„Wenn die Schafe Menschen wären“
Weiden. Jürgen Zeller stellt beim Kunstverein Weiden seine Schaf-Bilder aus.

„Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein.“ Das hat schon der blitzgescheite Physiker und Nobelpreisträger Albert Einstein gewusst. Für Wolfgang Herzer stellte sich am Freitagabend in den Räumen des Kunstvereins die bis dato unbeantwortete Frage, ob der Mensch wohl netter wäre, wenn er ein Schaf wäre. Vor allem, was den Umgang mit der Natur und untereinander anbelange.
Großformatige Bilder
Es ließe sich auch über Bertolt Brechts Haifisch-Sentenz paraphrasieren, wo es darum gehe, dass die Großen die Kleinen unter dem Deckmantel der Sorge ausbeuteten, um sie letztendlich zu vernichten. Jürgen Zeller beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Schafen. Seit Freitag hängen seine Bilder im Kunstverein. Das Motto der Ausstellung lautet: „Wenn die Schafe Menschen wären.“
Sinnbild der Geborgenheit
Zeller ist ein erfolgreicher Architekt aus dem fränkischen Raum, der weiland auf dem Damm einer Ostseeinsel eine grasende Schafherde entdeckte und darin das immaterielle Urbild der Baukunst, nämlich die Herde als lebendes Sinnbild der Geborgenheit bietenden Gemeinschaft, erkannte. Er sah in der Herde ein Bau- und Bollwerk auf Beinen und auf den Säulen des rechten Maßes und der Solidarität.
Vom Architekten zum bildenden Künstler
Schon bald sattelte Zeller auf die Bildende Kunst um und malt seither Schafe beiderlei Geschlechts. Das waren fortan seine Heldinnen und Helden, die er jeweils in der Reihung von Familiengalerien im Brustporträt darstellte. Auf diese Weise verinnerlichen seine Tiere in wechselhaften Perspektiven und in senkrechter Haltung den aufrechten Gang von Zweibeinern. Herzer sprach von „Abbildern genügsamer Sanftmut“. Orientierungshilfe habe dem Künstler, der seinen Architekten nach 25 Jahren an den Nagel hing, sein Studium an der Bauhausuniversität in Weimar gegeben.
Falsche Ideale
Schon allzu oft habe das Vorspielen falscher Ideale den Herdentrieb der Menschen aktiviert, was später dann Millionen das Leben gekostet habe. Herzer erinnerte die Gäste der Vernissage bei diesem Beispiel an das Bild vom Würgeengel und dem sanften Lamm. Das französische Weihnachten im Schützengraben während des Ersten Weltkriegs lasse grüßen.
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