Walter Winklers Rat in Krisenzeiten (1): „Handeln statt jammern!“

Parkstein. Das Familien-Unternehmen Witron erarbeitete sich in über 50 Jahren den Ruf eines Hidden Champions für innovative Logistiklösungen. Gründer und Inhaber Walter Winkler revolutionierte mit seiner OPM-Lösung die Logistik im Lebensmittel-Einzelhandel. Teil 1: Der antizyklische Familienunternehmer.

Witron-Gründer Walter Winkler. Foto: WITRON

Im ersten Teil des Unternehmergesprächs mit Walter Winkler sprechen wir über das antizyklische Krisenmanagement des 86-jährigen Oberpfälzer Urgesteins. Und darüber, was die Witron-Welt in ihrem Innersten zusammenhält.

Herr Winkler, die aktuelle Stimmung im Lande wird von kritischen Schlagzeilen dominiert. Mit Witron verbindet man dagegen Innovation und Wachstum. Lässt sich jede Krise managen, haben wir zu viel German Angst?

Winkler: Aus meiner Sicht zählen nicht aktuelle Momentaufnahmen, sondern Betrachtungen über größere Zeitspannen. Zur Einordnung: Vor 53 Jahren habe ich mein Unternehmen mit meiner Frau und einem Lehrling gegründet. Zu dritt! Heute arbeiten über 7500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Witron – davon rund 2500 in Parkstein. Und wir wachsen weiter. Wir planen, realisieren und betreiben Verteilzentren für Kunden in ganz Europa, Nordamerika und Australien. In all diesen Jahren gab es immer wieder Zeiten des Aufschwungs – aber auch nationale und internationale Krisenzeiten. Und eines hat sich dabei immer gezeigt:

Es macht keinen Sinn, sich über Dinge aufzuregen, welche du nicht beeinflussen kannst – das ist reine Zeitverschwendung. Walter Winkler

Du musst dich im Leben immer auf das konzentrieren, wo du wirklich etwas bewegen kannst. Anstatt zu jammern, war es immer mein Antrieb, zu handeln und Dinge in Angriff zu nehmen – für meine Firma, für meine Kunden, und vor allem für meine Mitarbeiter. Dann wirst du auch belohnt!“

Kriegerische Auseinandersetzungen in unmittelbarer Nähe – mit weltweiten wirtschaftlichen Auswirkungen. Dazu die Neuformierung einer wachsenden BRICS-Achse der Bedrohung, die den Westen vor neue Herausforderungen stellt. Beunruhigt Sie diese Gemengelage?

Winkler: Es ist unstrittig, dass sowohl weltpolitisch als auch national viele Spannungsfelder bestehen – welche natürlich auf Gesellschaft und Wirtschaft einwirken. Diese Dynamik zu besprechen, würde den Rahmen dieses Gespräches sprengen. Aber in einem Punkt sind wir uns wohl alle einig: Es wird in der Politik zu einer grundsätzlichen Zäsur kommen – ob es den aktuellen Protagonisten gefällt oder nicht. Aber ich bin kein Politiker und will auch keiner werden. Ich bin Unternehmer.

Wie schätzen Sie die in dieser politischen Lage die Rahmenbedingungen für Unternehmen ein?

Winkler: Gemeinsam mit meinen Mitarbeitern habe ich Witron aufgebaut – und mir war es wichtig, dass mein Lebenswerk weitergeführt wird. Daher habe ich mein Unternehmen in eine Stiftung eingebracht, um dessen Fortbestand nachhaltig zu sichern. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten soll das Unternehmen mit seinen Rücklagen Arbeitsplätze sichern. Dies ist ein unschätzbarer Wert und stabiler Anker für meine Mitarbeiter.

Nach meiner festen Überzeugung hat ein Unternehmen eine soziale Verantwortung in der Gesellschaft. Walter Winkler

Eine Verantwortung weit jenseits von Gewinnen und Quartalsberichten. Das war auch die Triebfeder, mein Unternehmen in eine Stiftung einzubringen.

Welchen Rat würden Sie jungen Unternehmern in diesen unsicheren Zeiten des Wandels geben?

Winkler: Ich halte nichts von pauschalen Ratschlägen aus der Distanz. Ich kann nur sagen, wie ich persönlich vorgehen würde. Wenn Rahmenbedingungen schwierig sind, musst du besser damit zurechtkommen als andere. Schauen Sie, wir machen über die Hälfte unseres Geschäftes in Übersee. Es gab Zeiten, da hat uns der schlechte Dollarkurs weh getan. Dann hilft es nicht, zu lamentieren und sich darüber zu ärgern.

Witron-Gründer Walter Winkler äußert sich in einer Echo-Interview-Serie zur wirtschaftlichen Situation in Deutschland. Foto: Jürgen Herda

Wie haben Sie gegengesteuert?

Winkler: Wir mussten Wege finden, damit unsere Anlagen für unsere Kunden trotzdem wirtschaftlich sind – und das ist uns gelungen! 2008 war die Zeit der Lehmann-Krise. Damals habe ich mich entschieden, vorwärtszugehen, zu investieren und Leute einzustellen. 2020 begann die Corona-Phase – gefolgt von einer Rohstoffkrise. Und auch damals haben wir antizyklisch gehandelt und investiert. Entscheidend sind nicht die Rahmenbedingungen, sondern wie du als Unternehmer und Unternehmen damit umgehst.

Hatten Sie nie Sorge, in diesen Zeiten nicht genügend Arbeit für Ihre Leute zu haben?

Winkler: Ehrlich gesagt, eine meiner größten Sorgen als Unternehmer war es immer, genügend Arbeit für meine Leute zu haben – völlig unabhängig davon, ob die Zeiten gut oder schwierig waren. Dieser Antrieb hat dazu geführt, dass es seit Unternehmensgründung keinen einzigen Tag Kurzarbeit bei Witron gab. Aber ungeachtet von zu viel oder zu wenig Arbeit – wenn sich gute Leute beworben haben, haben wir sie eingestellt, denn ein Grundsatz hat sich bestens bewährt:

Für gute Leute haben wir immer Arbeit. Walter Winkler

Das Witron-Reich macht auch die Gemeinde Parkstein reich. Bild: WITRON

Walter Winkler, Gründer und Patriarch des Unternehmens

„Über die Jahre und Jahrzehnte hat sich meine Rolle und mein Fokus naturgemäß immer wieder verändert“, definiert sich Witron-Erfinder Walter Winkler immer wieder neu. „Als Gründer werde ich dem Unternehmen immer verbunden bleiben – und mich aktiv einbringen, solange es mir Freude macht.“

Welchen Beitrag leistet er noch heute für das Parksteiner Familienunternehmen? „Heute fokussiere ich mich primär auf die strategische Ausrichtung von Witron“, erklärt er. „Und natürlich liegen mir die Menschen und unsere Unternehmenskultur sehr am Herzen.“ Winkler habe sehr viel Leidenschaft in das Unternehmen investiert – und habe auch extrem viel dafür zurückbekommen.

„Und was mir am meisten Spaß macht“, verrät der Patriarch: „Sehr viele Witronen erleben das genauso wie ich.“ Witron sei eben viel mehr als nur ein attraktiver Arbeitgeber. „Für viele ist Witron zu einer beruflichen und menschlichen Heimat geworden.“ Und das über unterschiedliche Altersklassen und Nationalitäten hinweg.

„Ob in der Oberpfalz, in Sydney oder in Chicago“, blickt Winkler aus dem Fenster seines Dreiseit-Bauernhofs im alpenländischen Stil, den seine verstorbene Frau Hildegard so geschmackvoll eingerichtet hat, auf sein Lebenswerk: die Witron-Produktionsfläche von über 220.000 Quadratmetern. „Das ist aus meiner Sicht das Entscheidende, wenn man von einem Lebenswerk spricht.“

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