Weidener eCommerce-Nacht: So gelingen Top-Platzierungen bei Google und die Abwehr von Cyber-Attacken

Weiden. Ist eine eCommerce-Nacht nur eine Veranstaltung für Internet-Nerds? Ganz im Gegenteil, wie die OTH Amberg-Weiden und puzzleYOU als Veranstalter betonen. Gerade Unternehmer ohne IT-Sicherheitsnetz und SEO-Experten profitieren von den Top-Referenten des Abends.

Veranstalter Franz Trescher, Mitgründer und Geschäftsführer von PuzzleYOU, weiß, wie eCommerce funktioniert. Bild: PuzzleYOU

Wer kennt das nicht? Nach jedem Hacker-Angriff auf ein regionales Unternehmen denkt man betroffen: „Wir müssten auch mal was tun …“. Und ein Blick auf die Google-Suchergebnisse zeigt: „Zur Spitzenplatzierung fehlt noch ein ganzes Stück.“ Im unternehmerischen Alltag aber geht der gute Vorsatz bald wieder unter.

Um das zu ändern, könnte die eCommerce Nacht der OTH Amberg-Weiden und puzzleYOU Weiden am Montag, 27. Juni, von 18 bis 21 Uhr im Hörsaalgebäude der OTH Weiden entscheidende Impulse geben. Zwei erfahrene Sprecher aus den Bereichen Suchmaschinenoptimierung und Cyber-Kriminalität geben die Richtung vor.

Damit die Expertenrunde keine trockene Angelegenheit wird, führt der Weidener Bayern-1- Moderator Thorsten Otto in lockeren Talkrunden durchs Abendprogramm. Und auch für großen Andrang ist vorgesorgt: Durch eine Live-Übertragung in einen zweiten Hörsaal können rund 300 Gäste das Event mitverfolgen. Kostenlose Anmeldung hier.

Einer der Mitveranstalter der ersten Stunde, Franz Trescher, Geschäftsführer von puzzleYOU, eines der erfolgreichsten eCommerce-Unternehmen der Nordoberpfalz, verrät im Interview mit OberpfalzECHO, was man an diesem Abend über das Geschäft im worldwide Web lernen kann.

PuzzleYou ist digitale Handarbeit. Bild: PuzzleYOU

Herr Trescher, bei Ihrem Unternehmen puzzleYOU denkt man nicht automatisch an Cyber-Crime oder Identitätsdiebstahl – schon eher an eCommerce und Suchmaschinenoptimierung. Was hat Sie veranlasst, so eine Veranstaltungsreihe ins Leben zu rufen?

Franz Trescher: Seit wir das Format „eCommerce Nacht“ im Jahre 2012 ins Leben gerufen haben, besteht der Anspruch darin, aktuelle Themenfelder zu beleuchten. Derzeit kenne ich kaum ein brisanteres Thema als den Schutz vor Cyberkriminalität. Schauen Sie, bereits vor der Invasion Russlands in die Ukraine haben zahlreichen Angriffe auch auf regionale Unternehmen stattgefunden. Seither ist das Risiko sicherlich nicht gesunken.

Und Sie sind dagegen gewappnet?

Anders als man vielleicht annehmen möchte, denken im Hause puzzleYOU viele Leute an das Thema Cyber-Crime. Das können und wollen wir anderen regionalen Firmen auch dringend raten. Ich bin überzeugt: Die Teilnehmer der diesjährigen eCommerce-Nacht werden wertvolle Impulse mitnehmen und sich in den Tagen und Wochen nach der Veranstaltung verstärkt mit der Prävention vor Cyber-Angriffen beschäftigen.

Jedes Unternehmen, das im Netz erfolgreich sein will, wäre gerne unter den TOP 5 im Google-Ranking – mathematisch bedeutet das für 99,99 Prozent: Das wird nicht klappen. Warum macht es dennoch Sinn, dem sagenumwobenen Google-Algorithmus hinterherzuhecheln?

Ich halte es – im Leben generell – für keinen guten Ansatz, schwierige Themenbereiche unbearbeitet zu lassen. Zumal die 99,99-Prozent-Aussage bei weitem nicht auf alle Suchanfragen der entscheidenden Keywords zutrifft. Je nach Branche oder Produktportfolio können sich gerade auch im Longtail interessante Chancen ergeben, um Top-Platzierungen zu erzielen.

Was kann uns der Referent des Abends, Google-Berater Jonas Weber, in einer Stunde vermitteln, was wir noch nicht wissen?

Schauen Sie, Google beschäftigt über 100.000 Mitarbeiter. Im Googleplex arbeiten hochqualifizierte Fachkräfte an unzähligen Projekten, um die Google-Suchmaschine immer weiter zu perfektionieren. Das belegt die Dynamik innerhalb des Kanals SEO. Diese Marketing-Disziplin hat keinen Projektcharakter. Hier wird nicht zum Zeitpunkt X gestartet und an Y der Projekterfolg gefeiert. SEO ist schnelllebig und erfordert zugleich Durchhaltevermögen.

Was sind die Kernkompetenzen von Herrn Weber?

Jonas Weber war jahrelang ein Teil der Google-Familie in einer zentralen Funktion und hat anschließend im Rahmen seiner Beraterfunktion schon mehrmals eindrucksvoll bewiesen, dass auch kleinere und regionale Unternehmen mit nachhaltig klugen Strategien gegen scheinbar große Konkurrenz bei der Suchmaschinenoptimierung bestehen können. Besucher der puzzleYOU eCommerce Nacht 2022 werden anhand konkreter Praxisberichte erfahren, wie das gelingen kann.

Der Siegeszug der eCommerce scheint unaufhaltsam. Amazon, Lieferhelden & Co machen dem Verbraucher das Shopping unverschämt angenehm. Die Schattenseiten: Die Macht unkontrollierbarer Konzerne wächst, Innenstädte veröden, Lieferdienste belasten die Umwelt, prekäre Arbeitsverhältnisse nehmen zu. …

Mein Blickwinkel ist ein etwas anderer. Sollten wir Megatrends wie den eCommerce sowie die Digitalisierung generell in Deutschland geringschätzen und ablehnen, weil die Gefahr besteht, dass die Attraktivität von Innenstädten nachlässt? Wir leben nun mal in einer sich ständig verändernden Welt. Wer sich diesen Veränderungen am besten und effektivsten anpasst, hat gute Aussichten von den Chancen dieser Veränderungen zu profitieren.

eCommerce Nacht OTH Weiden 03
Voller Hörsaal: Bei der letzten eCommerce-Nacht vor der Pandemie waren alle Plätze im Audi Max der OTH besetzt. Bild: Alexander Seidl

Gibt es aus Ihrer Sicht Ansätze, stationären und digitalen Handel sinnvoll in Einklang zu bringen sowie die Wildwest-Methoden einiger Monopolisten zu zivilisieren?

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Mit der Geburtsstunde des Automobils wurde der Niedergang der Postkutschen eingeleitet. Nokia hat den Smartphone-Boom verschlafen, weil es zulange an überholten Produktwelten festgehalten hat. Städte haben die Aufgabe, sich immer wieder neu zu erfinden. Tourismus, Kultur, Sportangebote, Gastronomie, es gibt zahlreiche vielversprechende Konzepte jenseits des stationären Handels. Oftmals mangelt es am politischen Willen, oder dem Einfallsreichtum der Entscheidungsträger. Übrigens auch wenn es darum geht, die angesprochenen Wildwest-Methoden der Monopolisten mittels Regulierung einzuschränken. Wobei der Lobbyapparat der Tech-Giganten gigantische Ausmaße annimmt. Die Investitionen steigen jährlich. Das ist ein Problem.

Gegen Phishing hilft gesunder Menschenverstand, gegen einfache Cyber-Attacken eine solide IT-Sicherheit. Bei Angriffen hochprofessioneller, zum Teil von Geheimdiensten beauftragter Hacker wohl nur noch ein sehr teurer Schutz von Fraunhofer AISEC. Können sich künftig nur noch Konzerne IT-Sicherheit leisten?

Wirksamen Schutz gibt es sicher nicht zum Nulltarif. Und in der Tat gibt es speziell gegen hochprofessionelle Angriffe niemals einen 100-prozentigen Schutz. Wir sehen aber auch, dass es sich derzeit bei einem Großteil der Cybercrime-Aktivitäten um keine gezielten Angriffe handelt. Gegen diese Angriffe nach dem „Gießkannenprinzip“ kann sich jedes Unternehmen schon jetzt wirksam absichern, unter anderem mit effektiven Sicherheitstrainings für die Belegschaft.

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass regionale Mittelständler Ziel von Cyber-Attacken werden?

Wir haben in den vergangenen Monaten ganz gezielte Cyber-Attacken mit perfidesten Methoden gegen Unternehmen verschiedenster Branchen, gerade auch in unserer Region, gesehen. Kleinere Unternehmen werden sich daran gewöhnen müssen, sowohl für die Prävention als auch den Versicherungsschutz vor Cyber-Angriffen gewisse Investitionen tätigen zu müssen. In aller Regel sind die abzusichernden Systeme bei kleineren Unternehmen aber auch etwas überschaubarer als die IT-Infrastruktur großer Konzerne.

Wie kann IT-Fachanwalt Dr. Marc Maisch als Referent für diesen Themenkomplex weiterhelfen?

Dr. Marc Maisch gibt in seinem Vortrag einen Überblick über die aktuellen Cybercrime-Trends 2022, Identitätsdiebstahl, Phishing und das Vorgehen der Täter im Darknet. Außerdem erwartet die Gäste eine umfangreiche Checkliste zur Prävention von Internetkriminalität. Der Anwalt und Unternehmer, der unter anderem auch schon als Gast bei Aktenzeichen XY und Achtung Abzocke auftrat, ist hier durch seine berufliche Praxis immer auf dem aktuellsten Stand und kann umfangreiche Beispiele aus der Realität schildern.

Mitveranstalter der neunten eCommerce-Nacht ist die OTH Amberg-Weiden: Fraunhofer AISEC versucht seit der Ansiedlung in Weiden, das Risiko-Bewusstsein zu schärfen. Wie gut aufgeklärt sind die Oberpfälzer Unternehmen Ihrer Einschätzung nach inzwischen?

Nicht wenige regionale Unternehmen wurden in den letzten Monaten Opfer der Cyber-Kriminalität. Die IT-Systeme wurden sabotiert und ausgeschaltet. Produktionen, ja ganze Firmen standen still. Ich möchte nicht wissen, wie viele schlaflose Nächte Betroffene hier hatten. Existenzsorgen in einigen Fällen wohl inklusive. Es gibt also sicherlich noch Nachholbedarf in der Aufklärungsarbeit. Die Ansiedlung des Fraunhofer-Instituts mit dem Lernlabor Cybersicherheit ist ein guter Schritt. Auch die Berichterstattung in den Medien hat viele Unternehmer sicherlich sensibilisiert. Der Impulsvortrag von Dr. Maisch wird die Sinne aller Teilnehmer weiter schärfen.

Gibt es Ansätze, kollektiver Sicherheitsnetzwerke, die über den individuellen Schutz von Websites hinausgehen – eine Art Hacker-Schutzschild?

Die bayerische Digitalministerin Judith Gerlach hat kürzlich einen Sonderfonds zur Verteidigung des Cyberraums in Höhe von 10 Milliarden Euro gefordert. Die Bedeutung des Themas ist in der Politik zwischenzeitlich also definitiv angekommen. Die Zukunft wird zeigen, welche Seite immer den einen, entscheidenden Schritt schneller sein wird als die andere…

Wie sehen Sie Ihr eigenes Unternehmen in puncto SEO aufgestellt?

SEO wurde jahrelang eher „nebenbei“ betrieben. Vor gut einem Jahr haben wir begonnen, ein kleines aber schlagkräftiges Team aufzubauen, welches sich zu 100 Prozent diesem Thema widmet. Wir befinden uns in einer Phase, in der wir im Rahmen von Schulungen, Workshops und täglicher Praxisarbeit Inhouse-Kompetenz aufbauen. Zugleich sehen wir erste Erfolge. Das zentrale Ziel besteht darin, die Sichtbarkeit unserer internationalen Marke puzzleYOU nachhaltig auszubauen.

Puzzle on demand: Die Produktion individualisierter Fotoprodukte. Bild: PuzzleYOU

Wie macht man das konkret?

SEO profitiert dabei auch von allen anderen Unternehmensaktivitäten – etwa Produkt-Innovationen, Optimierungen im Service, Erschließung weiterer ausländischer Märkte, Beschleunigung der Produktionszeiten und des Versands. Letztlich hat Google das Ziel, dem Suchenden die besten Suchergebnisse oder Webshops in den Top-Positionen anzuzeigen. Wir haben uns im Produktsegment „Puzzle“ in Europa in den letzten Jahren auf Position 2 vorgearbeitet, im spannenden Teilbereich Fotopuzzle gar zum Marktführer entwickelt. Diese Entwicklung honoriert auch Google.

… und bei der Hacker-Abwehr?

Uns sind die Gefahren, die von der Internetkriminalität ausgehen, vollends bewusst. Ein Vorteil ist auch, dass wir als Online-Händler mit eigenem IT-Team – Softwareentwickler, Administratoren – vergleichsweise viel IT-Know besitzen. Gerade deshalb weiß ich aber auch, dass ein Restrisiko bleibt.

Ganz ohne externe Expertise?

Wir haben vor einiger Zeit die Zusammenarbeit mit einem externen Full-Service-Partner für IT-Sicherheit intensiviert. Schwachstellenanalyse, Penetrationstests und Sicherheitstraining für alle Mitarbeiter inklusive. Die Hausaufgaben sind also gemacht. Ich habe dennoch weiterhin deutlich mehr Respekt vor einem Hackerangriff als zum Beispiel vor einem Einbruch in unser Bürogebäude.

Bringt Thorsten Otto an diesem Abend eigentlich seine blaue Couch mit?

Darüber haben wir tatsächlich nachgedacht. An diesem Abend sollen aber die Inhalte im Mittelpunkt stehen – und das Publikum. Die Veranstaltung wird sich auch dadurch auszeichnen, dass es viel Raum für Fragen der Besucher an die beiden Experten geben wird. Lockere Talkrunden, statt Frontalunterricht. Wer könnte das besser moderieren, als der Preisträger des Deutschen Radiopreises Thorsten Otto, der in Weiden aufgewachsen ist und sich sehr auf sein „Heimspiel“ freut.

Das Unternehmen puzzleYOU

  • puzzleYOU ist der europaweit größte Hersteller von personalisierten Puzzles.
  • Als 2009 gegründetes Oberpfälzer Unternehmen wurden dabei schon bald die Grenzen Bayerns überschritten und mittlerweile werden neben Deutschland auch in 18 weiteren Ländern Puzzlefans und Geschenksuchende glücklich gemacht.
  • Mit dem Aufbau einer eigenen Produktion in den USA ist 2020 der Sprung über den großen Teich gelungen.
  • Das sich ständig fortentwickelnde Produktsortiment reicht von Fotopuzzles, Puzzle-Kollektionen und Memo-Spielen bis hin zu Message-Puzzles.
  • Anzahl der Mitarbeiter der puzzleYOU Firmengruppe: 50 in Deutschland, 40 in Tschechien, 6 in den USA.
  • Verkaufte Produkte 2021: etwa 960.000 Stück
  • Gründer: Norbert Weig und Franz Trescher
  • Geschäftsführer: Franz Trescher

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1 Kommentare

Cybercrime und SEO – Die 9. eCommerce-Nacht steht an - 24.06.2022

[…] können wir auch das Interview zur eCommerce-Nacht unseres Geschäftsführers Franz Trescher auf Oberpfalzecho nahe […]