiden wegen Betrugs zu einem Jahr und neun Monaten Haft – ohne Bewährung – verurteilt worden. Damals ging es nicht um Immobilien, sondern um Versicherungen. Von 2014 bis 2016 war der Versicherungsmakler Hauptsponsor beim 1. EV Weiden. In dieser Zeit schloss er auf die Namen etlicher Spieler Privatrenten ab und kassierte die Provisionen. Auf einen einzigen Stürmer liefen beispielsweise zwölf Rentenversicherungen. Als nicht eingezahlt wurde, flog der Schummel auf.

Gegen dieses Urteil hat der 44-Jährige Berufung zum Landgericht Weiden eingelegt, die noch nicht verhandelt ist. Auch bei der Berufungskammer ist der Terminkalender prall gefüllt.

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