Wunschkonzert-Wahl-Glosse: „Danke, Merz, Scholz, Habeck!“
Weiden. Wahltag ist Zahltag: Auf vielfachen Wunsch der Blauen-Herzchen-Fraktion unserer Facebook-Gemeinde schließen wir unsere Echo-Wahlinitiative mit einem dreifachen: „Danke, Merz!“ – „Danke, Scholz!“ und „Danke, Habeck!“ Für alle aus dem Paralleluniversum, die nicht registrierten, dass wir seit sechs Wochen die gesamte Politik auf den Prüfstand stellen.

Da soll mal noch einer sagen, wir hören nicht auf unsere Leser: Weil die Frage gestellt wurde, ob denn auch zu den Boomer-Parteien eine Glosse folgen würde, antworten wir mit einem dreifachen „Danke!“ an die drei verbliebenen Kanzlerkandidaten.
Nicht weil wir die Politik von SPD, Grünen, FDP, CDU/CSU – und natürlich auch anderer im Bundestag vertretener Parteien nicht unter die Lupe genommen hätten: Ganz im Gegenteil! In unserer Echo-Wahlinitiative übten 20 Unternehmer, Banker, OTH-Professoren, Vertreter der Arbeitsagentur, Gewerkschaft und von Religionsgemeinschaften schonungslose Kritik an der Wirtschafts-, Renten-, Migrations- und Sozialpolitik der Bundesregierung und ihrer Vorgänger.
Im Gegensatz zur Boulevardpresse geht es uns konstruktiven Journalisten aber nicht um billige Schlagzeilen, den nächsten Aufreger, die nächste Sau, die man durchs Dorf treiben könnte. Sondern um die so einfache wie anspruchsvolle Frage: Wie bekommen wir unsere strukturellen Probleme in den Griff? Wie sichern wir Arbeitsplätze, Unternehmen, Renten, Krankenhäuser und unsere Umwelt?
Bessere Politik?
Ob die Bundestagswahl Aufgabe eines regionalen Mediums ist? Aber hallo! Die Gesetze, die in Brüssel, Berlin und München beschlossen werden, regeln auf Jahre den Rahmen für unsere Entscheidungsspielräume vor Ort. Etwa
- wie hoch unsere Rente ausfällt,
- was von unserer KNO AG nach der Krankenhausreform bleibt,
- wie Kitas, Schulen und Hochschulen ausgestattet sind,
- ob die Bahn ihre Züge jemals wieder pünktlich auf die Schiene bringt,
- ob wir über Flüsterasphalt oder Holperpisten fahren.
Wir können uns eine bessere Politik vorstellen als ein auf Wahlperioden und die eigene Klientel ausgerichtetes, kurzatmiges Regierungshandeln. Zur Wahrheit gehört aber auch: Politiker agieren nicht im luftleeren Raum. Jahrzehntelange Versäumnisse, internationale Krisen, aber auch eine an Einschalt- und Klickquoten orientierte Medien-Berichterstattung sind Teil des Problems.
Anspruchshaltung macht bürokratisch
Nicht die Politik allein ist schuld an der derzeitigen Misere, auch die Anspruchshaltung der Gesellschaft führt zu aufgeblähten Haushalten, Verwaltungen und einem bürokratischen Overkill. Die Haltung, dass die Regierung bis in den privaten Bereich hinein regeln muss, was die Zivilgesellschaft nicht auf die Kette bekommt, erzeugt immer kompliziertere Vorschriften.
Konkret: Wer sich zwar auf X, Facebook oder Telegram schamlos auskotzt, aber gleichzeitig auf striktem Datenschutz bei der Durchlässigkeit von Informationen zwischen Ämtern besteht, muss eben jedes Formular mehrfach ausfüllen. Wer nach jedem Brand einen schärferen Brandschutz, nach jedem Lebensmittelskandal nach strengeren Kontrollen, bei jedem Windrad nach Abstandsregeln schreit, bekommt ein hundskompliziertes Regelwerk, das jede unternehmerische Entscheidung, jedes Bauprojekt verzögert und verteuert.
„Man wird ja wohl noch was erwidern dürfen“
Wer sich über inhaltsleere Wahlplakate und gestanztes Politikersprech mokiert, aber nicht bereit ist, sich mit komplexen Inhalten auseinanderzusetzen, bekommt Talkshows serviert, in denen oberflächlich über die immer selben Aufreger-Themen runter und rauf gestritten wird. Um Lösungen für komplizierte Prozesse zu finden, reicht es nicht, nur Eye-Catcher von Social-Media-Posts zu überfliegen oder von TikTok-Video zu Insta-Reel zu scrollen, die dem eigenen Bauchgefühl schmeicheln.
Wer ständig fordert, „man wird ja wohl noch sagen dürfen“, muss auch akzeptieren, dass man „wohl auch noch was dagegen sagen darf“. Das Wesen der Demokratie ist die Akzeptanz der Freiheit des jeweils anderen. Und nicht auf alles und jeden einzudreschen, der nicht ins Weltbild passt und dann mit „Mimimi“ zu reagieren, weil man Contra bekommt.
Die sollen es besser können?
Apropos „Mimimi“: Die „Danke, Weidel!“-Glosse basiert auf recherchierten Fakten, denen die prozessfreudigen Anwälte von Frau Weidel nicht widersprochen haben. Dass die Schlussfolgerungen, wozu derart eklatante Widersprüche zwischen politischen Forderungen und der eigenen Lebensführung der AfD-Kanzlerkandidatin einladen, satirisch überspitzt sind, ändert nichts an der Kernaussage des Beitrags:
Was überzeugt euch an einer Kandidatin, die das Gegenteil dessen praktiziert, was sie von anderen einfordert? Antworten bitte auf Facebook
Wie kommt man zu der Annahme, dass politische Hasardeure, geschichtsvergessene Geschichtslehrer, arbeitsscheue Verschwörungstheoretiker, Zyniker, die sich Anschläge wünschen, um gewählt zu werden, Isolationisten, die den Standort und das Ansehen Deutschland gefährden, Opportunisten, die Diktatoren, die unser Land bedrohen und sabotieren, hofieren, eine bessere Politik machen als parlamentarische Demokraten trotz aller geschilderter Schwächen?
Keine Heiligen im Kanzleramt
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Wir brauchen keine Heiligen in politischen Ämtern, sondern Menschen, auf die man sich bei wichtigen Entscheidungen verlassen kann. Keine Unterhaltungs-Clowns, sondern seriöse Techniker der Macht. Lieber Langweiler als Zocker. Ein gerütteltes Maß an Kompetenz kann dabei nicht schaden. Ein guter Finanzminister muss kein Finanzbeamter, eine gute Landwirtschaftsministerin keine Bäuerin und ein guter Verteidigungsminister kein General sein.
Aber er oder sie muss die Instrumente seines oder ihres Ressorts beherrschen und als Polit-Manager die unterschiedlichen Expertenmeinungen moderieren und zielführende Entscheidungen treffen. Dazu wäre es hilfreich, Ministerposten nicht nach Regionalproporz und Geschlechterzugehörigkeit, sondern nach Führungserfahrung und Fachkompetenz zu besetzen. Womit wir beim Thema wären.
„Danke, Merz!“
Gegen Friedrich Merzens Marsch an die Spitze der Union – und am Sonntag voraussichtlich ins langersehnte Kanzleramt – war „Der lange Marsch“ des Mao Zedong und seiner Kommunisten 1934/35 über eine Distanz von 12.000 Kilometern ein ausgedehnter Spaziergang. Schon als Schüler trat der frühe Fritz in die Junge Union ein, wo sich der heute 69-Jährige im Selbstporträt als ein Rebell auf dem Mofa outete.
Seine Lehr- und Wanderjahre absolvierte der Mittelklasse-Anzug auf zwei Beinen, mit dem charakteristischen Merz-Pürzel auf der hohen Stirn als Abgeordneter im Europa-Parlament – zwischen 1994 und 2009 dann im Bundestag, wo ihm der Durchmarsch an die Macht beschieden schien. Doch dann kam Angela – und beendete seine zweijährige Ära als Fraktionsvorsitzender. Der Sauerländer aus dem Fachwerkstädtchen Brilon (25.000 Einwohner) arbeitete sich noch einige Monate an der Uckermärkerin ab und warf dann das Handtuch.
Trotz Pilotenscheins kein Überflieger
Seine wirtschaftspolitische Walz führte den knapp zwei Meter großen Lulatsch anschließend in den Aufsichtsrat des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock, wo er sich zum Gehalts-Millionär des gehobenen Mittelstands umschulen ließ. Mit Argusaugen verfolgte der Wirtschaftsliberale den sinkenden Stern der Kanzlerin und wartete geduldig auf seine große Stunde. Aus Stunden wurden Tage, Wochen, Monate, Jahre, ein Jahrzehnt – und hätte sich die lakonische Physikerin der Macht nicht mit ihrem Chemie-Professor in den Kupfergraben zurückgezogen – er harrte heute noch.
Nein, ein Überflieger ist der konservative Jurist mit dem langen Atem trotz Pilotenscheins nicht. Es brauchte drei Anläufe, bis er 2022 zum CDU-Vorsitzenden gekürt wurde. Dass seine politische Laufbahn einer holprigen Skipiste gleicht, mag auch daran liegen, dass er schneller spricht als Lucky Lukes Schatten. Oder jedenfalls erst schießt, dann denkt. Etwa, wenn er über kleine Paschas, die Benachteiligung von Millionären bei Zahnarzt-Terminen oder über die Halbierung unliebsamer Parteien und die Absage, mit diesen gemeinsame Sache zu machen, schwadroniert.
Verfechter des „Weniger ist Mehr“
Dennoch ist der passionierte Spaghetti-Koch ein Mann mit klarer Haltung. Und der Statur des asketischen langen Kerls entsprechend ein Verfechter des „Weniger ist mehr“: weniger Steuern, weniger Sozialabgaben, weniger Bürgergeld, weniger Migration, weniger AfD-Stimmen. Dabei würde man dem Hobby-Fotografen Unrecht tun, wollte man ihn als geizigen Korinthenkacker desavouieren. Bei der Umsetzung seiner Pläne lässt der alte Fritz auch mal alle 5 gerade sein.
Etwa, wenn er einräumt, dass er sich bei seinem kulturhistorischen Meisterwerk, dem im Bonner Haus der Geschichte aufbewahrten Bier-Deckel, auf dem künftig eine Steuererklärung Platz finden sollte – und den Günther Jauch beim jüngsten RTL-Quadrell fallen ließ wie eine heiße Kartoffel – verrechnet hat. Das ist wahre Größe, Fehler machen und zugeben. Wie auch beim Sozial-Tourismus-Vorwurf an ukrainische Kriegsflüchtlinge.
Auf Fritze ist Verlass
Dass man sich auf Fritze, als den der kleine Olaf seinen riesenhaften Herausforderer despektierlich neckt, verlassen kann, bestätigt auch Ehefrau Charlotte, mit er seit 40 Jahren über das Tanzparkett fegt. Für die Treue ihres Friedrich, des Großen, revanchiert sich die Direktorin des Amtsgerichts in Arnsberg, in dem sie den aufmüpfigen Comedian der Heute-Show, Lutz van der Horst, gehörig mit merzialer Leitkultur schurigelt.
Wer dem Appell, „Mehr Disruption wagen“ unserer Nordoberpfälzer Spitzen-Unternehmer Christian und Lars Engel folgen möchte, ist beim ruppigen Merz gut aufgehoben. Deshalb gilt unser herzliches „Danke, Merz!“ einem Mann, der mit der Erfahrung aus 12 Aufsichtsräten von AXA über Borussia Dortmund und Deutsche Börse bis zur WEPA Industrieholding bestens gerüstet ist für den Job als leitender Angestellter der Deutschland AG – nicht zu verwechseln mit der Deutschland GmbH, mit der die Reichsbürger unser schönes und künftig auch wieder reiches Land oft verwechseln.
„Danke, Scholz!“
Dies ist die kleine, aber wahre Geschichte von Schröders Scholzomaten-Zwerg, der auszog, ein Kanzler-Riese zu werden. Und wieder zurück. Oder die Saga vom unterschätzen Hanseaten-König Olaf, der das Kanzleramt samt Aktentasche schrumpfte. Dennoch, man sollte kleine Männer niemals unterschätzen. Ihr Ego kann ins Unermessliche wachsen, bei einigen sogar zur Eroberung von halb Europa führen. Das nennt man dann Napoleon-Komplex.
Andererseits: Es ist auch das Schicksal der Kurzen, dass ihr Zenit schnell überschritten ist. Und dann erleben sie ihr Waterloo. Zunächst aber vollbringen sie schier Unglaubliches. Trotz gescheiterter Kandidatur als Parteivorsitzender fährt der heute 66-Jährige, für den das Leben als Kanzler a.D. erst anfangen dürfte, für die seit der Post-Schröder-Ära marginalisierte SPD im September 2021 den größten Wahlsieg über die Demoskopie in der deutschen Nachkriegsgeschichte ein. Wow!
Kleiner Mann, was nun?
Gut, sein Gegner mit der seltenen Tourett-Syndrom-Variante, zur falschen Zeit am falschen Ort laut zu lachen, maß nur zwei Zentimeter mehr als die 1,70, auf die es Olaf auf der Markierung am elterlichen Türstock bringt. Heute hat es der Kanzler mit dem schlumpfigen Grinsen freilich mit einem Hünen zu tun, der ihn fast um ein großes Schullineal überragt. Um diesen Größenunterschied beim Kanzlerduell auszugleichen, mussten die Öffentlich-Rechtlichen mächtig tricksen. So kennt man sie ja, die links-grün versifften Medienmanipulatoren!
Dabei fängt alles so gut an für den gebürtigen Osnabrücker, der seinem Vorbild und Freund Helmut Schmidt unbedingt als neunter Regierungschef ins Kanzleramt folgen wollte. Anders als die Emissäre einer vier Jahre zuvor an Christian Lindners „Besser nicht regieren, als schlecht regieren!“-Postulat gescheiterten Jamaika-Koalition, gelingt dem Juristen das Schmieden einer Ampel der ungleichen drei Parteien. Einen Aufbruch nach bleiernen Merkel- und Groko-Jahren versprach die selbst ernannte Fortschritts-Koalition. Und sie legte sich zunächst tatsächlich mächtig ins Zeug – mit Wohnungsbau, Ausbau der Erneuerbaren und einem Fachkräfte-Zuwanderungsgesetz.
Das große Vergessen
Vergessen schien für den Vergesslichen auch die schwärende Wunde der Cum-Ex-Belastung, des mäßig erfolgreichen Krisen-Managements beim G20-Gipfel in Hamburg. Aber statt der erwarteten wirtschaftlichen Erholung nach der Pandemie ertönte der große Paukenschlag aus Moskau: Einmarsch in der Ukraine, der russische Lieferstopp der Gaslieferungen, das Aus auch für den Import von Öl und Kohle aufgrund europäischer Sanktionen. Pardauz, so hatte Scholz nicht mit dem Gazprom-Lobbyisten Schröder gewettet!
Aber noch einmal besteht der Mann mit Bodenhaftung den Elchtest: Mit dreistelligen Milliardenkrediten kauft die Ampel Gas und Rohstoffe am Weltmarkt, errichtet in Rekordzeit LNG-Terminals, beschwichtigt besorgte Bürger und Unternehmer mit subventionierten Gas- und Benzinpreisen sowie dem Deutschland-Ticket für 9 Euro. Wumms. Und nochmals Wumms, schreiben ihm seine Redenschreiber ins „Doppel-Wumms“-Manuskript, um das steife Nordlicht cooler wirken zu lassen.
Schweigender Scholz statt Schmidt-Schnauze
So hatte sich Scholz sein Drehbuch schon eher ausgemalt: Statt sein Innerstes nach außen zu wenden, wollte der einsame Jogger durch sachliches Regieren überzeugen. Wie sein Vorbild Helmut Schmidt, der sich immer als leitender Angestellter der Bundesrepublik Deutschland betrachtet hatte. Doch anders als Schmidt-Schnauze hat awsome Olaf alles andere als ein loses Mundwerk. Der Herr mit gelegentlicher Piraten-Augenbinde ist eher der stille Genießer. Er schweigt, statt zu schwatzen. Von wegen Schwatzbude der Nation. Das kann man dem Liebhaber Königsberger Klopse nun wirklich nicht vorwerfen. „Können Sie dazu was sagen?“, wird er bei einer Pressekonferenz gefragt. „Könnte ich …“, sagt er schlumpfig grinsend, „tue ich aber nicht.“
Witzig, auf seine skurril scholzige Art. Für einen Charakterdarsteller in einer Serie wie Monk. Aber für einen Kanzler? Noch dazu einen, der versprochen hatte, Führung zu liefern, wenn Führung bestellt wird? Und den Chef einer Koalition, die bald zu zerreißen droht? Da kommt der Schlaumeier doch schnell an die Grenzen seines kommunikativen Talents. Stopp. Über eine Ausnahme müssen wir sprechen! Seine große Rede. Noch ein letztes Mal überrascht der stumme Kanzler mit einem für einen Wehrdienstverweigerer geradezu generalstabsmäßigen Manöver.
Ohne Ende Zeitenwende
Zeit für eine Zeitenwende. Die verkündet der Kanzler der stillen Scherze in der Sondersitzung des Bundestags am 27. Februar. Er trifft damit die Stimmung der Solidaritätsdemonstranten mit ihren blau-gelben Ukraine-Flaggen draußen vor dem Reichstag. Und Scholz verkündet stolz das Sondervermögen von 100 Milliarden Euro zur Ertüchtigung der Bundeswehr.
Es hätte sein historischer Moment werden können. Der Mantel der Geschichte, dessen Zipfel Kanzler Kohl zur Wiedervereinigung Deutschlands beherzt ergriffen hatte. Scholz nutzt seine Chance nicht. Statt der Architekt der Zeitenwende, wird er bald von Feind und Freund als zögerlicher Zauderer wahrgenommen. Helme statt Haubitzen. Absagen folgen Zusagen. Keinesfalls Panzer. Doch Panzer. Für die Ukraine sind die deutschen Waffenlieferungen zu viel zum Sterben, zu wenig zum Siegen. Und bei Taurus bleibt er stur. Schlimmer noch.
Kanzler ohne Kleider, Koalition ohne Kohle
Der Krieg lässt den Kanzler als König ohne Kleider dastehen. Als Koalition ohne Kohle. Konnte die Ampel konzeptionelle Differenzen bislang mit dem Griff in volle Kassen für die jeweils eigene Klientel übertünchen, fehlte nun der Schmierstoff für diese do-ut-des-Politik. Die Sollbruchstellen liegen offen zutage. Die Folge: Die Verschuldung der öffentlichen Haushalte schnellt wegen der Kosten für Pandemie, Krieg und Inflation um 555 Milliarden Euro in die Wolken. The Sky is the Limit.
Die Reserven sind schon für die Pflichtaufgaben verplant – Ertüchtigung der Bundeswehr, Unterstützung der Ukraine, Umstellung auf Klimaneutralität, Versorgung und Integration von Millionen Geflüchteter. Finanzielle Spielräume gegen die Wohnungsbaukrise, für Infrastrukturmaßnahmen, und Bildungs-Impulse fehlen. Der Kampf für und wider Schuldenbremse nimmt Fahrt auf. Letzter Ausweg: die ungenutzten 60 Milliarden Euro aus den Corona-Krediten.
Der letzte Befreiungsschlag
Die will der frühere Bundesfinanzminister zur Finanzierung der Energiewende und zur Ankurbelung der Wirtschaft nutzen. Karlsruhe macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Die Koalition ist am Ende, sie weiß es nur noch nicht. Der Streit wird zur täglichen Begleitmusik, während die Wirtschaft schrumpft. Der Kanzler steht mit dem Rücken zur Wand. Und wagt einen letzten Befreiungsschlag. Aus die Maus für Christian Lindner, der mit seinen FDP-Verschwörern vergeblich eine so schöne Exit-Strategie powergepointed hatte.
Brutus wird Opfer seiner eigenen Rochade. Und Deutschland erwacht mit einer Regierung ohne Mehrheit just an dem Tag, an dem Donald Trump seine zweite Machtergreifung feiert – nach sinistren Drohungen gegen die deutsche Auto-Industrie und alle Nato-Länder, die dem Paten im Weißen Haus nicht die geforderten Verteidigungsausgaben liefern: erst 2, dann 3, oder vielleicht doch 5 Prozent des BIP? Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld? Die Opposition hätte da schon eine Idee: Bürgergeld abschaffen, Migranten abschieben … eine Milchmädchenrechnung, sicher. Aber im Wahlkampf ist schließlich alles erlaubt.
So bleibt am Ende dieser Scholz-Story nur unser aufrichtiges „Danke, Scholz!“, für herrliche Momente der Stille in einer Kakophonie unkoordinierten Regierungshandelns. Der Kanzler mit der kürzesten Amtszeit nach Kurt Georg Kiesinger ist sicher die richtige Wahl für alle, die nicht so recht wissen, ob sie hü oder hott ankreuzen sollen.
„Danke, Habeck!“
Am einfachsten dankt es sich dem Mann, der mit seiner bloßen Existenz zur Stabilisierung der BILD-Auflage beiträgt. Und das ist noch tiefgestapelt: Robert Habecks schiere Präsenz finanziert die ABM-Maßnahme „Nius“ für den geschassten BILD-Chefredakteur und praktizierenden Feministen Julian Reichelt im Alleingang. Seine politische Küchentisch-Philosophie inspiriert Tausende von Facebook- und Telegram-Gruppen. Dessen Romane elektrisieren die Stammtische der Republik. Und seine Grüne Agenda zaubert dem bayerischen Ministerpräsidenten ein sattes Grün ins Gesicht.
Selten hat ein Vizekanzler die Herzen der Menschen mehr bewegt, als diese – aus Sicht seiner Bewunderer – grüne Laus, die ihnen über die Leber gelaufen zu sein scheint. Für weite Teile Deutschlands ist der 55-jährige Lübecker der personifizierte Grüne Siff aus der Daily Soap „Der Rot-Grün versiffte Mainstream“. Für uns als gleichgeschaltete Medienschaffende ist der „Robärt“ ein politischer Wohlfühlbär, seine Worte sind Lübecker Marzipan in unseren Ohren: etwas zu süß und klebrig.
Habeck, der Heizungsputschist
Was macht gerade für weibliche Fans den Charme dieses Anti-Politikers mit Bomberjacke aus, der Söder das Schnitzel nehmen will? Sie sagen, er rede anders, zugewandter, bildreicher, wortgewaltiger. Der Habeck-Ton macht den Wirtschaftsminister sexy. Zumindest für Schöngeister, die keine Unternehmen durch die Wirtschaftskrise manövrieren müssen. Für alle anderen sind seine makroökonomischen Wissenslücken mehr als nur lässliche Schönheitsfehler.
Stichwort Heizungsgesetz, das das Land über Monate in eine Art Winterschockstarre versetzt hat, als wäre der halbgare, durchgestochene Entwurf die Vorbereitung einer militärischen Spezialoperation in den Heizungskellern braver deutscher Steuerzahler. Beim Eberhofer würde so einer schlicht „Heizungspfuscher“ heißen. Für besorgte Wutbürger aber ist der Ex-Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und Natur Schleswig-Holsteins ein Heizungs-Putschist, der mindestens den Galgen verdient hat, der bei Pegida-Märschen als folkloristischer Akzent gerne mitgeführt wird.
Klima-Neutralität schürt Kastrationsängste
Offen bleibt, warum die Wirkung des grünen Minister-Autodidakten auf die „Wir sind das Volk“-Minderheit so viel stärker ausfällt wie eine Corona-Impfung, Scheuers Maut-Milliarden und Wissings Schildbürgerstreich zusammen. Bei einer existenzialistischen „Amour fou“-Verfilmung mit Schauspielern in schwarzen Rollkragenpullis würde man wohl eine toxischen Beziehung zwischen dem Minister-Darsteller und den Demo-Komparsen thematisieren. In der Psychologie spricht man von einer dysfunktionalen Beziehung.
Der grüne Protagonist unterdrückt die Konsumenten systematisch mit dem Ziel, ihren Fleischkonsum, ihr Fahrverhalten, ihr Heizungsgebaren, ihre genderungerechte Sprache zu kontrollieren und schwadronierende Laber-Macht über sie auszuüben. Habeck als Ökologie-getriebener Stalker, der unseren Alltag als Green Brother mit Gender-Sternchen, veganen Essverboten und intriganten Attacken auf den Klimawandel CO2-neutralisieren möchte. Hier sitzt des Pudels Kern, der mephistophelische Geist, der stets verneint, und unsere Fäuste mit Verboten entmannt. In dieser Deutung kommt die Klima-Neutralität der Geschlechter-Neutralisierung gleich und schürt Kastrationsängste.
Die LGBTQIA*-Weltverschwörung
Der Politikansatz des studierten Germanisten, Philosophen und Philologen korrespondiert auf dem Feld der Wirtschafts- und Energiepolitik mit der feministischen Außenpolitik seiner grünen Amtskollegin Annalena Baerbock*in, die den Herrschern einer globalisierten Welt die Eier rauben will. Mit anderen Worten: Es handelt sich um eine völlig natürliche Immun-Abwehrreaktion des schwachen Geschlechts gegen eine LGBTQIA*-Weltverschwörung.
Wie tief Habeck bei seiner Anbiederung an die Baerbockschen Matriachats-Fantasien gesunken ist, lässt sich auf den Zentimeter genau an der Tiefe des Bücklings bemessen, den der fließend dänisch parlierende Waschlappen Kretschman’scher Prägung vor dem Emir von Katar vollführte. Ein bezeichnendes Bild für die künftige Stellung der grünen Männchen im Machtapparat der neuen Amazonen. Und sicher auch kein Zufall: Die Verfilmung des Habeck-Romans „Der Tag, an dem ich meinen toten Mann traf“ ist ein cineastischer Fingerzeig auf den geplanten Androzid.
Grüne Kompromisse: Biegsam wie Schilfrohr
Die letzte Hoffnung der Opfer dieser öko-diktatorischen Weltverschwörung, die den vier Elementen sämtliche Schadstoffe entziehen, die Bürger des Straßenlärms und aller Staus berauben und verunsicherten Oligarchen den Zugang zu eisfreien Ressourcen nach dem Abschmelzen der Pole erschweren will, ist die Schludrigkeit, mit der der allzu lässige Habeck den Teufel im Detail übersieht. Bei seiner Forderung nach Sozialabgaben auch auf Kapitalerträge wie Aktien- oder Zinsgewinne, vergisst er die Höhe der Freibeträge festzulegen.
Deshalb sagen wir aus grünem Herzen, „Danke, Habeck!“, für deine Kompromiss-Fähigkeit – andere nennen es Umfallerqualitäten. Sie sind der Kern des Habeckismus. So übergroß sein digitales Porträt auch über dem Münchener Siegestor die Augen der bayerischen Staatsregierung verstörten. Wenn es um die Koalitions-Räson geht, ist auf die Nachgiebigkeit der Grünen Verlass. Nicht hart wie Kruppstahl, ist das Material, aus dem die Grünen geschmiedet sind, sondern biegsam wie Schilfrohr – Spötter meinen auch zittrig wie Espenlaub.
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