Zwei weitere Ziegler-Gesellschaften folgen in die Insolvenz

Plößberg/Hütten. Zwei Ziegler-Gesellschaften befinden sich bereits im Insolvenzverfahren. Zwei weitere folgen nächste Woche: Insolvenzverwalter Volker Böhm will bis Ende der Woche das weitere Vorgehen bei anderen Unternehmensteilen klären.

Die Sägespäne wird direkt aus dem Sägewerk in Plößberg angeliefert. Foto: David Trott

Zwei operative Tochtergesellschaften der Ziegler-Group, die „Ziegler Holzindustrie GmbH und Co. KG“ und die „naturheld GmbH“, haben – wie berichtet – beim zuständigen Amtsgericht in Weiden Insolvenzantrag gestellt.

Als Zulieferer der Bauindustrie seien beide Gesellschaften von der anhaltenden und tiefgreifenden Baukrise stark betroffen. Insolvenzverwalter Volker Böhm hat bereits mit der Prüfung begonnen, ob und welche Optionen zur Verfügung stehen, um den beiden Unternehmen wieder eine Zukunftsperspektive zu ermöglichen.

Schon eine Krise bewältigt

Die „Ziegler Holzindustrie GmbH und Co. KG“ mit Sitz in Plößberg/Oberpfalz ist die Ursprungsgesellschaft der Ziegler-Gruppe. Das Unternehmen ist nach Angaben der Gruppe eines der größten Sägewerke in Europa und beschäftigt rund 700 Mitarbeiter. Das große Sägewerk, das Zieglers Vater aufgebaut hatte, geriet laut Stefan Ziegler bereits einmal in den Strudel einer Wirtschaftskrise: „Wir haben uns 2005 zusammengesetzt und uns gefragt, was ist der nächste logische Schritt?“ Das war mitten im Immobilienboom 2007.

Man habe deshalb die Kapazitäten massiv ausgebaut haben. „Als wir in Betrieb gingen, ist die Immobilienblase geplatzt und wir hatten eine Wirtschaftskrise“, schilderte Ziegler in einem Interview mit OberpfalzECHO vor drei Jahren. Das sei das erste eigenverantwortliche Jahr Stefan Zieglers gewesen. „Wir hatten die dreifache Kapazität aufgebaut, und alle Kunden, die versprochen hatten, sie würden bei uns kaufen, wussten nichts mehr davon.“ Die Mitarbeiter waren verunsichert, die Banken wollten wissen, wie’s weiter geht.

Zieglers Schlussfolgerung aus der Krise 2008

Wie hat es Ziegler damals geschafft, sich wieder aus der Krise herauszuarbeiten? „Ich habe mich in den Flieger gesetzt und bin einmal um die Welt geflogen. Marokko, China, Japan … Ich habe überall Klingeln geputzt.“ Zieglers Glück: Er konnte in Dubai einen Auftrag an Land ziehen. „Ein Geschäftsmann hatte einen Sohn im gleichen Alter, der sein Geschäft altersbedingt noch nicht führen konnte, und da hat es ihm imponiert, dass ich mich so auf die Hinterbeine gestellt habe.“

Der indische Geschäftsmann, der größte Holzhändler des Emirats, sei – Stand damals – mittlerweile einer der wichtigsten Kunden. Die Geschäfte in Dubai seien oft in der Hand von Indern und Pakistani. „Der Scheich von Dubai hat sich mittlerweile beteiligt“, sagte Ziegler im Interview. Die Wirtschaftskrise von 2008 habe vor Augen geführt, wie anfällig das System sei, wenn Märkte wegbrächen und Lieferketten abrissen – letztlich ein Grund für den folgenschweren Plan, alle Produktionsprozesse von der Säge bis zum Holzbau ins Unternehmen zu integrieren.

Gute Chancen für modernes Holzfaserdämmwerk

Insolvenzverwalter Böhm hat die Mitarbeiter der beiden Unternehmen heute über die Insolvenzanträge unterrichtet und ihnen die nächsten Schritte erläutert. Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten sind über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert. Die „naturheld GmbH“ mit ihrem neuen und hochmodernen Produktionsstandort in Grafenwöhr-Hütten produziert klimaschonendes Dämmmaterial aus Holzfasern und beschäftigt rund 120 Arbeitnehmer.

Das Dämmfaserplattenwerk sollte der nächste Schritt der Ziegler-Group zum 100-prozentigen Öko-Holzhaus werden. Am 1. September 2021 legten die Planer auf dem 28 Hektar großen Areal in Hütten bei Grafenwöhr los. Exakt einen Tag vor dem Jahrestag des Baubeginns verließen die ersten Dämmfaserplatten die Produktionsanlagen mit einer Investitionssumme von 150 Millionen Euro. Aufgrund der innovativen Technologie sieht Böhm bei Naturheld gute Chancen für eine Investorenlösung.

Das Holzzentrum Ziegler in Pressath. Foto: Ziegler Group

Pelletwerk und Holzzentrum folgen in die Insolvenz

Bis Ende nächster Woche soll feststehen, welche anderen zur Ziegler-Gruppe gehörenden Gesellschaften Insolvenzantrag stellen müssen. Böhm steht dazu mit den verantwortlichen Geschäftsführern der nicht insolventen Gesellschaften in ständigem Kontakt und unterstützt sie bei der Prüfung, ob und wann die Insolvenzreife eintritt.

Bereits jetzt steht fest, dass zwei eng mit der Ziegler Holzindustrie GmbH und Co. KG verbundene Unternehmen in der kommenden Woche Insolvenzantrag stellen müssen: das „Pelletwerk Ziegler Naturenergie GmbH“ und die „Holzzentrum Ziegler GmbH“. Bei jedem Unternehmen müsse einzeln geprüft werden, ob sie im Zuge eines Insolvenzverfahrens sanierungsfähig sind. Bedeutet: in der Regel über den Verkauf an einen Investor, um möglichst viele der Arbeitsplätze zu erhalten. „Wenn Möglichkeiten für eine Sanierung vorliegen, werden wir diese nutzen“, ergänzte Böhm.

Zahlen zur Ziegler-Group

Nach eigenen Angaben beschäftigt die Ziegler-Group rund 3000 Mitarbeiter in drei Ländern (Deutschland, Schweden und Rumänien) und erwirtschaftete im Jahr 2023 bei schwachen Märkten einen Gruppenumsatz von rund 750 Millionen Euro. Die Gruppe hatte in den vergangenen Jahren nicht zuletzt durch Zukäufe einen offensiven Wachstumskurs eingeschlagen.

Neben dem Kerngeschäft, der Holzbearbeitung und -verarbeitung für die Bauindustrie, ist die Ziegler-Gruppe mittlerweile auch in der Logistik, der Pelletproduktion, der Forstwirtschaft, im Haus- und Modulbau sowie in angrenzenden Gewerken wie der Haustechnik tätig. Allerdings wurde die Gruppe inmitten ihrer Wachstumsphase durch den Nachfrageeinbruch im Bausektor infolge des Ukraine-Krieges und des Zinsanstiegs schwer getroffen.

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