Wohin am Wochende? Kapellen im Landkreis Tirschenreuth erkunden
Tirschenreuth. Plötzlich steht sie da. Die Wegkapelle am Vizinalbahnradweg nach Tirschenreuth. Wuchtig, kantig und trotzdem faszinierend. Ganz im Gegensatz zu den anderen Kapellen im Landkreis Tirschenreuth. Ein spannendes Buch führt zu den Kleinoden am Wegesrand des Stiftlandes.
Ein mittlerweile abgedroschener Spruch besagt, dass Ziele am Wegesrand unwichtig sind. Es gilt vielmehr: „Der Weg ist das Ziel!“ Jeder weiß aber, wie schön es ist, ein Ziel zu erreichen. Und diese Ziele gibt es auf den Wegen durch das Stiftland zuhauf. Ein überaus lohnender Weg mit vielen Zielen ist der Vizinalbahnradweg, der von Wiesau nach Bärnau führt. Dabei handelt es sich – ähnlich wie beim Bocklradweg (Eslarn-Weiden) – um eine aufgelassene Bahnstrecke, die zum Radweg ausgebaut wurde.
Die Strecke Wiesau – Tirschenreuth wurde übrigens am 10. November 1872 eröffnet. Der Name Vizinalbahn leitet sich vom lateinischen Wort „vicinus“ ab, was auf Deutsch „benachbart“ oder „in der Nachbarschaft“ bedeutet. Diese Bezeichnung wurde im 19. Jahrhundert in Bayern für Eisenbahnen verwendet, die zur Erschließung des ländlichen Raumes dienten. Die Vizinalbahnen hatten den Zweck, kleinere Städte und ländliche Gebiete an das bestehende Eisenbahnnetz anzubinden.
Himmelsleiter am Vizinalbahnradweg
Und genau dieser 25 Kilometer lange Radweg hat neben den malerischen Ortschaften absolut sehenswerte Ziele zu bieten. Da ist zum Beispiel die sogenannte ‚Himmelsleiter‘. Dieser Aussichtsturm thront mitten in der Tirschenreuther Teichpfanne über dem Vizinalbahn-Radweg. Die gleichzeitig grazile und doch mächtige Architektur greift die Materialien der Eisenbahnstrecke auf, die einst hier entlang lief. Von der Plattform bietet sich ein großartiger Ausblick auf die umliegenden Teiche und Wälder sowie die Aue des Flüsschens Waldnaab.
Ein weiteres Ziel ist die Wegkapelle, die versteckt an einem Teichufer liegt. Der Rotary Club Stiftland ist der Initiator und Träger dieser architektonischen Besonderheit. Entworfen hat diese ungewöhnliche Kapelle das Architektengespann Brückner & Brückner. Sie lädt Besucher zum Verweilen ein. Mir ihren hoch aufragenden Holzbalken und ihrem hellen Fundament aus Kaolinsand, Teichgrund und Beton ist sie ein echter Blickfang. Im Inneren wird der Blick durch den Einfall des Sonnenlichts zielstrebig zum Himmel gelenkt.
Zahlreiche Kapellen zeugen von der Frömmigkeit im Stiftland
Ihre silbernen Innenwände fangen die Farben der Umgebung und den Kerzenschein ein und verzaubern den Raum so auf ganz besondere Weise. Damit wird die Kapelle zu einem Rückzugsort der stillen Besinnung bei einer Andacht inmitten der Waldnaabauen. Doch die Kapelle am Radweg ist nur ein minimaler Teil der Kapellenlandschaft im Landkreis Tirschenreuth. Der passionierte Wanderer und Tirschenreuther Rudolf Ehstand hat ein umfassendes Buch über die hier gebauten Kapellen mit dem Titel „Kapellen im Landkreis Tirschenreuth – Orte, Bilder & Geschichte(n)“ geschrieben.
Darin sind alle (!) 274 Kapellen und Grotten beschrieben. In diesem Buch findet man eine Übersicht dieser Kapellen, die zugehörigen GPS-Daten, zahlreiche Hintergrundinfos und Fotografien. Zudem hat der Autor Tourenvorschläge für das Besuchen der Kapellen mit dem Rad oder auch dem Auto beschrieben. Selbstverständlich sind im Buch auch Karten zu finden, die das Auffinden insbesondere der versteckten Sakralbauten sehr einfach machen. Wer also einen Ratgeber für spannende Radl- und Wandertouren sucht, der kann sich hier viele schöne Anregungen und Hintergrundinformationen holen.
Buchtipp: Kapellen im Landkreis Tirschenreuth
Rudolf Ehstand, Kapellen im Landkreis Tirschenreuth – Orte, Bilder & Geschichte(n), Buch- und Kunstverlag Oberpfalz, 238 Seiten, durchgängig farbig, 19,80 Euro
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