Zwiefachentag: „Diese Art zu tanzen, ist toll genug“
Schwandorf. Der Zwiefache, eine Mischung aus Walzer- und Dreher-Schritt, gehört zum identitätsstiftenden Kulturerbe der UNESCO und zur Heimatpflege des Bezirks Oberpfalz, der am Samstag in Schwandorf den sechsten „Zwiefachentag“ ausrichtete.

In 24 Veranstaltungen beschäftigten sich die Teilnehmer mit diesen „narrischen Dingern“, die der gebürtige Schwandorfer Konrad Max Kunz 1848 in gedruckter Form veröffentlichte, ohne die genaue Herkunft zu kennen. Bei der Eröffnungsveranstaltung in der Spitalkirche lud Oberbürgermeister Andreas Feller zum Tanzen, Singen, Musizieren und Lauschen ein.
Bezirkstagspräsident Franz Löffler sieht im „Zwiefachentag“ die Möglichkeit zur Rückbesinnung auf die eigenen kulturellen Wurzeln. Der schwäbische Bezirksheimatpfleger Christoph Lang zeigte am Beispiel der Schwandorfer Familie Kunz auf, wie aus dem Türmer des 19. Jahrhunderts ein Stadtmusikermeister wurde, der Liedertafeln gründete, Musikunterricht erteilte und bei Festen aufspielte. In diese Zeit fällt auch die Gründung des „Schwandorfer Sängerbundes 1861“.
Danke, Niederbayern!
Dass der „Zwiefache“ zum Bundesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes gehört, ist dem Bezirk Niederbayern zu verdanken, der den Tanz vor acht Jahren erfolgreich bei der UNESCO-Bewertungskommission als identifikationsstiftende Kulturform bewarb. Es gehe darum, so der stellvertretende Bezirksheimatpfleger Florian Schwemin in seinem Vortrag „Immaterielles Kulturerbe und Musik“, die Bedeutung des Erbes zu formulieren, bewusst zu machen und für die Nachwelt zu bewahren.
„Wamperten Gust“, „Böhmischer Wind“ und die „Schousterpritschn“
Nach der Eröffnung ging es zu den Tanzproben. Das Institut für Volkskunde in München kennt 9000 Melodien des Zwiefachen mit 500 verschiedenen Schrittvarianten. Das Volkstanzlehrer-Ehepaar Anita und Alfred Merl aus Schwandorf-Haselbach hatte 30 davon für den Workshop in der Turnhalle der Gerhardingerschule ausgewählt. Zum Beispiel den „wamperten Gust“, den „böhmischen Wind“ oder die „Schousterpritschn“.
Auf dem Blasturm-Gelände spielte Kreisheimatpfleger Christian Rathey mit seinem Sohn Maximilian auf. Dort, wo der Komponist der Bayernhymne und spätere Dirigent der Münchner Liedertafel, Konrad Max Kunz, aufgewachsen ist. 1848 veröffentlichte er in der „Cäcilia“, einer bundesweiten Musikzeitschrift, zwölf Zwiefachen-Melodien, ohne ihre Herkunft benennen zu können. „Diese Art zu tanzen, ist toll genug“, schrieb Konrad Max Kunz, denn jede Melodie gehe anders und erfordere vom Tänzer Musik- und Taktgefühl.
Allgegenwärtiger Zwiefacher
Im Stück „Kunz und Konsorten“ erinnerte der Schwandorfer Theaterverein in fünf Szenen an Anekdoten aus der Türmer-Zeit. Vater Franz Michael Kunz bekam regelmäßig Ärger mit der Obrigkeit, so ist es überliefert, weil er sich über den Magistrat der Stadt lustig machte. Im Kastaniengarten des Elisabethenheims sang das Trio „d`Selbergstrickn“ mit den Senioren und Besuchern „Zwiefache“. An verschiedenen Orten trafen sich Musiker zum „Stammtisch“ und musizierten, sangen und tanzten.
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