Windpark Silberschlag ab 2025: Bürger erhoffen sich Rendite
Pressath. Die Rotoren des Windparks Silberschlag sollen sich ab 2025 drehen. Gegenwind wegen Naturschutz oder Lärm gibt es bei den Infoveranstaltungen dazu nicht. Dafür interessiert das Publikum umso mehr: Wie können die Bürgerinnen und Bürger von der Windenergie profitieren? Die wichtigsten Fragen und Antworten gibt es hier.
Die Planungsfirma NES (Natural Energy Solution) aus Erbendorf hat den Genehmigungsantrag für acht Windenergieanlagen im Hessenreuther Wald beim Landratsamt Tirschenreuth eingereicht. 2025 könnte der Windpark Silberschlag in Betrieb gehen.
Wie bei der ersten Infoveranstaltung in Erbendorf sind auch in das Pfarrheim nach Pressath etwa 40 Leute gekommen. Proteste vom Landesbund für Vogelschutz, der sich immer noch gegen das Projekt wendet, sucht man vergebens. Auch aus dem Publikum kommt keine Kritik, was Naturschutz oder Immission anbelangt. Interessant wird es für die meisten Zuhörerinnen und Zuhörer erst, als es um den „Windcent“ und Anteile an der Energiegenossenschaft geht. Wie viel Rendite, Förderung, Zuschlag ist drin? Das sind die häufigsten Fragen.
„Wir müssen jetzt anfangen“
In den Infoveranstaltungen will die Firma auch den letzten Zweifel zerstreuen. NES-Geschäftsführer Albert Nikol zeichnete zu Beginn seines Vortrags ein kleines Schreckensszenario der Gegenwart. Pandemie, Energiekrise, Ukraine-Krieg und Klimakatastrophe zeigten nur: „Wir müssen jetzt anfangen!“ Geschäftsführerin Birgit Grünbauer tut in ihrem Vortrag alles, um auch den letzten Zweifel gegen den Windpark zu zerstreuen.
10 Jahre arbeitet die NES nun an den Planungen. 2016 hätten sie den Genehmigungsantrag schon einmal fertig gehabt. „Da waren wir praktisch genau so weit wie jetzt.“ Dann wurden Schwarzstorch und Fischadler im Gebiet gesichtet, und alle Messungen, Planungen und Anträge begannen von Neuem. Doch an der Windaktivität im Hessenreuther Wald hat sich zum Glück nicht viel geändert. „Küstennahe Bedingungen“ bescheinigte der TÜV Süd, nachdem von 2012 bis 2016 ein Windmessmast im Wald installiert wurde.
135.000 Megawattstunden jährlich
Acht Masten mit unterschiedlicher Höhe (200, 203 und 233 Meter Gesamthöhe) sind also nördlich und südlich der B299 geplant. Die sollen insgesamt 135.000 Megawattstunden Strom erzeugen. So versorge ein Windrad rechnerisch gesehen 4.200 Drei-Personen-Haushalte. Das, betont Pressath Bürgermeister Bernhard Stangl später in der Diskussion, entspreche 25 Prozent des Energiebedarfs des gesamten Landkreises. Die Windräder dürfen maximal 30 Jahre stehen, und müssen dann erneuert oder rückgebaut werden.
Weitere Infoveranstaltungen
- Aschenhof/Eppenhof/Paterlhütte/Straßenschacht – Dienstag, 21.06.2022 um 19.30 Uhr im Sportheim Kreiznl in Erbendorf
- Guttenberg/Schweißenreuth/Tiefenbach – Mittwoch, 22.06.2022 um 19.30 Uhr im Gasthaus Hahneneggarten
- Albenreuth/Atzmannsberg/Köglitz – Donnerstag, 23.06.2022 um 19.30 Uhr im Gasthaus Hahneneggarten
- Kemnath und Kastl/Altköslarn – Dienstag, 28.06.2022 um 19.30 Uhr in der Mehrzweckhalle Kemnath (Foyer)
- Hessenreuth/Stocklohe/Tyrol – Donnerstag, 30.06.2022 um 19.30 Uhr im Gasthaus Schraml-Pöllmann
- Bewohner von Orten/Anwesen die nicht direkt genannt sind, bittet die Veranstalter, zu den Terminen in Erbendorf, Pressath oder Kemnath zu kommen.
Signallichter nur bei Bedarf und synchron
Laut Grünbauer werde die 10-H-Regelung eingehalten. Auf freiwilliger Basis wird zu allen Wohnbebauungen, die nicht bei 10-H berücksichtigt werden, ein Abstand von 1000 Meter
eingehalten – verpflichtend ist nur der Abstand zu bebauten Ortsteilen. Der Schattenwurf werde durch Sensoren auf ein absolutes Mindestmaß reduziert. Die Signallichter an den Masten, die viele generell stören, blinkten synchron nur auf, wenn sich ein Flugobjekt nähere. Den Rest der Zeit gebe es keine Blinklichter. Sensoren könnten größere Vögel erkennen, und die Rotorblätter automatisch verlangsamen.
Rotorblätter stehend transportiert
Auch die Rodung des Waldes sei gering: circa 1,9 Hektar werde dauerhaft versiegelt, circa 2,3 Hektar brauche man temporär und werde wieder aufgeforstet. Der Transport der riesigen Rotorblätter passiere mittlerweile teilweise aufrecht, so dass wenig gerodet werden müsse. Das Wegenetz im Wald sei LKW-fähig und breit genug, auch der Schotterbelag reiche aus.
Die Zweifel, was Naturschutz, Rodung und Immissionen anbelangt, räumt Grünbauer bei der Infoveranstaltung also weitgehend aus. Denn dazu gab es keine Fragen aus dem Publikum. Was das Publikum vor allem interessiert, sind Geldbeträge.
Anteile ab 500 Euro
Besonders viele Fragen kamen zur Bürger-Energiegenossenschaft West eG. Diese wird zusammen mit der NES und der Neue Energien West eG Gesellschafterin der Windpark Silberschlag GmbH & Co. KG sein. An der Bürger-Energiegenossenschaft West können sich Bürgerinnen und Bürger aus der Region beteiligen, indem sie Anteile ab 500 Euro kaufen.
Fragen und Antworten aus der Diskussion um den Windpark Silberschlag
Hier ein Auszug der Fragen und Antworten: (Die Zahlen sind alle unter Vorbehalt weitergegeben und können natürlich nach Marktlage Schwankungen unterliegen)
- Frage: Wie viel kostet der Bau der Windräder? Antwort: Pro Windrad etwa 7,5 Millionen samt Planung.
- Frage: Wie viel bekommen die Kommunen von dem sogenannten Wind-Cent? (Laut Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) dürfen Windradbetreiber bis zu 0,2 Cent je erzeugter Kilowattstunde Windstrom an die Kommunen vor Ort weiterreichen.) Dies betrifft hier die Kommunen Erbendorf, Kemnath, Pressath und Kastl. Antwort: Pressath könnte mehrere Zehntausend Euro durch den Wind-Cent erhalten, besonders wenn er, wie gerade diskutiert, auf 0,4 Cent verdoppelt wird.
- Frage: Wie hoch ist die Rendite, wenn ich Anteile bei der Bürger-Energiegenossenschaft West kaufe? Antwort: Aktuell liegt die Rendite bei 2 Prozent, könnte sich jedoch mit dem Windpark steigern. Das Ziel der Genossenschaft ist jedoch nicht Profit, sondern die Energiewende mitzugestalten, und eine sichere Anlageform zu schaffen.
Zur Veranstaltung begrüßte die NES neben Pressaths Bürgermeister Stangl auch den stellvertretenden Landrat des Kreises Neustadt, Albert Nickl, sowie die Bürgermeisterin von Trabitz, Carmen Pepuik.
Der Altersdurchschnitt des Publikums war recht hoch, was Stangl verwunderte, würde die Energiewende doch vor allem jüngere Generationen betreffen.
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