Waldnaabaue: Wie mit Wasserbüffeln eine Urlandschaft geschaffen werden soll

Tirschenreuth. Die vier Wasserbüffel in der Waldnaabaue haben Verstärkung bekommen: Seit Dienstagmittag beweiden sieben weitere Tiere dieser Gattung knapp 100 Hektar in dem geschützten Bereich.

Angekommen: Neugierig beäugen die ersten zwei der fünf Wasserbüffel aus Thüringen die neue Umgebung und die Neugierigen am Wegesrand. Joseph (links) und Markus Lindner hatten die Tiere abgeholt. Foto: Udo Fürst

Gespannt warten Josef Schmidt, Sohn Johannes und Claudia Fuchs auf die Neuankömmlinge. Im Anmarsch sind ganz besondere „Landschaftspfleger“: fünf ausgewachsene Wasserbüffel und zwei Kälbchen aus dem thüringischen Altenburg. Sie sollen ihren vier seit Mai hier angesiedelten Artgenossen im Naturschutzgebiet Waldnaabaue Gesellschaft leisten. Das „Wilde Weiden Projekt Waldnaabaue“ sei die „Speerspitze“ des größten Auenweideprojekts in Deutschland, wie Schmidt, der Beweider der Tiere, stolz erklärt. Knapp 100 Hektar der sonst kaum zu bewirtschaftenden Fläche in dem Sumpfgebiet nahe Hohenwald (Tirschenreuth) sollen nach und nach zur Urlandschaft werden, beschreibt Fuchs von der Unteren Naturschutzbehörde die Intention des Vorhabens.

Für Landrat Roland Grillmeier ist das Projekt eine Bereicherung für die Waldnaabauen-Flächen, die der Landkreis in den vergangenen Jahrzehnten bereits weiterentwickelt hat. Insgesamt sind für das Projekt circa 450.000 Euro veranschlagt. Zwei Drittel davon übernimmt der Bayerische Naturschutzfonds, 25 Prozent der Landkreis Tirschenreuth.

Unbeeindruckte Tiere

Kurz nach 11 Uhr ist es so weit: Der Laster des Vieh- und Fleischhändlers Markus Lindner aus Altenstadt/WN rollt heran. Am Steuer Lindners Sohn Joseph, der das Gefährt auf dem morastigen Feldweg sicher in Richtung Gatter des eingezäunten Wilde-Weiden-Areals steuert. „Man muss keine Angst vor den Tieren haben, die sind brav“, beruhigt Schmidt die doch etwas vorsichtigen Beobachter von den Medien. „Aber aus dem Weg solltet ihr schon gehen“, fügt er sicherheitshalber hinzu. Als Lindner die Boxentür auf seinem Laster öffnet, muss er den Büffeln erst mal gut zureden, damit sie die Rampe herunterkommen. Danach verlassen die Tiere den Transporter bedächtig, fast majestätisch, mustern neugierig die Neugierigen am Wegrand. Dann schlendern sie unbeeindruckt und gemächlich in Richtung neues Zuhause.

Josef Schmidt öffnet das Tor zum Weidegebiet der Wasserbüffel. Foto: Udo Fürst
Josef Schmidt öffnet das Tor zum Weidegebiet der Wasserbüffel. Foto: Udo Fürst
Joseph und Markus Lindner transportierten die Tiere von Thüringen nach Bayern. Foto: Udo Fürst
Joseph und Markus Lindner transportierten die Tiere von Thüringen nach Bayern. Foto: Udo Fürst
Gelassen in die neue Heimat. Foto: Udo Fürst
Gelassen in die neue Heimat. Foto: Udo Fürst
Neben fünf ausgewachsenen Wasserbüffeln bereichern auch zwei Kälbchen die Weidelandschaft. Foto: Udo Fürst
Neben fünf ausgewachsenen Wasserbüffeln bereichern auch zwei Kälbchen die Weidelandschaft. Foto: Udo Fürst
Unaufgeregt trotten die Tiere in Richtung neues Zuhause. Foto: Udo Fürst
Unaufgeregt trotten die Tiere in Richtung neues Zuhause. Foto: Udo Fürst
Aktion gelungen. Darüber freuen sich (von links): Claudia Fuchs, Joseph Lindner, Johannes und Josef Schmidt und Markus Lindner. Foto: Udo Fürst
Aktion gelungen. Darüber freuen sich (von links): Claudia Fuchs, Joseph Lindner, Johannes und Josef Schmidt und Markus Lindner. Foto: Udo Fürst
Josef Schmidt öffnet das Tor zum Weidegebiet der Wasserbüffel. Foto: Udo Fürst
Joseph und Markus Lindner transportierten die Tiere von Thüringen nach Bayern. Foto: Udo Fürst
Gelassen in die neue Heimat. Foto: Udo Fürst
Neben fünf ausgewachsenen Wasserbüffeln bereichern auch zwei Kälbchen die Weidelandschaft. Foto: Udo Fürst
Unaufgeregt trotten die Tiere in Richtung neues Zuhause. Foto: Udo Fürst
Aktion gelungen. Darüber freuen sich (von links): Claudia Fuchs, Joseph Lindner, Johannes und Josef Schmidt und Markus Lindner. Foto: Udo Fürst

Artenvielfalt wird gesteigert

Dieses Zuhause für die Wasserbüffel ist die Waldnaabaue zwischen Tirschenreuth und Falkenberg – ein echtes Natur-Eldorado. Während Fischwirte für den Erhalt von Teichen und Fischen und damit für ein vielfältiges Ökosystem sorgen, übernehmen diese Aufgabe entlang der Flussaue der Waldnaab seit 2024 die hier lebenden Rinder. Auf circa 100 Hektar (in der Endstufe bis zu 200 Hektar Weidefläche) lebt das „Rote Höhenvieh“, eine alte Oberpfälzer Robustrasse, und einige Wasserbüffel. Dabei handelt es sich um Karpatenbüffel, die – anders als die Rinder – auch gerne Schild und Rohrkolben fressen sowie durch ihre Vorliebe für Schlammlöcher einen idealen Lebensraum für Amphibien, Reptilien und Insekten befördern.

Denn das Ziel des Naturschutzprojekts „Wilde Weiden“ ist es, durch große, zusammenhängende Weidelandschaften die Artenvielfalt in der Waldnaabaue zu steigern. Die Beweidung durch die Rinder hält die Landschaft offen und damit die Ökosysteme intakt. Gleichzeitig bietet die Beweidung einen Ansatz für die Nutzung landwirtschaftlich wenig attraktiver Flächen. Nicht zuletzt entsteht mit dem hochwertigen Rindfleisch von den „Wilden Weiden“ ein weiteres regionales Premium-Produkt „made in Waldnaabaue – zusätzlich zur Tradition der Karpfenzucht in der Teichpfanne.

Bald auch „sumpftaugliche“ Pferde?

Wenn man entlang des Vizinalbahn-Radwegs oder auf dem Waldnaabtal-Radweg zwischen der Heusterzbrücke und dem Fischaufstieg vor Gumpen unterwegs ist, lohnt es sich für Radler und Wanderer, die Augen offenzuhalten. Und die Ohren – denn der markante, Elch-artige Ruf der Wasserbüffel ist weithin zu hören. Mittelfristig sollen durch die Verlagerung der Futterstellen und Infobereiche die Tiere hautnah erlebt werden können.

Wenn man Glück hat, sieht man die Rinder sogar tauchen. Wasserbüffel lieben nämlich, wie der Name schon sagt, das nasse Element. „Da schauen oft nur die Augen der Tiere raus aus der Naab oder aus den tieferen Tümpeln“, weiß Josef Schmidt, der erfahrene Bio-Bauer, der im Steinwald das Rote Höhenvieh züchtet. „Ziel unseres Biohofs und der Waldnaabaue ist es, die Mittelgebirgs-Kulturlandschaft durch eine extensive, ökologische Landbewirtschaftung zu erhalten. Wir wollen zeigen, dass es für unsere Region noch andere Chancen als Massentierhaltung und Biogasanlagen gibt.“ Schmidt hat noch ein Ziel: Die Waldnaabaue zur offiziellen Urlandschaft zu machen. Dafür brauche man aber noch sumpftaugliche Pferde wie die Rasse „Marismeño“. Wer den engagierten Natur- und Landschaftsschützer von der Grenzmühle kennt, kann sich gut vorstellen, dass er das schafft.

Wasserbüffel als Landschaftspfleger

Wasserbüffel werden in erster Linie im Rahmen der Landschaftspflege eingesetzt. Sie besitzen eine besondere Klauenphysiologie, wodurch sie auch sumpfige, ganzjährig nasse Standorte begehen können. Sie zeichnen sich durch hohe Anpassungsfähigkeit an verschiedene Klima- und Umweltbedingungen aus, sind leichtkalbig und erreichen ein Gewicht von 600 bis 800 kg, ausgewachsene Bullen 800 bis 1000 kg.

 

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