Was uns Smoot-Hawley über Zölle lehrt – eine kritische Betrachtung

Nordoberpfalz. Etwa 1.000 Milliarden US-Dollar betrug das Handelsbilanzdefizit der USA zuletzt in jedem einzelnen Jahr. Donald Trump will das ändern. Seiner Ansicht nach nutzen die Handelspartner die Amerikaner aus. Wie die meisten Populisten hat er ein einfaches Rezept dies zu ändern: Zölle lautet das Zauberwort.

Symbolbild: Pixabay

Ausländische Waren werden teurer gemacht und inländische Produzenten geschützt. So weit, so einfach. Warum ein Handelsdefizit nicht immer eine schlechte Sache sein muss und was uns die Herren Smoot und Hawley hierzu lehren:

Wer profitiert mehr?

Laut Calos Terre von der Ratingagentur Scope ist es ein weit verbreiteter Irrglaube, dass ein Handelsdefizit immer schlecht sei. Das Handelsminus wird nämlich durch ein Plus beim Finanzüberschuss ausgeglichen. Ja, das Land mit dem Defizit erhält Waren auf Kredit. Jedoch sollte sich vielmehr der Staat Sorgen machen, der Kredit gewährt. Wer weiß schließlich, ob die finanziellen Verpflichtungen ihren Wert halten oder eben nicht?

Andererseits profitieren auch beide Seiten: Die Exporteure erhalten US-Dollar und können diese anderweitig ausgeben. Leichter als mit der eigenen Währung. Die Importnation, in diesem Falle die USA, erhalten günstige Waren und Dienstleistungen. Wahrscheinlich sogar mehr als bei einer reinen Binnenwirtschaft möglich wäre. Für Terre ist Handel kein Nullsummenspiel. Auch für ihn ist ein Handelsdefizit nicht unbegrenzt tragbar. Dennoch überwiegen insbesondere für die Amerikaner die Vorteile.

Höhere Kosten und reduzierte Auswahl

Zölle treffen in erster Linie auch nicht das Ausland, sondern die Amerikaner selbst. So müssten diese mit höheren Kosten für Wirtschaftsgüter rechnen. Auch eine reduzierte Auswahl und schlechtere Qualität sind zu befürchten. Mehr Produktion im Land dank eines künstlichen Schutzes für die Wirtschaft, der am Ende jedoch auf Kosten der Wirtschaftlichkeit geht. Die globale Arbeitsteilung, in der Spezialisierung und höhere Effizienz die Grundlagen sind, hat also durchaus ihre Berechtigung.

Dass diese Argumente durchaus angebracht sind, zeigt ein Blick in die Geschichtsbücher: 1930 wurde in den Vereinigten Staaten der Smoot-Hawley-Act verabschiedet. Das Zollgesetz, benannt nach den Senatoren, die es eingebracht haben, wurde als Schutzmaßnahme für die heimische Landwirtschaft gedacht und auch auf Industriegüter ausgeweitet. Trotz erheblicher Kritik von Ökonomen wurden über 20.000 importierte Waren mit durchschnittlich 40 Prozent Zoll belegt, insbesondere Agrarrohstoffe, Kleidung und Maschinen. Henry Ford und Thomas Lamont bezeichnetes es als „ökonomische Dummheit“ und „blödsinnig“.

Schuss geht nach hinten los

Die Folgen kommen dem Leser, bei Blick auf die aktuellen Tendenzen, bekannt vor: Internationale Handelspartner reagierten mit Gegenzöllen, worauf der Welthandel einbrach. Importe wie Exporte fielen in den Folgejahren um über 60 Prozent. Aufgrund geringerer Beschäftigung stieg die Arbeitslosigkeit und die Nachfrage sank. Waren wurden deswegen sogar deutlich günstiger. So lag die Inflationsrate 1931 und 1932 in den Staaten bei knapp -10 Prozent. Freuen konnte sich darüber aber kaum jemand: Bei 25 Prozent Arbeitslosigkeit und einer extrem ungleichen Verteilung von Vermögen fehlte das Geld und Produzenten sowie Landwirte konnten aufgrund der niedrigen Erlöse ihre Schulden nicht begleichen. Ein Teufelskreislauf.

Auch die politischen Folgen waren enorm. Die Beziehungen zu Handelspartnern waren am Boden, extreme Strömungen erhielten immer mehr Zulauf, in den USA wie im Rest der Welt. Jeder war sich selbst der Nächste, Protektionismus war angesagt, sozusagen „Amerika first“ weltweit. Aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten wurde kurzfristiges Kapital aus dem Ausland zurückgeholt. Dies wiederum führte in eben jenen zu wirtschaftlichen Problemen. Eine weltweite Rezession war die Folge. Erst über 10 Jahre später hat die Weltwirtschaft die alten Höhen wieder erreicht und überwunden.

Einfache Lösungen oft nicht zu Ende gedacht

Die Historie zeigt: Leichte, verführerische Lösungen der politischen Populisten sind eben oftmals keine sinnvolle Lösung, sondern verstärken die Probleme. So wie das Handelsdefizit der USA hat auch die Exportfokussierung Deutschlands seine Schattenseiten. Eine 180 Grad-Wende ist dennoch nicht die Lösung für alle Probleme unserer Zeit. Historisch wie ökonomisch sind die Zölle der falsche Weg. Aber schon Voltaire wusste: „Wer dich dazu bringt, Absurditäten zu glauben, bringt dich auch dazu, Ungeheuerlichkeiten zu tun.“ Und das sollten wir keinesfalls zulassen.

Für die nördliche Oberpfalz, mit vielen tollen Unternehmen, export- wie inlandsorientiert kann jeder versuchen darauf hinzuwirken, dass wie bei den Echo-Ruck-Veranstaltungen mit Niveau und Anstand agiert, aber eben auch diskutiert wird. Die Vernunft wird siegen, meint Vermögensverwalter Wolfgang Meier aus Amberg zu den Zollstreitigkeiten. Hoffentlich nicht nur dort.

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