Wunder der Natur: In der Mooslohe entsteht wieder Moorlandschaft
Weiden. Die "Weidener Everglades" liegen im Waldgebiet Mooslohe. Versteckt im Wald hinter dem Schätzlerbad hat sich in den letzten Jahren eine faszinierende Moorlandschaft gebildet.
Heuer ist sie besonders schön: Tiefblau steht das Wasser, Frösche quaken, Wasservögel gleiten über die Oberfläche. Der Seeadler brütet hier. Die Zeit wird damit zurückgedreht. Vor 200 Jahren war die Oberpfalz einmal überreich an Torfmooren. Der intensive Abbau von Torf als Brennstoff (siehe Infokasten) und Tiefbrunnen sorgten für ihre Austrocknung. Jetzt erholt sich das Moor – zumindest stellenweise. Und das ist gut: Torfmoore gelten als Kühlaggregate des Klimas.
„Naturwald“: Projekt im ganzen Freistaat
Das Gebiet gehört zum Staatsforstrevier von Revierleiter Raimund Pöllmann aus Pressath, dem Nachfolger von Hans Babl. Die vier Hektar am „Flaschnerweiher“ (so der Flurname) sind als Naturwald ausgewiesen. Ziel des Freistaats ist, dass 10 Prozent der staatlichen Waldfläche ein grünes Netzwerk an nutzungsfreien Wäldern bilden. Natur kann sich hier frei entwickeln. Eine forstwirtschaftliche Nutzung ist nicht vorgesehen.
Auch Förster Pöllmann freut der Anblick der aktuell sehr wasserreichen Moorlandschaft. Er weiß aber auch: „Bei extremer Trockenheit ist das gleich wieder weg.“ Die Weidener verbrauchen an heißen Tagen bis zu 12.000 Kubikmeter Wasser. Sinkt der Grundwasserspiegel, sei der Effekt, wie wenn bei der Badewanne der Stöpsel gezogen wird.
Gebiet wird wieder licht und feucht
Der diesjährige Wasserreichtum sei zum einen dem Regen geschuldet. Zum anderen macht sich bemerkbar, dass es immer weniger Fichten gibt. Sie gelten als Wasser-Sauger, zudem halten ihre Kronen Niederschläge vom Boden ab. Der Borkenkäfer hat den Fichtenbestand im Waldgebiet Mooslohe stark dezimiert.
Das hat Vorteile: Moor-typischere Lichtbaumarten wie Birke oder Kiefer haben jetzt eine Chance. Am liebsten wäre Förster Pöllmann die Moorbirke, doch deren Saatgut ist derzeit auf dem Markt kaum zu bekommen. Erklärtes Ziel ist ein stabiler, gemischter Moorwald. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Revierleiter Pöllmann.
Ähnlich faszinierend: das „Biberland“ am Radweg
In unmittelbarer Stadtnähe gibt es ein ähnlich bizarre Fläche. Am Radweg an der Dr.-Kilian-Straße zur Kreuzung zum Schätzlerbad befindet sich ein Feuchtbiotop, genannt „Biberland“. Abgestorbene Pappeln ragen hellgrau aus dem Wasser. Der Blutweiderich blüht.
Das Ganze ist nicht ganz freiwillig entstanden. „Familie Biber“ hat sich hier vor einigen Jahren angesiedelt. Die eifrigen Baumeister bauten ihre Dämme und fluteten das Gelände. Ursprünglich wuchsen hier Hybridpappeln, die in den 60er Jahren aufgrund ihrer schnellen Ertragsreiche angepflanzt wurden. Zudem standen auf dem Gelände einer früheren Baumschule schöne Ulmen, Linden und Kirschbäume.
„Der Biber ließ alles absaufen“, erinnert sich Stadtförster Wolfgang Winter. Um die künstlich gesetzten Pappeln trauerte er weniger. Pappelholz, früher beliebt für Obstkisten und Zündhölzer, ist ohnehin nicht mehr so gefragt. Um die Ulmen, Linden und Kirschen reute es ihn. Das vom Biber angelegte Gewässer bedeutete für sie das Aus.
Bewusste Entscheidung: Fläche still gelegt
Die Stadt entschied sich damals – im Rahmen des bayerischen Vertragsnaturschutzprogramms – die Fläche stillzulegen. Sprich: Man verzichtet zwölf Jahre auf eine Nutzung. 2017 wurden aus Sicherheitsgründen die Pappeln am Wegesrand entfernt, die Radfahrer gefährdeten. Alles andere kann jetzt kippen, wie es will. Zum Nutzungsverzicht gehört, dass die Stämme im Gelände liegen bleiben – als Lebensraum für Kleingetier, Echsen, Vögel, Fledermäuse, Insekten und Pilze.
Das Revier hat sich wunderbar entwickelt: Der Eisvogel fliegt, Fischotter schwimmen, Bienen schwirren ums blühende indische Springkraut. „Das ist Biotopschutz allererster Güte“, sagt Winter. Nebeneffekt: Die Wasserfläche bindet Kohlendioxid. „Heutzutage sind alle froh um Wasser, um die Bildung von Torf und Humus.“ Torfmoore sind Kühlaggregate des Klimas.
Das ist Biotopschutz allererster Güte Wolfgang Winter, Stadtförster in Weiden
Rundwanderweg Torflehrpfad Mooslohe
Es gibt einen fünf Kilometer langen Rundweg durch das Waldgebiet Mooslohe. Der Oberpfälzer Waldverein hat dazu einen Flyer entworfen.
Erklärt wird darin auch der Torfabbau in der Oberpfalz:
„Niemand würde vermuten, dass in der waldreichen Oberpfalz irgendwann das Brennholz knapp werden würde. Aber die ansässige Eisenindustrie verbrauchte bis ins 19. Jahrhundert hinein ausschließlich Holzkohle. Neben dem Hüttenwerk in Weiherhammer und der Hofhaltung in Sulzbach benötigten auch die Einheimischen, besonders die Schmiede, Brennholz, das bis zum Jahr 1840 immer knapper wurde.
Etwa um das Jahr 1800 entdeckten Oberpfälzer Bauern beim Verbrennen ihres Kartoffelkrauts, dass die Glut tage- und wochenlang nicht verlöschte und im Boden weiter schwelte. Und so trat der Torf als neuer Brennstoff in Erscheinung. Die Oberpfalz war überreich an Torfmooren. Moorflächen lagen in der Nähe von Weiden (Mooslohe, Sauernlohe, Süßenlohe), im Mantler Forst, im Kohlberger Wald und im Etzenrichter Forst.
Bis zum Jahr 1820 wurde der Torfabbau systematisch vervollkommnet. Man entwickelte spezielle Werkzeuge und Gerätschaften. Später wurde der abgebaute Torf gepresst und getrocknet und als fast kohleähnlicher Presstorf verfeuert. Von 1841 an heizte die Industrie fast ausschließlich mit Torf.
Als 1875 die Bahnlinie Nürnberg – Weiden eröffnet wurde, kam wieder Steinkohle aus dem Ruhrgebiet in die Oberpfalz und der Torfabbau verebbte etwas. Die bäuerliche Bevölkerung nutzte aber bis weit nach dem 2. Weltkrieg den Torf zum Heizen, besonders in den Kriegsjahren und den Notzeiten danach.
Erst durch die Schaffung von Tiefbrunnen zur Trinkwassergewinnung senkte sich der Grundwasserspiegel so weit, dass die Torfgebiete im Nordosten Weidens fast trockengelegt sind. Man kann aber immer noch gelegentlich Betontrümmer und verrostete Eisenteile herumliegen sehen. Es sind Überreste zerfallener Torfpressen und Trockenöfen. (Abdruck mit freundlicher Genehmigung des OWV-Vorsitzenden Hans Sperrer.)
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