Zahlreiche Legenden und Sagen ranken sich um die Burgen der Oberpfalz

Nordoberpfalz. Leuchtenberg, Flossenbürg oder Niedermurach sind Zeugen der Vergangenheit. Burgfräuleins und unglückliche Eingekerkerte kennen wir alles aus dem Heimatkundeunterricht. Zum Auffrischen dieses Wissens um unsere Heimat empfehlen wir das reichlich bebilderte Buch „Mystische Burgen in der Oberpfalz - Rätselhafte Geschichten und geheimnisvolle Bilder“.

20231222 Buchbesprechung Mystische Burgen Foto: Martin Stangl
Die Oberpfalz wird auch „Das Land der Burgen“ genannt. Zahlreiche Legenden und Sagen umranken diese Monumente der Vergangenheit. Foto: Martin Stangl

Das Spannende am Heimat- und Sachkundeunterricht waren niemals die Jahreszahlen. Keiner von uns weiß noch, wann das Geschlecht der Leuchtenberger über die nördliche Oberpfalz herrschte. (Nur zur Erinnerung: Zum ersten Mal wurden die Landgrafen von Leuchtenberg im Jahr 1124 erwähnt). Im Gedächtnis ist doch etwas ganz anderes geblieben.

Die Sage vom „Kalten Baum“

Wir haben uns die schaurigen Sagen und mystischen Erzählungen gemerkt. So auch die Sage vom „Kalten Baum“. Hier für viele in einer ganz neuen Version, weil die Mär vom unglückliche Burgfräulein banal und schon etwas abgedroschen ist:

„Eine Gräfin von Leuchtenberg soll in der Nähe von Oberlind ihre beiden Kinder ermordet und begraben haben. Die Sühne war, dass der Graf von Sulzberg sie dafür grausam zur Rechenschaft zog (was auch nicht in Ordnung war). Der Erzählung nach soll ihm dort nach der Strafaktion ein Samenkorn, das er beim Kreuzzug im Heiligen Land mitgehen hat lassen, in die Erde fiel. Erstaunlicherweise gedieh ein Baum an der Mordstelle. Nachdem hier der ‚Böhmische‘ (Wind) permanent weht, schreibt man das der Schandtat der eiskalten Kindsmörderin zu. Der Name für den Baum war geboren: der ‚Kalte Baum‘.“

Illustriertes Buch der oberpfälzischen Sagen

Wer Lust auf mehr lokale Schauergeschichten hat, für den ist dieser Tipp genau das richtige. Die Autorin Gabriele Kiesl aus Roding hat sich viel Mühe gemacht und in ihrem Buch „Mystische Burgen in der Oberpfalz“ zahlreiche Sagen und Legenden aus der gesamten Oberpfalz zusammengetragen. Der Fotograf Michael Cizek aus Cham hat sie perfekt ins Bild gesetzt.

Das Autorenduo machte sich auf die Suche nach außergewöhnlichen Vorkommnissen und präsentieren in ihrem Buch den Lesern eine Welt zwischen Erzählung und Wahrheit. Gabriele Kiesls fantasievolle Erzählungen handeln von verfluchten Gemäuern, in denen Besucher zu Tode kommen, von spukenden Burgfräuleins und anderen Untoten, von Legenden, die zur Todesfalle werden („Der Berg gibt nichts ungestraft frei!“), von geheimen, von Trollen bewachten Schätzen, von Liebesbäumen, oder von Teichen, Tunneln und Treppen, deren starker Zauber Menschen in die Vergangenheit versetzen oder alles im Leben verändern, dessen man überdrüssig geworden ist.

Dazu ist das Bildmaterial beeindruckend: Der Fotograf versteht es, Landschaft und Gemäuer ins rechte Licht zu rücken. Zinnenbekrönte Wehrtürme, bedrohlich aufragende Ruinen, halb verfallene Mauerbögen, wuchtige Kellergewölbe, Teile eines grün überwucherten Walls, ausgetretene Stufen, verkümmerte Baumriesen und einsame Waldwege illustrieren die geheimnisvollen, schaurigen Begebenheiten.

Zum Schluss noch ein Hinweis: Nachdem der gemeine Oberpfälzer sich hin- und wieder dafür schämt, in dieser Region zu leben, kann Entwarnung gegeben werden. In Niederbayern gehts genauso gruselig zu. Die beiden Autoren haben den Beweis in ihrem Buch „Mystische Burgen in Niederbayern“ eindrucksvoll erbracht.

Fazit: Wer von Stephen King die Nase voll hat und sich lieber regional gruselt, für den sind die beiden Sagenbücher eine wahre Fundgrube.

Unsere Buchtipps

  • Gabriele Kiesl/Michael Cizek, Mystische Burgen in der Oberpfalz – Rätselhafte Geschichten und geheimnisvolle Bilder, Buch- und Kunst Verlag Oberpfalz, 24,90 Euro
  • Gabriele Kiesl/Michael Cizek, Mystische Burgen in Niederbayern – Rätselhafte Geschichten und geheimnisvolle Bilder, SüdOst Verlag, 24,90 Euro

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