Wird aus einem Glücksfall ein Baugebiet?
Störnstein. Seit Jahren ist die Gemeinde auf der Suche nach Flächen, aus denen sie Bauland machen kann. Jetzt steht eine Wiese am Lanzer Weg für mindestens 20 Parzellen zum Verkauf. Ein „Glücksfall“, sagt die Mehrheit des Gemeinderates - und greift zu.
Den letzten Bauplatz aus eigenem Besitz hat die Gemeinde 2016 verkauft, seither konnte sie Bauwilligen nichts mehr anbieten. Hier und da gelang die Vermittlung beim Kauf eines Grundstücks in Privatbesitz, aber die Nachfrage nach bezahlbarem Baugrund ist den Worten Bürgermeister Markus Ludwigs zufolge bei weitem nicht zu befriedigen.
Der „Glücksfall“, wie mehrere Gemeinderäte wörtlich sagen, ist eine Grünfläche zwischen Lanzer Weg und Püchersreuther Straße, die nur einen einzigen Eigentümer hat, und dieser ist laut Konrad Schell (SPD) obendrein bereit, den Grund zu „einem fairen Preis“ zu verkaufen. Platz wäre dort für bis zu 25 Parzellen, wobei sich der Gemeinderat einig ist, die Fläche nicht auszureizen, um noch genügend Raum für Grünflächen zu lassen.
Ausweisung im beschleunigten Verfahren möglich
Nach den Worten Raymund Kreys von der Verwaltungsgemeinschaft Neustadt/WN besteht die Möglichkeit, die Fläche im beschleunigten und deutlich billigeren Verfahren nach § 13b Baugesetzbuch auszuweisen, sofern nicht mehr als 10.000 Quadratmeter überbaut würden. Mit 20 Parzellen in der heute üblichen Größe von etwa 700 Quadratmetern bliebe man deutlich unter dieser Vorgabe für die überbaubare Fläche.
Im beschleunigten Verfahren sei zum Beispiel keine Ausgleichsfläche notwendig, keine Änderung des Flächennutzungsplans. Das spare der Gemeinde Geld und könne sich entsprechend positiv auf den Verkaufspreis für die Grundstücke auswirken. Das Ganze müsse allerdings bis Ende des kommenden Jahres über die Bühne gehen. Krey weist jedoch auch darauf hin, dass das Landratsamt „seit neuestem sehr enge Vorstellungen über die Durchführung von Bebauungsplänen“ habe.
Zwei Gemeinderäte stimmen gegen das Baugebiet
Über dieses mögliche neue Baugebiet diskutiert der Gemeinderat schon länger. Bisher aber nur in nicht-öffentlicher Sitzung. Und er hat nicht nur diskutiert, sondern auch gestritten, denn es gibt – wenige – Kritiker des Vorhabens. Einer davon ist der FW-Sprecher Hubert Meiler, der wie Otto Müller (FBL) gegen ein weiteres Verfolgen dieser Planung stimmt.
Hubert Meiler (FW): „Dorfcharakter wird zerstört“
Landwirt Meiler, dessen Hof an das geplante Baugebiet grenzt, fürchtet auch über Klagen über den in einer Landwirtschaft mit Tierhaltung üblichen „Lärm“. Oft genug sei zu lesen, dass krähende Hähne oder schreiende Rinder zu Streit zwischen Bauern und Siedlern führten. Meiler führt aber weitere Gründe ins Feld, die seiner Auffassung nach gegen dieses Baugebiet sprechen. In der Gemeinde seien etwa 50 Grundstücke in Privatbesitz, die bebaut werden könnten.
Das neue Baugebiet dürfe keinesfalls Objekt der Begierde für Kapitalanleger werden. Meiler sieht aber auch den Dorfcharakter zerstört, sieht Probleme durch die Zunahme des Verkehrs, Probleme mit der Ver- und Entsorgung; die Kanäle des Unterdorfs seien bei Starkregen jetzt schon überlastet. Ganz allgemein werde zu viel Fläche versiegelt, denn unter den Begriff “bebaubare Fläche” fielen nicht die Erschließungsstraßen.
Konrad Schell (SPD): Genügend Grünflächen als Puffer
Der SPD-Sprecher Konrad Schell hält Meiler entgegen, zu dramatisieren. Der Bedarf sei zweifelsfrei gegeben, und es seien genügend Grünflächen als Pufferzonen eingeplant. Schell spricht sich auch dafür aus, die Fläche einigermaßen auszureizen, nicht allzu viele Parzellen zu opfern, denn das verteuere die Grundstücke nur unnötig.
Eka Reber (FW) plädiert dagegen dafür, eine ganze Reihe mit fünf Parzellen zu streichen und ausreichend Platz zum Meiler-Anwesen zu lassen. Die Mehrheit einigt sich, eine Vorplanung für maximal 20 Bauplätze in Auftrag zu geben.
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