In Krummennaab wird ein “Lebens(t)raum” wahr
Krummennaab. In der ehemaligen Textilfabrik Weidner entsteht ein "Leuchtturmprojekt". Bis Mitte 2026 realisiert die Gemeinde dort eine Tagespflege, betreutes Wohnen und Gemeinschaftsräume.
“Lebens(t)raum” heißt das Leuchtturmprojekt, das in Zeiten einer immer älter werdenden Gesellschaft große Bedeutung hat. Der Plan für eine Senioreneinrichtung beschäftigt Bürgermeisterin Marion Höcht und den Krummennaaber Gemeinderat schon geraume Zeit. Es sei wichtig, neben Angeboten für junge Familien auch die ältere Bevölkerung nicht zu vergessen, betont Höcht. „Auch im höheren Alter wollen viele in ihrer Heimatgemeinde wohnen bleiben. Deshalb nimmt auch die Pflege zu Hause zu.“ Die Bürgermeisterin stellte ihre Idee 2021 dem Gemeinderat vor und freut sich, dass “ausnahmslos alle Gemeinderätinnen und -räte voll hinter dem Projekt stehen”.
Arbeiten haben begonnen
Die Gemeinde kaufte im selben Jahr den Weidner-Komplex in der Ortsmitte und entwickelte gemeinsam mit dem Architektenbüro SHL Lehner die Idee eines generationenübergreifenden sozialen Zentrums mit einer Tagespflegeeinrichtung. Vor einigen Tagen haben die Arbeiten begonnen, das Gebäude wird entkernt und umfassend erneuert. Das Projekt kostet circa sechs Millionen Euro, 3,7 Millionen Euro sind durch das Städtebauförderprogramm der Regierung der Oberpfalz gedeckt. Den Rest muss die Gemeinde finanzieren, doch das sei laut Höcht kein unlösbares Problem, weil man ja Mieteinnahmen für die Wohnungen, die Tagespflege oder die geplante Physiotherapiepraxis generiere. Bis Mitte kommenden Jahres sollen der Umbau abgeschlossen und die Räume bezugsfertig sein.
Als Betreiber der Tagespflege fungiert die Diakonie Weiden, ein erfahrender Akteur im Pflege- und Betreuungsbereich. In Weiden betreibt das Diakonische Werk acht Senioreneinrichtungen, darunter das „Betreute Wohnen“ im Eleonore-Sindersberger-Altersheim und im St. Michael-Zentrum. Im Krummennaaber “Lebens(t)traum” werden im Erdgeschoss mit direktem Zugang zum großzügigen Gartengelände zwölf bis 15 Tagespflegeplätze entstehen. Ein Busservice durch das Quartiersprojekt Steinwaldnetz fährt laut Quartiersmanagerin Sarah Gallitzendörfer die Seniorinnen und Senioren zum Zentrum und wieder nach Hause. „Die Gemeinde ist nur Vermieter der Räume und kümmert sich nicht um die Ausgestaltung des Angebots”, erläutert Höcht.
Physiotherapie und Rezeptpostkasten
Die Senioren-WG (6 Wohneinheiten mit Gemeinschaftsküche) und die weiteren Wohneinheiten (3 Wohnungen für kurzfristig Wohnungssuchende, Alleinerziehende oder Menschen in Notlagen) bleiben in Gemeindehand. Eine weitere Wohnung ist als Dreier-WG für Menschen mit erhöhtem Betreuungsaufwand vorgesehen. “Wir wollen die Mieten möglichst günstig halten und vielen Menschen dadurch die soziale Teilhabe ermöglichen.“
Allerdings wird die Wohngemeinschaft nicht betreut, darum müssen sich die Bewohner selbst kümmern. Ins Seniorenzentrum umziehen wird der bisher im Dorfladen beheimatete Rezeptpostkasten. Die Steinwald-Apotheke Erbendorf will dafür einen wöchentlichen Medikamentenservice einrichten. Auch externe Dienstleister wie eine Physio- und Ergotherapiepraxis sowie Räume für die Quartiersmanagerin und die Pflegelotsin des Steinwaldnetzes sind vorgesehen.
Albtraum Einsamkeit bald vorbei
Die Tagespflege findet ausschließlich tagsüber statt, Pflegebedürftige werden für einen bestimmten Zeitraum betreut. Diese Pflegeform bietet den betroffenen Menschen eine strukturierte Tagesgestaltung, soziale Kontakte und pflegerische Unterstützung. Sie kann eine Alternative zur stationären oder zur häuslichen Pflege sein und ermöglicht es den Angehörigen, Beruf und Pflege besser miteinander zu vereinbaren. Für viele ältere Krummennaaber Bürgerinnen und Bürger kann sich durch den “Lebens(t)raum” der Albtraum Isolation und Einsamkeit bald in Luft auflösen.
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