Warum heißt eigentlich der letzte Tag des Jahres „Silvester“?
Nordoberpfalz. Seit unseren Kindestagen nennen wir den letzten Tag des Jahres "Silvester". Was steckt dahinter? OberpfalzECHO ist dieser Sache nachgegangen.
An ‚Silvester‘ knallen die Korken, leuchtet das Brillantfeuerwerk, gibt es oberpfälzische Karpfen aus dem Stiftland. Jeder weiß, dass damit der 31. Dezember, also der letzte Tag des Jahres gemeint ist. Warum aber dieser Tag so heißt, wissen die Wenigsten. OberpfalzECHO hat sich auf die Suche nach einer Erklärung gemacht.
Der Gregorianische Kalender – ein Meilenstein
Wie bei vielen anderen Dingen im europäischen Kulturkreis hat die katholische Kirche bis heute maßgeblichen Anteil an der Zeitrechnung und Datumseinteilung. Ein Blick in die Geschichte verdeutlicht das.
Geht man in das Jahr 1582 zurück, dann stößt man auf die Einführung des sogenannten ‚Gregorianischen Kalenders‘. Papst Gregor der Große (540-604 n. Chr.) hatte die alte Datumstradition satt und kurzerhand Schluss mit dem römischen Kalendersystem gemacht. Neue Besen kehren gut und so hat ‚Greg‘ gleich einmal den Januar als Jahresbeginn festgelegt. Im Gegensatz dazu begann in Rom und seinen Provinzen das Kalenderjahr am 1. März.
Interessant: Noch heute spuken die lateinischen Monatsbezeichnungen als Relikt im modernen Kalender herum. So kommt die Bezeichnung ‚September‘ vom lateinischen Wort ’septem‘ – also sieben. Im Gregorianischen Kalender ist jedoch der September der neunte Monat des Jahres. Vielleicht ist das Ganze doch nicht so recht ausgereift…
Das ist der Hintergrund für unseren bis heute gebräuchlichen weltlichen Kalender.
Der ‚Heiligenkalender‘ ergänzt den weltlichen Kalender
Die katholische Kirche hat aber noch in Form eines weiteren Kalenders ein besonderes Ass im Ärmel. Dieser wurde als Ergänzung zum weltlichen Kalender eingeführt: der ‚Heiligenkalender‘. So wird das in der römisch-katholischen Kirche verwendete kalendarische Verzeichnis der Heiligen bezeichnet, das diesen besonderen Personen jeweils einen eigenen Gedenktag zuordnet.
In seinen Vorläufern geht dieser Kalender auf die ersten Jahrhunderte nach Christus zurück, in denen meist Märtyrern an der Wiederkehr ihres Todestages eine besondere Ehrung zuteilwurde.
Eine wichtige Vereinheitlichung erfolgte 1568/1570, als Papst Pius V. im Zuge der Reformen des Konzils von Trient einen regulierten Kalender mit 158 Heiligenfesten für die westliche katholische Kirche einführte. Erst 1969 wurde dieser Kalender als Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils reformiert und um viele Heilige aus aller Welt erweitert.
Papst Silvester I. als Namensgeber
Im kirchlichen Heiligenkalender findet man am 31. Dezember den Gedenktag für einen gewissen Papst Silvester I., weil sich dieser am 31. Dezember 355 n. Chr. in die Ewigkeit verabschiedete. Nachdem kaum schriftliche Aufzeichnungen über diesen Papst existieren, verlässt man sich in kirchlichen Kreisen wie so oft auf Legenden und Spekulationen.
Diese besagen, dass Papst Silvester I. der Vater der sogenannten Konstantinischen Schenkung war. Wir erinnern uns: Viele Päpste nutzten die angeblich von Kaiser Konstantin ausgestellte Urkunde, um ihre Vormacht in der Christenheit und territoriale Ansprüche (Rom, Italien und – Bescheidenheit lässt grüßen – die gesamte westliche Welt) zu begründen.
Heute weiß man, dass Silvester I. und seine Influenzer geflunkert haben und das Schriftstück eine plumpe Fälschung war. Ob Papst Silvesters Lüge (achtes Gebot!) ein Hindernis für den direkten Weg in den Himmel war, lässt sich bis heute nicht eindeutig klären.
So heißt der letzte Tag des Dezembers in anderen Ländern
Obwohl der Name ‚Silvester‘ für den letzten Tag des Jahres in vielen Ländern und Kulturkreisen eine große Rolle spielt, gilt das aber nicht für die ganze Welt. Die von Rom und der katholischen Kirche geprägten Länder in Europa und Lateinamerika bevorzugen die Namenbezeichnung nach Papst Silvester I. für diesen Tag. Eher säkular orientierte Nationen haben andere Namen für den letzten Tag des Jahres. Hier eine Auswahl:
- Englisch: New Year’s Eve
- Französisch: Réveillon de la Saint-Sylvestre (Abend des Hl. Silvester)
- Spanisch: Nochevieja (wörtlich „alte Nacht“)
- Italienisch: Notte di San Silvestro (Nacht des Heiligen Silvester)
- Niederländisch: Oudejaarsavond (Der Abend des alten Jahres)
- Dänisch: Nytårsaften
- Schwedisch: Nyårsafton
- Finnisch: Uudenvuodenaatto
- Polnisch: Sylwester
- Tschechisch: Silvestrovské oslavy (Silvesterfeierlichkeiten)
- Rumänisch: Revelion (Abend)
- Ungarisch: Szilveszter napja (Silvestertag)
- Indonesisch: Malam tahun baru
- Kurdisch: Sersal
- Slowenisch und Serbisch: Silvestrovo
OberpfalzECHO wünscht ‚A guads Neis‘
Wir von OberpfalzECHO wünschen allen unseren Lesern ein gutes Neues Jahr. Und nachdem wir Vielfalt begrüßen, machen wir das gleich in mehreren Sprachen:
- Englisch: „Happy New Year!“
- Französisch: „Bonne année!“
- Italienisch: „Buon anno!“
- Spanisch: „Feliz año nuevo!“
- Portugiesisch: „Feliz ano novo!“
- Russisch: „S Novym godom!“
Weitere Sprachen:
- Arabisch: „Kol a’am wa antom bekhayr!“
- Türkisch: „Mutlu yıllar!“
- Chinesisch: „Xīn nián kuài lè!“
- Japanisch: „Akemashite omedetou gozaimasu!“
- Koreanisch: „Sae hae bok man hi bat eu se yo!“
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