Weidener Wirtschaftsgeschichten (3): Forster entdeckt die Modulbauweise
[Advertorial] Weiden. Oberpfälzer Wirtschaftsgeschichte in drei Generationen: Nach der Insolvenz stellt Anton Forster sein Unternehmen mit industriellem Hallenbau auf neue Beine. Und entdeckt mit Modulen für die Großindustrie eine neue Nische. Es wird nicht die letzte sein.
Geschichten aus der Geschichte: Mit unserer neuen Serie aus der Wirtschaftsgeschichte der Oberpfalz wollen wir zeigen, wie sich regionale Unternehmen im Lauf der Jahrzehnte weiterentwickeln, anpassen und Krisen meistern.
Im dritten Teil unserer Weidener Wirtschaftsgeschichte entdeckt Anton Forster eine neue Nische. In Kooperation mit Anlagenbauern, die ihre Maschinen beisteuern, fertigt er Module für den industriellen Hallenbau.
Auf Stahlprofilen montierte Anlagen
„Wir haben uns zunächst auf den industriellen Stahlbau konzentriert“, sagt Forster, „und sind dann in den Hallenbau für die Industrie eingestiegen – dadurch konnten wir auch das Floatwannen-Geschäft in Angriff nehmen.“ Die Zusammenarbeit mit Anlagenbauern, die ihre Maschinen in Hallen einbauen, funktioniere sehr gut. „Wir bedienen die hiesigen Hallenbauer und die heimische Industrie.“ Ein neuer Trend am internationalen Markt für große Industrieunternehmen seien sogenannte „Skid mounted Plants“ – wörtlich übersetzt: auf Kufen montierte Anlagen.
Modulare Industrieanlagen bieten den Vorteil, dass man jederzeit neue Module liefern kann, wenn eines defekt ist: „Ein Unternehmen im brasilianischen Dschungel kann das Modul vor Ort leicht austauschen, ohne großes Know-how.“ Solche Anlagen-Ersatzteile können die Größe eines Containers annehmen. „Wir liefern die Module an einen Anlagenbauer in Augsburg, der seine Geräte einbaut – das fertige Bauteil geht dann nach Saudi-Arabien in die Energieindustrie.“ Wie auch bei Konsumgütern seien Reparaturen ist nicht mehr erwünscht.
Weniger abhängig vom europäischen Markt
„Wir beschäftigen uns seit zwei Jahren mit diesem Thema“, erklärt Forster seine Motivation. „Wir wollen mittelfristig von unserer Abhängigkeit vom europäischen Markt wegkommen, weil die Arbeit hier nicht mehr bezahlbar ist.“ Die Mindestlohnerhöhungen hätten zur Folge, dass die ganze Lohnkette erhöht werden müsse, um gelernte Fachleute nicht zu benachteiligen.
„Die Politik zwingt die Unternehmer, höhere Löhne für Leute zu bezahlen, die wenig Leistung erbringen.“ Das führe wiederum zu Preiserhöhungen, Inflation und einem erschwerten Wettbewerb auf internationaler Ebene. „Deutschland wird früher oder später mit diesen immensen Lohnkosten nicht mehr wettbewerbsfähig sein.“ Man benötige schlicht mehr Umsatz, um die Kosten in den Griff zu bekommen.
Internationale Kunden wollen US-Schweißnorm
Kein neues Kapitel ohne neue Herausforderungen: „Bisher arbeiten wir nach der europäischen Schweißnorm“, sagt Forster, „diese Kunden wollen die US-Schweißnorm ASME, weil die Endkunden das einfordern.“ Im nächsten halben Jahr werde man diese Voraussetzung erfüllen. „Wir haben deshalb einen Qualitätsmanager eingestellt, der sich um dieses neue QM kümmert“, erklärt der Chef.
„Es wird zwar genauso geschweißt, aber es muss eben anders dokumentiert werden.“ In Europa reiche eine Sichtprüfung der Schweißnaht, bei der US-amerikanischen müsse geröntgt werden. „Dazu müssen wir einen Film mitliefern.“ Das praktiziere man zwar auch im Behälterbereich für die chemische Industrie bereits so. „Trotzdem ist der Aufwand nicht unerheblich und kostet Geld.“
Aufträge für die Lücken
Die Nachfrage nach dieser Modulbauweise sei jedenfalls beträchtlich, die Konkurrenz überschaubar. „Wir haben einen chinesischen Kunden, der zuvor in Polen produzieren ließ“, erzählt Forster. „Er hat uns gesagt, das mache er nie wieder.“ Mit dieser neuen Nische möchte das Weidener Unternehmen Schwankungen bei der Auftragslage gut ausgleichen. „Es kommt immer wieder vor, dass sich etwas verschiebt, was man eingeplant hat – und man hat dann Wochen keine Arbeit.“ Daher müsse man schnell reagieren, um neue Aufträge zu akquirieren.
Mit solchen Zusatzaufträgen könne man die Lücken füllen. „Wir verarbeiten etwa 5000 Tonnen Stahl im Jahr“, nennt Forster eine Hausnummer, „wenn wir damit 500 Tonnen machen können, ist das eine tolle Geschichte, und wir emanzipieren uns von der Wirtschaftslage in Deutschland.“ Der Preis müsse freilich stimmen, weil solche Aufträge ein Vielfaches an Mehraufwand, Dokumentation und Zertifizierung nach sich zögen.
Der Unternehmer als Stratege
Die Welt im Wandel, da kann sich kein Unternehmen Stillstand erlauben. Wie schnell ein erfolgreicher Betrieb an den Rahmenbedingungen scheitern kann, weiß Anton Forster aus leidiger Erfahrung. Deshalb hält er für seine Unternehmensgruppe immer die Augen offen, wo neue Trends alte Gepflogenheiten infrage stellen könnten. Ein Thema für einen weiteren Beitrag ist „Grüner Stahl“, die Antwort des Stahlbauers auf die Klimakrise.
„Ich bin jetzt 60“, sagt Anton Forster, „1989 habe ich meinen Meister gemacht, vorher Metall- und Maschinenbauer gelernt, Konstruktion draufgesattelt.“ 1990 stieg der Maschinenbau-Meister in den väterlichen Betrieb ein. „Ich war in der Werkstatt, habe Autos verkauft, was ich nicht mehr gelernt habe, ist eine CNC-gesteuerte Anlage.“ Muss er auch nicht mehr. „Für uns ist heute das Management wichtiger“, sieht er sich in der Rolle des Strategen. „Wie entwickelt sich der Preis, was wird gebraucht?“
Nachfolger stehen bereit
Die Herausforderungen sind vielfältig: „Woher bekommen wir in Zukunft die benötigten Facharbeiter“, beginnt Forster eine Frage-Stafette, „wo bewegt sich das Lohnniveau in Deutschland hin, was macht die deutsche Wirtschaft?“ Man bräuchte schon eine Glaskugel, um diese Faktoren richtig einzuschätzen.
Und dennoch ist der Unternehmer guter Dinge. Nach der 100-Jahr-Feier vergangenes Jahr hat er die Nachfolge-Regelung bereits im Schubladen – inklusive neuer Ideen: „Für die Zukunft sind Investitionen in nachhaltige Energie und Maschinen geplant, um das hohe Lohnniveau in Deutschland kompensieren zu können.“ Die Nachfolger stünden bereit. „Zusammen werden die Weichen für die Zukunft gestellt.“
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