Ziegler-Sägewerk unter Rettenmeier-Regie: Rundgang mit Wirtschaftsminister Aiwanger
Plößberg. Großer Bahnhof an der Betzenmühle. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und Stephan Lang, Geschäftsführer des neuen Sägewerk-Betreibers, der Rettenmeier Holding AG, verkünden bei einem Rundgang durch das ehemalige Ziegler-Imperium Vollzug.

Nach der Übernahme durch die Rettenmeier Holding AG ist das frühere Ziegler-Sägewerk in Plößberg wieder in Betrieb. Die Zustimmung der Kartellbehörden liegt vor und der Abschluss der Übernahme aus der Insolvenz befindet sich in den finalen Zügen. Durch die Übernahme steigt die Rettenmeier Holding AG in die Top-3 der Nadelholzsägewerke Europas auf und betreibt nun sechs Standorte mit insgesamt 1600 Mitarbeitern.
„An Weihnachten stand hier noch alles still“, sagt Plößbergs Bürgermeister Lothar Müller im Echo-Plausch. Der unmittelbar betroffene Rathauschef, der als einziger Politiker nicht mit einer Limousine, sondern mit seinem Fahrrad angereist war, freut sich über das wieder eingekehrte, geschäftige Treiben auf der Betzenmühle.
Das Wetter hält
Als Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger dann im Gefolge eines Polizei-Wagens und umringt von Personenschützern aus dem Heck seines schwarzen A8 steigt, schüttelt der Freie-Wähler-Chef das Haupt beim Blick auf die imposante Baumstamm-Fassade des Verwaltungsgebäudes, als ein dienstfertiger Mitarbeiter fragt: „Sie waren ja schon mal da?“ Auf der Tagesordnung steht: „Rundgang mit dem Minister.“
„Wenn es nicht allzu sehr regnet“, erklärt eine freundliche Dame aus der Pressestelle des Ministeriums. Das Wetter hält, der Tross mit dem Minister, Stephan Lang, Geschäftsführer des neuen Sägewerk-Betreibers, der Rettenmeier Holding AG, Andreas Cordes, Geschäftsführer der Cordes GmbH, die wiederum Overhead der Rettenmeier Holding ist, Tobias Reiß, Vizepräsident des Landtags, Landrat Roland Grillmeier, Bürgermeister Lothar Müller und die diversen Medienvertreter setzt sich in Bewegung.
Das Bohren dicker Bretter
Jeder der mächtigen Holzstöße taugt als monumentaler Foto- und Videohintergrund für die Kameramänner und -frauen, weshalb die gutgelaunte Truppe bereitwillig Station mit Smalltalk macht. „Alles so sauber“, scherzt der Minister, „ist es da immer so sauber?“ Man darf annehmen, dass die Mitarbeiter nicht eigens den ministeriellen Weg von Sägespänen befreit haben.
„Das Nasslagerholz schaut nicht so schön aus auf den ersten Blick“, zeigt der gelernte Land- und Forstwirt Materialkenntnis, „aber werthaltig ist es trotzdem.“ Mit prüfendem Blick begutachtet er einen mächtigen Stamm und schildert die einzelnen Stadien seines Wachstums. „Aber da verlangt’s schon den vollen Preis!“ Man sieht, nicht nur in der Politik ist das Bohren dicker Bretter vonnöten, auch in der Holzindustrie lohnt sich der lange Atem.
„Ohne Staatsforsten wäre nichts gelaufen“
Bei der fünften Holzstammpyramide entscheidet sich Aiwanger dann zur programmatischen Ansprache. „Ohne die Bayerischen Staatsforsten wäre hier nichts gelaufen“, schildert er seinen Anteil an der Rettung des Standorts. Schließlich ist der Minister qua Amt Aufsichtsratsvorsitzender des Staatsforst-Betriebs. Einer der Knackpunkte sei aber auch gewesen, das Vertrauen der privaten Waldbesitzer wieder herzustellen.
„Es wurde einiges an Vertrauen zerstört“, sagt Aiwanger, „ich wünsche mir, dass auch die privaten Waldbesitzer wieder Vertrauen fassen.“ In wirtschaftlich schwierigen Zeiten, in denen täglich Hiobsbotschaften von Arbeitsplatzabbau eintrudelten, sei eine gute Nachricht, insbesondere für strukturschwächere Gebiete, eine Wohltat:
Ich bin der Firma Rettenmeier sehr dankbar – das ist ein Profiunternehmen, die bringen das hin. Hubert Aiwanger

Holzpreise aktuell „ganz gut“
Die Waldbesitzer der Region könnten sich jetzt wieder auf einen gesicherten Absatz ihres Holzes verlassen. „Wichtig ist, dass jetzt auch genügend Holz geliefert wird.“ Was durchaus möglich sei, weil viel erntereifes Holz in den Wäldern stehe. Die Holzpreise seien aktuell ganz gut. „Es ist besser, jetzt Holz zu machen als zu warten, bis wieder der Käfer zuschlägt und die Preise kaputt macht.“
„Ich freue mich für die mehr als 600 Beschäftigten, deren Stellen nun wieder gesichert sind“, sagt Aiwanger. Durch die konstruktiven Gespräche in den letzten Monaten und die enge Begleitung – auch durch die Staatsforsten – bleibe die Region auch in Zukunft ein bedeutender Standort für die Holzverarbeitung.
Lang: „Tiefere Wertschöpfung“
Rettenmeier Geschäftsführer Stephan Lang gibt sich optimistisch, die ehrgeizigen Unternehmensziele mit der Betzenmühle zu erreichen: „Wir sehen zwei strategische Voraussetzungen“, sagt Lang, „das hier ist ein gutes Rohstoffgebiet mit einem der größten Bestände an Nadelholz in Mitteleuropa, und einer hoch motivierten Belegschaft, die der Region verbunden ist.“ Das Unternehmen firmiere künftig als Rettenmeier Holzindustrie Plößberg GmbH.
„Rund 600 Arbeitsplätze am Standort sowie 650 Arbeitsplätze in Pressath bleiben erhalten.“ Es gebe ein gut funktionierendes Geschäftsmodell, aber immer auch Ideen, wie man es noch besser machen könne. Statt in erster Linie global zu exportieren, wolle man sich auf den europäischen Markt fokussieren. Und durch eine „tiefere Wertschöpfung“ wolle man das Schnittholz zu veredelten Holzprodukten weiterverarbeiten. Das klingt dann fast schon nach Stefan Zieglers Vision.
Wirtschaftliche Entwicklung der Holzindustrie in Bayern
Im Jahr 2022 wurden in Bayern insgesamt 507 kleine und mittlere Sägewerke betrieben, die zusammen 2,49 Millionen Festmeter Rundholz zu 1,56 Millionen Kubikmetern Schnittholz verarbeiteten. Dabei entfielen 78,2 Prozent des Einschnitts auf Nadelholz-Sägewerke.
Der Umsatz der gesamten Holzindustrie in Bayern belief sich im Jahr 2023 auf rund 8,6 Milliarden Euro. Die Branche steht jedoch vor Herausforderungen: Bereits 2022 war die Binnennachfrage deutlich gesunken, und die Geschäftslage der Säge und Holzindustrie entwickelte sich im Folgejahr weiter negativ. Die Krise in der Bauwirtschaft sorgte in Deutschland für einen erheblichen Rückgang der Nachfrage nach Bauholzprodukten, während die schwache weltweite Konjunktur den Export nicht als Ausgleich nutzen konnte.
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