Zinsen bröckeln: Neue Chancen für das Eigenheim?

Neustadt/WN. Die Hochzinsphase bei Baukrediten scheint vorbei zu sein. Um sich den Traum vom Eigenheim erfüllen zu können, könnten Modulhäuser das Rennen machen.

Wer bauen will, muss sauber kalkulieren. Aufgrund der gesunkenen Bauzinsen, könnte sich der Traum vom Eigenheim jetzt vielleicht eher verwirklichen lassen, also noch vor einem dreiviertel Jahr. Foto: Pixabay/geralt

Der Traum von den eigenen vier Wänden. Dessen Erfüllung war angesichts der hohen Baustoffpreise und der teuren Kredite im vergangenen Jahr in schier unerreichbare Weite entrückt. Die Zinsen hatten zwischenzeitlich sogar deutlich die vier-Prozent-Marke übersprungen. Doch die Häuslebauer in spe dürfen sich Hoffnung machen. Die Zinsen setzen zum Sinkflug an.

Laut dem Vergleichsportal Check24 sind die Immobilienzinsen zum Start in das neue Jahre auf unter drei Prozent gerutscht: Aktuell liegen die bestmöglichen Zinsen für zehnjährige Baufinanzierungen bei 2,93 Prozent – 0,36 Prozentpunkte niedriger als noch am 1. Dezember 2023. Natürlich noch immer kein Vergleich zu Beginn des Jahres 2022. Damals lagen die Bauzinsen gerade einmal bei einem recht überschaubaren Prozent.

Zinsen seit Oktober rückläufig

Ein Trend, den man auf Anfrage von OberpfalzECHO beim Geld-Ratgeber Finanztip nur bestätigen kann. „Nach unseren Zinsbeobachtungen gehen die Bauzinsen seit Mitte Oktober 2023 kontinuierlich zurück“, erläutert Baufinanzierungs-Experte Dirk Eilinghoff. Je nach Beleihung und Zinsfestschreibung wird ein Rückgang von bis zu 0,9 Prozent auf etwa 3,4 Prozent im Jahr registriert. Die Gründe dafür? „Die Inflation ist stärker zurückgegangen, als es die meisten Beobachter noch im Herbst 2023 vermutet haben“, sagt Ellinghoff.

Längere Darlehenslaufzeiten

Damit ist es, seiner Einschätzung nach, wahrscheinlicher geworden, dass die Zentralbanken die Zinsen schon im Jahr 2024 wieder senken werden. „Diese geänderte Erwartung spiegelt sich dann an den Anleihemärkten wider, auf denen sich die Banken das Geld für die Baufinanzierung besorgen.“ erläutert der Finanztip-Experte. Besonders bei längeren Darlehenslaufzeiten profitierten die Kunden von den Zinssenkungen. Damit wird das Bauen wieder deutlich erschwinglicher.

„Wer schon länger über den Kauf oder Bau einer Immobilie nachdenkt, findet in diesem Jahr deutliche bessere Bedingungen vor als 2023. Sowohl Immobilienpreise als auch Bauzinsen sind deutlich zurückgegangen“, betont Ellinghof. Allerdings lägen die Preise immer noch etwa 50 Prozent über dem Niveau von 2015.

Situation ist entspannter als 2023

Auch bei der Vereinigte Sparkassen Eschenbach/Neustadt/WN/Vohenstrauß kann man die Zinskorrektur nach unten bestätigen. „Die Situation ist entspannter als im vergangenen Jahr“, betont der Vorstandsvorsitzende Gerhard Hösl. Bei dem Geldhaus steht aktuell die Drei vor dem Komma. „Momentan bewegen wir uns zwischen 3,25 und 3,5 Prozent, bei einer Laufzeit von zehn Jahren“, so Hösl. Wobei die Höhe des Zinssatzes noch an bestimmte Voraussetzungen geknüpft ist, wie etwa die Bonität des Darlehensnehmers oder der Wert der zu beleihenden Immobilie.

Preissprünge nach oben sieht der Bankchef auf dem Immobiliensektor aktuell nicht. Bei Bestandsimmobilien, die einen geringen energetischen Standard aufweisen, sind sogar deutliche Preisabschläge zu verzeichnen. „Wir bewegen uns insgesamt auf einem hohen, aber stabilen Niveau“, fasst der Vorstandsvorsitzende die Situation zusammen.

Kunden sind verunsichert

Was Hösl immer wieder auch feststellen kann, ist die Verunsicherung bei den Kunden, verursacht durch Entscheidungen der Bundesregierung. So wurde nach nur sechsmonatiger Laufzeit Mitte Dezember 2023 Knall auf Fall das KfW-Förderprogramm für klimafreundliche Neubauten gestoppt. Rund zwei Milliarden Euro standen dafür zur Verfügung.

Nach kurzer Zeit war der Topf leer. Der Geldnachschub blieb aus. Es soll zwar heuer damit weitergehen, wenn der Bundeshaushalt verabschiedet wird. Die Frage ist nur, wie viel Euro dann dafür zur Verfügung stehen werden. „Was wir brauchen, ist Zuverlässigkeit von Seiten der Politik“, fordert der Vorstandsvorsitzende. Schließlich spielen die Förderprogramme im Finanzierungsplan der Häuslenbauer eine wichtige Rolle. Fallen die plötzlich weg, gibts ein Problem.

Modulbauhäuser im Kommen

Laut Umfrage eines Baufinanzierers im September 2023 wollen nach wie vor 68 Prozent der Deutschen in den eigenen vier Wänden wohnen. Mit 64 Prozent liegt dabei das frei stehende Eigenheim in der Hausformgunst ganz oben. Doch wie soll man sich trotz sinkender Zinsen das leisten können? Eine mögliche Lösung: Modul- statt Massivhaus. Das sieht auch Gerhard Hösl so: „Ich denke, die werden aufgrund der günstigeren Anschaffungskosten zukünftig stärker nachgefragt.“

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