Zehn Wochen Notfallambulanz: Kliniken Nordoberpfalz ziehen erste Bilanz
Tirschenreuth. Der Aufschrei war groß, als das Krankenhaus Tirschenreuth auch noch seine Notaufnahme hergeben musste. Stattdessen wurde eine Notfallambulanz eingerichtet. Und die arbeitet, allen Unkenrufen zum Trotz, gut.

Die Menschen gingen für ihr Tirschenreuther Krankenhaus auf die Straße, ein Bürgerbegehren wurde auf den Weg gebracht. Sogar bei Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach klopfte man in München an. Es half alles nichts. Das Landkrankenhaus muss aus wirtschaftlichen Gründen umstrukturiert werden. Aus einem Akuthaus mit einer Rund-um-die-Uhr-Notfallversorgung wird ein „internistisches Fachkrankenhaus und Zentrum für Altersmedizin“.
Aus Notaufnahme wird Notfallambulanz
Seit 1. April ist auch die Zentrale Notaufnahme Geschichte. Aus ihr ist eine Notfallambulanz geworden. Zeit für die Vertreter der Kliniken Nordoberpfalz (KNO), der Stadt und des Landkreises sich mal vor Ort zu erkundigen. Wie ist es bislang gelaufen? „Gut“, sagt der leitende Oberarzt, Dr. Robert Meiler. Alle Patienten, die in der Notfallambulanz vorstellig wurden, konnten behandelt werden.
„Wir mussten niemanden wegschicken“, erklärt der Mediziner. Zwischen 50 und 60 sind es im Schnitt pro Woche. Genauso viele sogenannte „BG“-Patienten werden in dem Zeitraum versorgt. Menschen also, die auf dem Weg zur Arbeit oder zur Schule oder am Arbeitsplatz einen Unfall haben. „Die ambulante Behandlung erfolgt weitestgehend nach den Standards, die es schon vorher gab“, betont der Mediziner.
Moderne Behandlungsräume
Meiler führt die Besucher durch die Abteilung. Alles da – vom Untersuchungs- bis Gips-, Schock- und Eingriffsraum. Alles großzügig dimensioniert und modern eingerichtet. Die KNO-Ärzte halten hier am Montag, Dienstag und Donnerstag von 8 Uhr bis 20 Uhr die Stellung, am Mittwoch und Freitag sind sie von 8 Uhr bis 14 Uhr da. Die übrigen Zeiten werden von Kolleginnen und Kollegen von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) abgedeckt.
Rettungswägen fahren Tirschenreuth an
Seit Mitte Mai kann auch der Rettungsdienst wieder Patienten mit leichteren Verletzungen zur Notfallambulanz bringen. „Das sind zum Beispiel Schnitt- und Platzwunden, oder leichte Frakturen, etwa nach einem Verkehrsunfall“, erläutert Meiler. Nach wie vor steht ein MRT für radiologische Untersuchungen zur Verfügung. Und im benachbarten Medizinischen Versorgungs-Zentrum (MVZ) können die Patienten der Notfallambulanz weiter versorgt werden.
Enge Verzahnung
Sollte es notwendig sein, wird der Patient zur stationären Weiterversorgung in ein anderes Krankenhaus verlegt. „Wir kümmern uns darum, nehmen mit dem zuständigen Kollegen im Klinikum Kontakt auf, informieren ihn über das Krankheitsbild und organisieren, wenn gewünscht, auch den Transport“, erläutert Meiler. So ein gut funktionierendes Netzwerk und so eine enge Verzahnung, finde man beileibe nicht überall, lobt der Mediziner.
Krankenhäuser beschäftigen die Landkreise
Der Umbruch in der Krankenhauslandschaft ist für die Landkreise ein Dauerbrenner. Erst jetzt kam der Tirschenreuther Kreischef Roland Grillmeier von einer Landräte-Tagung aus Deggendorf zurück. Das Thema beschäftige alle, so sein Eindruck. „Zukünftig wird man die medizinische Versorgung landkreisübergreifend organisieren müssen“, ist er überzeugt.
Und Grillmeier sprach sich noch einmal für den Erhalt des Krankenhauses Tirschenreuth aus. „Wir sperren nicht zu, sondern richten das Haus neu aus.“ Die Notwendigkeit, sich zu spezialisieren, sieht auch Tirschenreuths Bürgermeister Franz Stahl. „Wenn wir diesen Wandel nicht vollziehen, werden wir weggewandelt.“
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