“Wenn nicht wann dann jetzt“ – Kabarettist Rolf Miller brilliert in Max-Reger-Halle
Weiden. Was für ein Auftritt von Rolf Miller in der gut gefüllten Max-Reger-Halle in Weiden. Der Meister der Halbsätze und abrupt endenden Wortpassagen erobert mit seinem aktuellen Programm „Wenn nicht wann dann jetzt“ das Publikum im Sturm.

Der sympathische Baden-Württemberger schlüpfte ohne Vorgeplänkel und Begrüßung sofort in seine prägnante Bühnenfigur, die mit unvergleichbarer Mimik, messerscharfen Spitzen und sensationellen Brüllern die Zuschauer begeisterte.
Die längeren Pausen, die Miller bei dem Vortrag seiner Figur immer wieder einstreut, sind nicht nur ein Teil vom Programm, sondern bitter nötig, um den Lachflash der Besucher abklingen zu lassen. Er kommt vom Hundertsten ins Tausendste, wechselt die Themen im Minutentakt und untermauert seine Darbietungen nicht selten mit seinem unverwechselbaren Lachlaut.
Ob Gesellschaft, Politik oder privates Umfeld, seine (Halb-)Weisheiten darüber haben es in sich. Das Leben ist kein Ponyschlecken und manchmal bewegt man sich eben auf einem ganz schmalen Spagat. Die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf wird bei Miller zur IAA-Anlage von Wacken, Bill Gates zum Strg-Alt-Shift-Typ und Grönemeyer zum Ganzkörperkrampf.
Mit dem abgewandelten Lebensmotto “Lebe nicht dein Leben, sondern träume deinen Traum“ und einer fulminanten Parodie-Zugabe, in der viele Prominente auf der Toilette sitzend zu Wort kamen, endete ein großartiger kurzweiliger Abend, an dem kein Auge trocken blieb.
Zur Person: Rolf Miller
Der 58-jährige Kabarettist Rolf Miller, aufgewachsen im Odenwald, studierte Verwaltungsrecht, bevor er sich für die Comedy-Bühne entschied. Erste Auftritte erfolgten bereits in der Mensa der Hochschule in Kehl.
Die Bühnenpremiere feierte Miller 1991 in der Kulturbühne Biermichel in Neumühl bei Kehl mit dem Programm Brennzeichen D. Sein Durchbruch kam drei Jahre später mit dem Gewinn des Passauer Scharfrichterbeils sowie des Kleinkunstpreises Baden Württemberg für das Programm „Ich Deutscher- nix verstehn“.
Der “konsequenteste Minimalist auf deutschen Kabarettbühnen“ wird auch als “Meister der Halbsätze” bezeichnet. Von seiner Kunstfigur werden gesellschaftliche Themen in Mundart auf dem Niveau selbstgefälliger Stammtischreden abgehandelt. Unvollständige, abrupt endende Sätze offenbaren zahlreiche gedankliche Brüche und sorgen für Komik.
„Hinter der Pause lauert die Pointe“ – so die Jury des Deutschen Kleinkunstpreises, den er 2006 für sein Programm „Kein Grund zur Veranlassung“ erhielt. Als einzige Requisiten benutzt Miller dabei einen Stuhl und eine Wasserflasche. Rolf Miller tritt seit 1998 auch immer wieder im öffentlich-rechtlichen Fernsehen auf; so war er unter anderem häufig in Ottis Schlachthof im Bayerischen Rundfunk zu Gast und ist seit 2010 regelmäßig im Format „Asül für alle“ zu sehen.
Im Vorfeld interviewte unser Reporter Peter Gattaut mit dem bekennenden Miller-Fan Stefan Donhauser den Künstler.
Du hast dir auf der Bühne eine Kunstfigur erschaffen, die als „Meister der Halbsätze“ tituliert wird. Warum gibt es für diese Figur keinen Namen und warum ist es dir so wichtig unvollständige, abrupt endende Sätze zu deinen Markenzeichen zu machen?
Rolf Miller: Die Figur ist ein Teil von mir aber niemals ich. Sie soll authentisch wirken und leben. Eine Identitätsklärung finde ich dafür nicht nötig. Ich will nicht wissen wie sie heißt oder was sie beruflich macht. Ein Wiedererkennungswert ohne Nennung ist gut für den Humor. Die Halbsätze spiegeln oftmals das eigene Leben wieder. Wenn wir anfangen zu reden wissen wir auch oft nicht wie der Satz enden wird. Das überzeichnet dargestellt, lässt für alle eine eigene Schlussfolgerung offen.
Du bist von Kind auf ein großer Fan von Gerhard Polt, da ihn besonders dein Vater sehr lustig fand. Wie wichtig ist/war es dir für dich, dass dein Papa über das Kabarettprogramm von Rolf Miller lachen kann?
Rolf Miller: Das war mir schon wichtig und ja ihn hat es gefallen. Meine Bühnenfigur ist in gewisser Weise ein Teil von meinem 2012 verstorbenen Vater, auch wenn er als gebürtiger Schwabe einen anderen Dialekt sprach. Er wusste durchaus, dass ein Teil von ihm dargestellt wird, es hat sich daran aber nie gestört. Meiner Meinung nach gab oder gibt es einige Künstler, die in ähnlicher Form ihr Vatergedankengut mit haben einfließen lassen, z.B. Loriot oder Pit Glocke.
Schon wegen der vielen Pessimisten muss man unbedingt Optimist bleiben. Rolf Miller
Du hast in deiner Anfangszeit viele Prominente, wie Boris Becker, Helmut Kohl oder Udo Lindenberg parodiert. Könntest du dieses Talent auch noch heute anwenden und wenn ja wen würdest du dann aktuell imitieren? Karl Lauterbach, Friedrich Merz oder Dieter Bohlen vielleicht?
Rolf Miller: In der Zugabe gibt es ein kleines Potpourri meiner Parodien. Unter anderem werde ich Genscher, Kohl, Lindenberg, Grönemeyer, Carrell, Michael Jackson oder Honecker am Klo sitzend kurz zu Wort kommen lassen. Neu dazu kam tatsächlich Karl Lauterbach.
Du bist ein Familienmensch und Katzenliebhaber zugleich. Wie wichtig ist dir der Rückzugsort Zuhause und wie viele Tage im Jahr bleiben Dir dafür?
Rolf Miller: Ich spiele ungefähr 120 Auftritte im Jahr, da bleibt schon noch Zeit für die Familie und meinen inzwischen vier Katzen. Je älter ich werde umso mehr schätze ich dieses Rückzuggebiet.
Du bist ein großer Fan des runden Leders und sogar mit Weltmeister Klaus Augenthaler befreundet. Selbst in deinen Programmen kann man immer wieder mal auf nicht so intelligente Aussagen von ehemaligen Fußballer stoßen. Da du ungern ins Stadion gehst und auch schon mal in einem Interview das Fernsehen zum Feindbild erklärt hast, stellt sich die Frage, auf welchen Medium du die Fußballspiele als VfB-Fan verfolgst?
Rolf Miller: Das TV-Programm lässt mich meistens kalt, doch Sport verfolge ich schon. Seit geraumer Zeit allerdings mehr Tennis als Fußball, da ich in meiner Freizeit den „weißen“ Sport seit ein paar Jahren für mich entdeckt habe und jetzt sogar an Turnieren in meiner Altersklasse teilnehme. Das größere Talent hat zwar zweifelsohne mein Sohn (29), ein Riesen VfB-Fan, doch ich arbeite hart daran, ihm Paroli zu bieten.
Welchen Ratschlag oder welche Lebensphilosophie möchtest du deinen zahlreichen Fans und unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Rolf Miller: Wir haben derzeit eine verrückte brutale Welt. Je schlimmer es wird, umso optimistischer sollten wir werden. Schon wegen der vielen Pessimisten muss man unbedingt Optimist bleiben.
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