Oberpfälzer vor Gericht: Hunderte Badegäste in WTW und Kurfürstenbad heimlich gefilmt?
Weiden/Amberg. Ein 40-Jähriger aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach soll in den Umkleidekabinen der Weidener Thermenwelt und im Kurfürstenbad Amberg heimlich nackte Badegäste gefilmt haben. Er stalkte zudem seine Nachbarinnen in deren Privathaus, so die Anklage der Staatsanwaltschaft Weiden.
Angeklagt sind die Verletzung des Intimbereichs, das Herstellen von kinder- und jugendpornografischen Schriften sowie Hausfriedensbruch. Verhandelt wird ab Dienstag, 29. Oktober, vor dem Schöffengericht des Amtsgerichts Weiden. Der Angeklagte wird von Anwalt Engelbert Schedl verteidigt.
Seit fast einem Jahr in Untersuchungshaft
Der Skandal kommt spät ans Licht: Bereits seit einem Jahr sitzt der 40-Jährige aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach in Untersuchungshaft. Er soll in der WTW in Weiden sowie im Kurfürstenbad in Amberg über ein Jahr hinweg Minikameras installiert und hunderte Badegäste gefilmt haben. Die Aufnahmen sah er sich dann zu Hause zur sexuellen Befriedigung an.
Die Kriminalpolizei Weiden hat das Videomaterial gesichtet, das im Zeitraum von 11. August 2022 bis 7. Dezember 2023 entstanden ist. Demnach hat der Mann insgesamt 258 Badegäste beim Umziehen aufgenommen. Die Frauen, Männer und Kinder sind dabei nackt zu sehen. In zwei Fällen handelte es sich um Pärchen, die die Familienumkleide der Thermenwelt für amouröse Zwecke nutzten.
Kamera: ein 3 mal 3 Zentimeter großer Würfel
Folgendes soll sich laut Anklage der Staatsanwaltschaft Weiden abgespielt haben: Der 40-jährige Ledige kaufte sich eine Minikamera (3 mal 3 Zentimeter groß), die auf Bewegung reagiert und Videos mit Ton auf SD-Karten aufzeichnet. Über ein Jahr hinweg ging er als Badegast in die Erlebnisbäder in Weiden und Amberg. In der Umkleide installierte er die versteckte Kamera. Dann ging er Schwimmen und nahm nach einigen Stunden die Kamera wieder mit.
Nach Erkenntnissen der Ermittler versteckte er die Kamera beispielsweise in einer Socke mit einem Loch, die er in eine Umkleide legte. Oder er klebte die Kamera mit Klebeband an die Kabinenwand. Der 40-Jährige nutzte dabei meist die geräumigen Familienumkleiden, weil dort bessere Perspektiven möglich waren. Bereits am 16. Oktober 2022 hatte ein Badegast eine solche Kamera sogar entdeckt und gemeldet. Der Angeklagte flog nicht auf. Er kaufte sich eine neue Überwachungskamera der gleichen Marke und machte weiter. Soweit die Anklage.
Die Filme speicherte der Mann nach Erkenntnis der Ermittler daheim auf seiner Festplatte ab. Sinn des Ganzen: die eigene sexuelle Erregung. Auf nackte Kinder und Männer hatte er es dabei nicht abgesehen, sie waren eher unfreiwilliger Beifang.
Heimlich ins Nachbarhaus geschlichen
Gravierend ist auch das Ausspähen seiner Nachbarn, das ihm die Ermittlungsbehörde zur Last legt. Demnach soll der 40-Jährige regelmäßig heimlich das Haus betreten haben. Den Zweitschlüssel hatten die Bewohner vor Jahren bei seinem Vater hinterlegt. Mindestens 19 Mal soll er heimliche Filmaufnahmen im Nachbarhaus angefertigt haben.
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