Bluthochdruck – die unterschätzte Gefahr: Hochleistungspumpe Herz

Waldthurn. Bluthochdruck birgt einige Gefahren für den menschlichen Körper. Ursachen sowie Auswirkungen dieser Krankheit sind von Mediziner Rüdiger Hettler geschildert worden.

Rüdiger Hettler berichtete aus seiner langjährigen Erfahrung über die Folgen und Risiken von Bluthochdruck. Bild: Franz Völkl

Eindrucksvoll stellte der Mediziner Rüdiger Hettler aus Floß die Riesenleistung der Herzpumpe anhand von Zahlen dar. Bei 70 Schlägen in der Minute transportiert das Herz ein Blutvolumen von 80 ml pro Schlag, was am Tag bei 100.800 Schlägen 8.000 Liter beträgt. Aufgerechnet auf ein Jahr sind dies 37 Millionen Herzschläge, wobei drei Millionen Liter Blut pro Jahr ohne Pause gepumpt werden. Rauchen, erhöhtes Cholesterin und Bluthochdruck sind die Hauptursachen für Gefäßverschlüsse im Körper, speziell an Herzkranzgefäßen und an der Halsschlagader, die Folge: Herzinfarkt.

Wohlstandserkrankung: Bluthochdruck

Herzinfarktprävention mit dem Titel ‘Hand aufs Herz’ ist das Schwerpunktthema 2022 des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege. Dass gerade Bluthochdruck eine unterschätzte Gefahr ist, erklärt der Notfallmediziner und Allgemeinarzt sehr eindrucksvoll und für jeden verständlich.

Tückisch sei, dass die Wohlstanderkrankung Bluthochdruck, neben Übergewicht, Alkohol- und Nikotinkonsum oft Wegbereiter für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Schlaganfall ist. Hettler weiß, wovon er spricht, denn er ist Allgemeinmediziner, Leitender Notarzt im Bereich Weiden/Neustadt und Kreisfeuerwehrarzt des Landkreises Neustadt/WN. Sehr praxisnah und kurzweilig spricht er bei der NEUN2727 Reihe im Waldthurner Rathaus über die Thematik Bluthochdruck aus seiner jahrelangen Erfahrung.

Systole und Diastole: Die Werte der Messung

Bei der sogenannten Systole zieht sich das Herz zusammen, um Blut in die Gefäße zu pumpen. Der höchste Druck in den Gefäßen, wenn das Herz sich maximal zusammengezogen hat, ist der systolische Wert – auch als der obere Wert bekannt.

Bei der Diastole weitete sich das Herz und füllt sich mit Blut. Gleichzeitig fällt der Druck in den Adern ab. Der niedrigste Druck, unmittelbar vor der nächsten Kontraktion, ist der diastolische Wert – genannt der untere Wert. Ein Mythos ist, dass nur der obere Wert entscheidend wäre, der obere und der untere Wert ist genau gleich wichtig.

Ursachen für Bluthochdruck

Bluthochdruck ist gefährlich, da er manchmal über Jahre nicht bemerkt wird und währenddessen die Gefäße im ganzen Organismus schädigt. Bei plötzlich auftretenden erhöhten Blutdruck kommt es oft zu Beschwerden wie Brustschmerzen, Atemnot, Seh- und Sprachstörungen, Benommenheit, Lähmungen, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und möglicherweise auch Kopfschmerzen.

Innere Ursachen sind erbliche Veranlagung, Alter, Schlafapnoe, Nierenerkrankungen, Durchblutungsstörungen der Niere, Anomalien der Gefäße und Hormonstörungen. Risikofaktoren sind oft im Lebensstil angesiedelt, wobei Übergewicht, Bewegungsmangel, zu viel Salz, zu viel Alkohol, zu viel Stress, Rauchen und Medikamente als Risikoträger gelten.

Auswirkungen: Herzinfarkt und Schlaganfall

Von einem Herzinfarkt spricht man bei einem Verschluss eines Herzkranzgefäßes durch ein Blutgerinnsel. Typische Symptome sind Druck hinter dem Brustbein, Schweißausbruch, Übelkeit, Erbrechen, Angst und Nervosität, sowie Schmerzausstrahlung in Hals, Arme, Rücken und Bauch. Bei Frauen ist Herzinfarkt schwieriger festzustellen, da der Schmerz sehr häufig im Oberbauchbereich sitzt und viele fälschlicherweise Magen-Darmproblematiken vermuten.

Grundsätzlich ist der Faktor Zeit entscheidend. Daher appelliert der Mediziner, so rasch wie möglich den Notruf zu wählen, denn sein Motto ist: Zeit ist Herz.

Noch dringender ist der Zeitfaktor bei einem Schlaganfall. Bei einem plötzlich auftretenden Schlaganfall mit Halbseitenlähmung, Sprachstörung, Gesichtslähmung, hängender Mundwinkel, Gefühlsstörungen und Koordinationsstörungen ist absolute Eile geboten. Denn auch hier gilt: Zeit ist Hirn. Jede Minute ist wichtig, da das Hirngewebe abstirbt. In einem Zeitfenster bis ungefähr zwei Stunden können es Neurologen schaffen, dass es keine bleibenden Schäden im Gehirn gibt.

Rüdiger Hettler appelliert auch hier, nie selbst in das Krankenhaus zu fahren. Beim Herzflimmern ist eine professionelle Betreuung durch ein Rettungsteam erforderlich, welches im Notfall auf mittels eines Defibrillatoren eingreifen kann.

Wie misst man den Blutdruck richtig?

Wichtig ist Ruhe – mindestens fünf oder zehn Minuten vor der Messung. Bei der ersten Messung sollte der Blutdruck an beiden Armen gemessen werden und anschließend immer an dem Arm mit dem höheren Blutdruck. Die Manschette des Blutdruckmessgerätes sollte in Herzhöhe angebracht werden, was auch bei den Messgeräten am Handgelenk gilt. Messgeräte am Oberarm sind oftmals genauer als am Unterarm. Ein Pullover beeinflusst den Messwert nicht, allerdings schmerzen eventuelle Woll- oder Stofffalten beim Aufpumpen.

Hettler hält am meisten von der herkömmlichen Handmessung mit dem Stethoskop. Ganz wichtig ist, dass die Werte aufgeschrieben werden, um den Verlauf zu protokollieren.

Sport bei erhöhtem Blutdruck

Bewegung ist sehr wichtig, um den Blutdruck zu senken, wobei fünf Kilometer Gehen und fünf Kilometer joggen den gleichen Effekt für den Körper bringt. Radfahren, auch mit einem E-Bike, ist laut Hettler ein Segen für die Menschheit, auch wenn es teuer ist. Alternativen sind Skilaufen auf der Ebene, Bergwandern, Schwimmen, Laufen, Wandern und Golfspielen. Moderates Training und regelmäßige Bewegung für mindestens 30 Minuten wird an fünf bis sieben Tagen pro Woche empfohlen.

Die zahlreichen Teilnehmer der NEUN2727-Reihe in Waldthurn waren begeistert von dem praxisnahen und für Laien verständlichen, kurzweiligen Abendvortrag.

Erklärung: Blutdruckwerte

Blutdruck kann man nicht spüren man kann ihn nur messen, war eine Kernaussage von Allgemeinarzt Rüdiger Hettler.

Wann ist nun der Blutdruck normal oder zu hoch? Messen sollte man laut dem Mediziner am Morgen vor dem Kaffee und am Abend.

Optimaler Blutdruck ist bei unter 120 (Systole mmHg) und unter 80 (Diastole (mmHg).

Normale Werte sind 120-129 zu 80-84.

Hochnormaler Blutdruck ist bei 130-139 zu 85-89.

Grad 1 leichter Bluthochdruck ist bei 140-159 zu 90-99.

Grad 2 mittelschwerer Bluthochdruck ist bei 160-179 zu 100-109.

Der schwere Bluthochdruck Grad 3 ist bei über 180 zu über 110.

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