Weihnachtsbrauchtum in der Oberpfalz (3): Rauhnächte und Perchten

Nordoberpfalz. Die bösen Geister sind gerade zum Jahreswechsel vermehrt unterwegs. Das ist nach altem Volksglauben die Grundlage für das Brauchtum um die Rauhnächte.

20201222 Rauhnächte Foto: Martin Stangl
In den Rauhnächten zwischen Weihnachten und Heiligdreikönig werden dem Brauch nach die bösen Geister mit viel Rauch vertrieben. Foto: Martin Stangl

Die Perchten und die Rauhnächte sind tief im Brauchtum von Bayern, insbesondere in der Oberpfalz, verwurzelt. Dieser alte Brauch und die damit verbundenen Traditionen hat ihren Ursprung in vorchristlicher Zeit und ist eng mit dem Jahreswechsel verbunden.

Der Advent ist vorbei, Weihnachten kann kommen

Die finstere Jahreszeit hat die Oberpfalz fest im Griff. Kurz vor Weihnachten ist endlich die lange ersehnte Wintersonnenwende am 21./22. Dezember gekommen. Früher prägten in der Vorweihnachtszeit die Rorate-Ämter das christliche Leben. Manche von uns waren als Ministranten in der morgendlichen Finsternis zur Kirche unterwegs, um in das flehentliche Rufen nach dem Erlöser einzustimmen: “Tauet Himmel den Gerechten.” Die Christmette erlöst am Heiligabend die christliche Gemeinde mit der Verkündigung der Geburt Christi. Scheinbar ganz im Gegensatz dazu verhält sich das Brauchtum, das finstere Gesellen losschickt, um die bösen Geister zu bannen.

Die Perchten sind unterwegs

Die Rauhnächte erstrecken sich in der Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag am 6. Januar. Es heißt, dass in diesen zwölf Nächten die Grenzen zwischen der diesseitigen und der jenseitigen Welt verschwimmen. Die Menschen glaubten früher, dass in dieser Zeit Geister, Dämonen und übernatürliche Wesen die Erde durchstreifen. Um sich vor bösen Einflüssen zu schützen, wurden deshalb verschiedene Bräuche und Rituale praktiziert. Ein zentrales Element der Rauhnächte in der Oberpfalz sind die sogenannten Perchten. Diese furchteinflößenden Gestalten, oft mit maskierten Gesichtern und dichten Fell- oder Strohgewändern, sollen die bösen Geister vertreiben und das kommende Jahr reinigen.

Der Perchtenlauf, eine Art Umzug, ist ein spektakuläres Ereignis, bei dem die Perchten durch die Dörfer ziehen und mit lauten Glocken und wildem Gehabe die bösen Geister vertreiben. Die Perchten sind dabei nicht nur Schreckgestalten, sondern repräsentieren auch verschiedene Aspekte der Natur, des Lebens und des Todes. Manchmal sind sie mit Hörnern, Geweihen oder anderen Symbolen geschmückt, die auf die Verbundenheit mit der Natur hinweisen.

Die Rauhnächte nach Weihnachten

Ein weiterer Brauch in der Oberpfalz während der Rauhnächte ist das Räuchern der Häuser. Dabei werden spezielle Räuchermischungen, bestehend aus Kräutern und Harzen, verbrannt, um das Heim von negativen Energien zu reinigen und Glück für das kommende Jahr zu bringen. Weit verbreitet ist auch der Brauch an ‘Heiligdreikönig’ seine Wohnstube oder auch das ganze Haus ‘auszuräuchen’. Jeder Raum der Wohnstatt wird kurz ausgeräuchert, was einen angenehmen Duft verbreitet. Oft teilen sich Nachbarn eine Weihrauchkohle und besiegeln damit eine gute Nachbarschaft fürs neue Jahr.

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