Warum angehende Mediziner von der Hausarztschmiede so überzeugt sind

[Advertorial] Kemnath/Bärnau. Dass Hausärzte auf dem flachen Land Mangelware und oft zu alt sind, ist lange bekannt. Der Landkreis Tirschenreuth unternimmt mit seinem Projekt Hausarztschmiede konkrete Schritte gegen diesen Notstand.

Junge Hausärzte gesucht: Unter diesem Motto läuft das Projekt Hausarztschmiede im Landkreis Tirschenreuth. Foto: OberpfalzECHO

Michael Heldwein und Sebastian Ponnath – zwei Stipendiaten, die mit der Hausarztschmiede des Landkreises Tirschenreuth eng verbunden sind. Zusammen mit dem „Vater“ des Projekts, Dr. Peter Deinlein, und Projektkümmerin Linda Wunderlich vom Landratsamt stehen sie beispielhaft für ein Vorhaben, das die Ärztenot in der Region verbessern kann. Eine wichtige Indikatorin und Werbeträgerin für das Ärzteleben auf dem Land ist Anne Blindert, Ärztin in Weiterbildung, die seit September 2024 in Peter Deinleins Praxis in Kemnath arbeitet. Als Mitglied des JADE ( Junge Allgemeinmedizin Deutschland)-Stammtisches Nordoberpfalz ist sie eine profunde Kennerin der Materie rund um Weiterbildung, Facharztprüfung, Informationen und Austausch zum Thema Niederlassung und Praxisgründung, Stellenangebote und berufspolitische Neuigkeiten.

Landärzte kümmern sich aufopferungsvoll um ihre Patienten – so weit das Klischee. Die Realität: In vielen ländlichen Regionen gibt es zu wenige Hausärzte. Kommunen versuchen jetzt mit Stipendien, Ärzte zu binden – so wie der Landkreis Tirschenreuth. Dazu Landrat Roland Grillmeier: „Es ist eine Chance für junge Mediziner, ihre berufliche Zukunft in einer Region mit großem Bedarf und vielen Möglichkeiten zu gestalten.“

Michael Heldwein lebt gerne hier

Michael Heldwein ist der erste Stipendiat des Landkreises und er nahm diese Möglichkeit begeistert an. „Die ärztliche Tätigkeit auf dem Land und die Rückkehr in meine Heimat sind Ziele, die ich für mein späteres Leben anstrebe. Wenn man dafür, dies machen zu können, auch eine finanzielle Unterstützung bekommt, die man als Student ohnehin gut brauchen kann, ist die Entscheidung relativ leicht gefallen“, betont der Bärnauer im Gespräch mit OberpfalzECHO. Für ihn sind auch die oft geäußerten Nachteile des Landlebens kein Problem, wenn er sagt: „Wer hier verwurzelt ist, kann es sich auch beruflich gut vorstellen, hier zu bleiben.“

Michael Heldwein ist der erste Stipendiat des Landkreises Tirschenreuth. Foto: privat

Der 26 Jahre alte Bärnauer kann sich gut vorstellen, dem Landkreis auch mittel- und langfristig als Mediziner treuzubleiben. “ Ich komme aus der Region und kenne die Situation für Beruf, Familie, Kinder, Freizeitangebote und so weiter. Ich bin hier aufgewachsen und würde mich auch als hier verwurzelt bezeichnen.“ Heldwein bezeichnet die Hausarztschmiede als „sehr gutes Projekt“. Es ermögliche Medizinstudenten bereits im Studium, potenziell spätere Kollegen kennenzulernen, sich zu vernetzen und sich mit anderen Ärzten über Erfahrungen auszutauschen. „Davon mache ich auch selbst immer wieder Gebrauch.“

500 Euro monatlich für Medizinstudenten

Der Landkreis Tirschenreuth vergibt seit 2024 Medizinstipendien mit einer Zahlung von 500 Euro im Monat. Als Gegenleistung für das Stipendium verpflichtet sich der Stipendiat/die Stipendiatin, die fachärztliche Weiterbildung in der Fachrichtung Allgemeinmedizin in einer Hausarztpraxis im Landkreis Tirschenreuth zu absolvieren und anschließend für einen Zeitraum von 36 Monaten in einer Kommune des Landkreises hausärztlich tätig zu sein.

Weitere Informationen über das Stipendienprogramm und das Projekt Hausarztschmiede unter www.hausarztschmiede.de

Sebastian Ponnath, der heimatverbundene Kemnather

Ähnlich heimatverbunden ist Sebastian Ponnath. Warum hat sich der 24-Jährige für das Stipendium des Landkreises entschieden? „Ganz simpel: Das Leben als Student in einer sehr teuren Stadt wie Regensburg zu finanzieren, ist nicht einfach. Da man im Medizinstudium nicht wirklich viel nebenbei jobben kann, war es notwendig, sich nach einem Stipendium umzusehen, um auch meine Eltern finanziell zu entlasten. Und wenn man schon mal finanziell unabhängig war, ist es leicht nachzuvollziehen, dass man dann nicht unbedingt scharf darauf ist, wieder den elterlichen Geldhahn anzapfen zu müssen.“

Was müsste getan werden, um mehr junge Ärztinnen und Ärzte in die nördliche Oberpfalz zu locken? Ponnath: „Ich glaube, dass es sich hierbei um ein strukturelles und gesellschaftspolitisches Problem handelt, dass von uns nur bedingt angegangen werden kann. Unsere alternde Gesellschaft besonders in der Region ist in Verbindung mit gering ausgebauter Infrastruktur, wenig gesellschaftlichen Events und fehlendem kulturellen Angebot zu wenig attraktiv für eine immer mehr urbanisierte junge Generation.“ Wenn man nicht von hier komme, sei es sehr schwer, junge Menschen davon zu überzeugen, hierher zu ziehen, wenn die nächste Disco mindestens eine halbe Stunde entfernt sei.

Sebastian Ponnath (Mitte) bei der Stipendiumszusage mit Landrat Roland Grillmeier und Hausarztschmiede-Projektkümmerin Linda Wunderlich. Foto: Landratsamt Tirschenreuth

Fischzüchter im Nebenerwerb

Anders sehe es aus, wenn die betreffende Person nach einem langen Studium schon in einem Alter sei, wo man eventuell schon andernorts eine Heimat gefunden, eine Partnerschaft oder Familie habe, die bei der Wohnortauswahl mit beeinflussten. „Sollte man sich noch nicht entschieden haben, ist unser schönes Fleckchen Kemnath durchaus eine attraktive kleine Stadt.“ Ponnath selbst bezeichnet sich als sehr heimatverbundener Mensch – unter anderem betreibt er mit seinem Vater eine nebenerwerbliche Fischzucht – der die örtliche Nähe brauche. „Außerdem bleibt mir durchs Stipendium und die damit einhergehende Verpflichtung ja fast nichts anderes übrig“, sagt der angehende Mediziner lachend.

Die Hausarztschmiede sei ein super sympathisches und gut durchdachtes Projekt. „Es ist nur schade, dass sich niemand findet, der sich als weiterer Stipendiat bewirbt. Man lässt sich dadurch ein echt cooles, junges und lebendiges Netzwerk entgehen.“ Ponnaths Vorschlag: Man könnte das Ganze sogar noch ausbauen und durch die Unterstützung anderer Fachrichtungen versuchen, auch Fachärzte sämtlicher Disziplinen in die nördliche Oberpfalz zu locken.

Anne Blinderts Bekenntnis zur Nordoberpfalz

Anne Blindert, Ärztin in Weiterbildung, absolviert seit September 2024 ihr siebenmonatiges Praktikum in der Praxis von Dr. Peter Deinlein in Kemnath. Sie sei sehr froh, dort lernen und arbeiten zu können. Von ihren Vorgänger/innen Dr. Laura Goldmann und Dr. Luca Frank habe sie viel Positives über die Weiterbildung in der Praxis gehört. Dr. Deinlein habe sie bei ihrer Weiterbildungsplanung enorm unterstützt. Ihrer Meinung nach gebe es auf diesem Sektor für Ärzte noch viel Verbesserungspotenzial. „Definitiv müssten die Ausbildungsangebote verbessert werden, angefangen beim Studium.“ Medizinstudierende müssen insgesamt sieben Monate ein Praktikum absolvieren. „Durch eine gute Lehre könnte man mehr Medizinerinnen auf die Region aufmerksam machen und sogar langfristig binden.“

Ebenso sollte es ein gutes Weiterbildungsangebot sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich geben. „Hier gibt es in anderen Regionen für Allgemeinmediziner gut funktionierende Weiterbildungsverbünde. So etwas muss sich bei uns dringend etablieren.“ Darüber hinaus seien für junge Fachärzte auch Kommunen interessant, die Praxisräume zumindest für einen gewissen Zeitraum zur Verfügung stellen. „Das würde eine Niederlassung sehr erleichtern“, betont Blindert.

Anne Blindert, Ärztin in Weiterbildung, arbeitet seit September 2024 in der Praxis von Dr. Peter Deinlein. Foto: Bernd Schönefelder

„Ein hervorragendes Projekt“

Nach etwas mehr als zehn Jahren in Nordbayern und knapp fünf Jahren in der Nordoberpfalz fühlt sich Anne Blindert hier schon ziemlich verwurzelt, auch beruflich gesehen. „Mein Partner hat bei unserer Ortswahl natürlich etwas mitzureden, für ihn gilt aber aktuell das Gleiche.“ Ein dickes Lob hat sie für die Hausarztschmiede des Landkreises parat: „Das ist ein hervorragendes Projekt, um junge Medizinerinnen und Mediziner auf die Region aufmerksam zu machen und zu binden. Ich kenne ähnliche Projekte, zum Beispiel im Bayerischen Wald, die es auch langfristig geschafft haben, junge Ärztinnen und Ärzte für die Region zu gewinnen.“

Ein Stipendiat gesucht

Das Geld für die Stipendiaten fließt maximal sechs Jahre. Dafür verpflichten sich die Bewerberinnen und Bewerber, nach der Ausbildung mindestens drei Jahre im Landkreis Tirschenreuth zu praktizieren. Ausgelobt werden seit 2024 pro Jahr zwei Stipendien. Für das laufende Jahr ist noch ein Platz frei. Dafür können sich jetzt nicht nur junge Leute bewerben, die sich als Hausärzte verpflichten wollen.

Interessierte können sich bei Linda Wunderlich (Telefon: 09631/88-749, E-Mail: linda.wunderlich@tirschenreuth.de) melden oder sich unter www.hausarztschmiede.de informieren. 

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