Wo Wanderer und Ausflügler enttäuscht von dannen ziehen müssen

Pfaben. Jahrzehntelang war es ein beliebter Anziehungspunkt, heute ist es eine Bauruine: das Steinwaldhaus. Es steht symptomatisch für den Niedergang der Gastronomie im Steinwald.

Übergabe vor dem mittlerweile abgerissenen Drehrestaurant im Jahr 2021. Die Familie Götzl mit Vertretern des neuen Eigentümers. Foto: Ziegler Group
Übergabe vor dem mittlerweile abgerissenen Drehrestaurant im Jahr 2021. Die Familie Götzl mit Vertretern des neuen Eigentümers. Foto: Ziegler Group
Der Gasthof Zrenner am Pfaben war früher ein beliebtes Ausflugsziel. Foto: Privat
Der Gasthof Zrenner am Pfaben war früher ein beliebtes Ausflugsziel. Foto: Privat
“Wegen Umbau- und Renovierungsarbeiten geschlossen”, heißt es auf der Homepage des Gasthauses “Räuberfelsen” seirt geraumer Zeit. Foto: privat
Das Steinwaldhaus ist in neuen Händen: Die Ziegler Group will sich neben dem Holzfellas in Wiesau jetzt auch in Pfaben kulinarisch austoben. Foto: Ziegler Group
Der Gasthof Zrenner am Pfaben war früher ein beliebtes Ausflugsziel. Foto: Privat
Foto: privat

Der Oster-Spaziergang im Steinwald dürfte auch heuer für viele Ausflügler und Wanderer enttäuschend enden: Am Pfaben, dem Ausgangs- und Endpunkt vieler Touren und Exkursionen durch die waldreiche Mittelgebirgslandschaft, werden sie mit einer Ausnahme kein Wirtshaus finden, in dem sie ihren Hunger und Durst stillen können.

Symptomatisch für die fehlende Ausflugsgastronomie in der Steinwald-Region steht der Niedergang des Steinwaldhauses. Seit dem Eigentümerwechsel vor drei Jahren mit ambitionierten Umbauplänen des neuen Besitzers, der Ziegler Group, herrscht dort Tristesse. Außerdem schloss bereits vor Jahren das Gasthaus Zrenner in Pfaben ihre Pforten und auch die Zoiglstube „Am Räuberfelsen“ ist wegen Umbauarbeiten geschlossen.

Die letzten gastronomischen „Bastionen“ direkt im oder am Steinwald sind außer den weiter entfernten Gaststätten und Restaurants im westlichen Landkreis Tirschenreuth das nicht ständig geöffnete „Waldhaus“ im Steinwald und das „Marktredwitzer Haus“ in Hohenhard (Waldershof).

Die letzte gastronomische “Bastion” im Steinwald: Das Waldhaus, ein beliebtes Einkehr- und Ausflugsziel. Foto: Tourismuszentrum Oberpfälzer Wald

„Nicht gerade förderlich“

Hat diese Entwicklung Auswirkungen auf den Tourismus? „Das lässt sich so nicht messen, weil wir nur Zahlen für den gesamten Landkreis Tirschenreuth haben“, sagt Martin Schmid, Geschäftsführer der Ökomodellregion Steinwald-Allianz. Der Manager bedauert die Entwicklung der Gastronomie im inneren Steinwald. „Das ist natürlich nicht gerade förderlich für die Attraktivität dieses sonst so beliebten Ausflugsziels.“ Man habe zwar keine detaillierten Zahlen für die Steinwaldregion, aber die Entwicklung des Tourismus im Landkreis Tirschenreuth sei sehr erfreulich. Laut Bayerischem Landesamt für Statistik übernachteten 2022 insgesamt 367.000 Gäste im Landkreis. Das ist gegenüber 2021 eine Zunahme von 14,4 Prozent. Damit hat man fast wieder das Niveau von 2019 vor Corona erreicht – damals waren es 375.925 Übernachtungen. 

Das Steinwaldhaus am Pfaben: Vorne – einigermaßen – hui … Foto: Udo Fürst
Das Steinwaldhaus am Pfaben: Vorne – einigermaßen – hui … Foto: Udo Fürst
Das Steinwaldhaus hinten: eine Bauruine. Foto: Udo Fürst
Das Steinwaldhaus hinten: eine Bauruine. Foto: Udo Fürst
Steinwaldhaus Foto: Udo Fürst
Das Steinwaldhaus hinten: eine Bauruine. Foto: Udo Fürst

Magnet Dreh-Restaurant

Werner Götzl würde sich im Grab umdrehen, könnte er das sehen“, sagt der betagte Pfabener. Er steht vor dem einst so stolzen Steinwaldhaus, das bis vor wenigen Jahren noch Gäste aus ganz Deutschland anzog. Vor allem seines einzigartigen Dreh-Restaurants wegen war das Hotel bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen sehr beliebt.

Von 1973 bis Mai 2021 gehörte das Steinwaldhaus der Familie Götzl – zuletzt leitete es der im Januar überraschend verstorbene Werner Götzl – dann verkaufte er es an die Ziegler Group, die damals auch gastronomische Ziele verfolgte. Der neue Eigentümer wollte den Wellness- und Freizeitbereich erweitern und ein gehobenes Fünf-Sterne-Hotel schaffen. Das Steinwaldhaus sollte „zu einem Anziehungspunkt in der Region“ werden und mit ähnlichen Häusern im Bayerischen Wald konkurrieren. Nachdem die Umbauarbeiten zügig begonnen hatten, das Gebäude fast völlig entkernt und das Dreh-Restaurant abgerissen war, kehrte nach knapp zwei Jahren überraschend wieder Ruhe ein. Die Arbeiter sind weg, die Gerüste abgebaut, das Haus gleicht einer Bauruine. Hinterlassen wurden Dämmplatten, Ziegel, Pflastersteine, Baustoffe und ein abgedecktes Dach, auf dem notdürftig Planen befestigt wurden, die längst lose im eisigen Wind flattern.

Traurige Bilder.... Fotos: Udo Fürst
Traurige Bilder…. Fotos: Udo Fürst
Foto: Udo Fürst
Foto: Udo Fürst
Foto: Udo Fürst
Foto: Udo Fürst
Fotos: Udo Fürst
Foto: Udo Fürst
Foto: Udo Fürst

„Nicht die allererste Priorität!“

„Das war in der Tat ein bisschen anders geplant“, sagt René Oertel, Sprecher der Ziegler Group, auf Nachfrage von OberpfalzECHO. Man habe ein 5-Sterne-Haus realisieren wollen und deshalb das Haus aufgrund einer Rentabilitäts- und Machbarkeitsstudie entkernt, um andere und größere Zimmer sowie einen modernen Wellnessbereich zu schaffen. Leider habe sich später herausgestellt, dass die Bausubstanz des über 50 Jahre alten Gebäudes zu marode und die Statik nicht ausreichend sei, um den ambitionierten Plan umzusetzen. „Eine Nummer kleiner zu bauen, wäre möglich, aber zu unrentabel“, erklärt Oertel.

Man mache sich zwar Gedanken, wie es weitergehen könnte, doch genieße das Projekt derzeit nicht die allererste Priorität. Unter anderem realisiere man derzeit ein großes Hotelprojekt in Passau und arbeite mehrere staatliche Aufträge im Modulbausektor ab. Deshalb müsse man alle Kräfte dort bündeln. Das Haus abzureißen, wäre am Ende wohl billiger gewesen, sei aber nie infrage gekommen. „Wir wollten ja schließlich den Charme des Steinwaldhauses bewahren.“

Naturpark Steinwald

Der Naturpark Steinwald ist mit 22.991 Hektar der zweitkleinste in Bayern. Im Jahre 1970 wurde er als einer der ersten Naturparke Deutschlands gegründet. Seitdem widmet sich der Verein unter anderem dem Erhalt der besonderen Natur- und Kulturlandschaft im Rahmen von Hilfs- und Schutzprojekten sowie Pflegemaßnahmen. 

Die höchste Erhebung des Steinwalds ist die Platte mit 946 Metern. Auf ihr wurde eines der Highlights im gesamten Naturpark gebaut: der 33 Meter hohe Oberpfalzturm. Nicht weit davon entfernt befindet sich die markante Burganlage Weißenstein. Der Name des Steinwalds leitet sich vermutlich von den ehemaligen Burgbesitzern, den Weißensteinern, ab. Aus dem „Wald der Steiner“ entwickelte sich im Laufe der Zeit der Steinwald.

Die Burgruine Weißenstein ist eines der beliebtesten Ausflugsziele im Naturpark Steinwald. Foto: Thomas Kujat

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1 Kommentare

Josef Bauer, freier Berichterstatter - 28.03.2024

Auch wir (meine Frau und ihre Schwägerin) hatten mehrere Jahre eine größere Ausflugsgaststätte. Bereits damals war es schwer, gutes Personal zu finden, heute ist es schier unmöglich. Dann muss man alle geringfügig Beschäftigte anmelden und an die Rentenversicherung etwa 100€ abführen, egal ob diese Kraft im Monat arbeitet oder nicht. Dann sind die Lebensmittel, Getränke und notwendigen Mittel wie Strom, Heizung, Wasser erheblich teurer geworden. Es macht ganz ehrlich gesagt einfach keinen Spaß mehr, wenn man teilweise mehr als 300 Stunden im Monat arbeitet und dann unterm Strich weniger als 500€ übrig bleiben. Man muss sich ja als Wirt selbst kranken und rentenversichern. Ich gratuliere den deutschen Staat zu dieser Entwicklung. Macht bitte weiter so und ich garantiere den Untergang der deutschen Wirtschaft in ein paar Jahren.