Ines Procter: Geballte Frauenpower aus Franken
Nordoberpfalz. 3,8 Millionen Fernseher-Zuschauer verfolgten die live aus Veitshöchheim übertragene Faschingssitzung "Fastnacht in Franken" – neuer Quotenrekord. Mittendrin Ines Procter, die „Närrische Putzfraa“.
Peter Gattaut aus Neustadt/WN hat mit der einzigen weiblichen Hauptdarstellerin, der “Närrischen Putzfraa”, ein Telefoninterview nach ihrem Auftritt geführt.
Liebe Ines, bei der „Fastnacht in Franken“ konnten dich Zuschauer und Fans wieder live als „Närrische Putzfraa“ sehen. Wie fühlte sich der Auftritt nach der Corona-Zeit an?
Ines Procter: Publikum, egal ob im Saal bei Fastnacht in Franken, zu Hause auf der Couch vor den TV-Geräten, in irgendwelchen Turnhallen bei Prunksitzungen der örtlichen Faschingsvereine, oder in kleinen Theatern bei Soloveranstaltungen oder Comedy-Abenden, sie alle fühlen sich immer großartig an und geben mir als “Humorverfechterin” so unglaublich viel durch ihre Begeisterungsfähigkeit zurück, dass ich mich schon manches Mal gefragt habe, ob nicht vielleicht ich eigentlich dafür bezahlen müsste.
Man würde gerne bei der Fastnacht in Franken hinter den Kulissen Mäuschen spielen. Nervöses Warten oder eher ein lustiges beieinander – wie kann man es sich vorstellen?
Procter: Es ist eine Live-Sendung, von daher ist die Anspannung vor dem Auftritt schon recht groß. Dennoch kommt zwischendurch Backstage und vor allem hinterher das lustige Beisammensein niemals zu kurz, denn wir nennen uns nicht nur Fastnachtsfamilie, wir leben diese Familie auch.
Du und die „Altneihauser Feierwehrkapell´n“ habt sogar 2021 miteinander einen Rap-Song „Mein Herz schlägt für Franken“ aufgenommen. Wie war das Wiedersehen und wie würdest du dein Verhältnis zur Feierwehrkapell´n und generell zur Oberpfalz beschreiben?
Procter: in einem fränkischen Satz: “Mir ham sie a aaaaarch gfehlt!” Wenn man das Video gesehen hat, wird man merken, wie gut wir alle uns, in einer ungewöhnlichen Form von Hass-Liebe verstehen.
Wenn ihr euch in einer Zeit befindet, in der ihr denkt, es geht nicht mehr weiter, wenn ihr euch erdrückt fühlt und zu stark belastet, wenn euch Gedanken umtreiben, die euch vielleicht nicht schlafen lassen – denkt immer daran, manches im Leben ist wie Dosentomaten, nämlich “passiert”! Ines Procter
Du hattest ein enges Verhältnis zu deinem Vater, der 2019 verstorben ist. Er war für dich sehr prägend, war er auch ausschlaggebend dafür, dass du dein erstes Soloprogramm“ So ein Draag“, das mittlerweile zu „Verputzt“ wurde, in Angriff genommen hast?
Procter: Zum Teil, sein Tod hat mir wohl in Erinnerung gerufen, dass man nichts auf die lange Bank schieben sollte, was schon lange in einem arbeitet. Das Leben ist zu kurz, um zu sagen: Das mach’ ich irgendwann mal. Wirklich ausschlaggebend waren allerdings zwei andere Personen, zum einen mein Freund und Kollege Michl Müller, der mir einmal bei einer Probe zur närrischen Weinprobe erzählte, wie wunderbar es sich anfühlt, ein Soloprogramm und somit auch Solopublikum zu haben. Der ganze innere Druck, der sich aufbaut, wenn man innerhalb einer ganzen Sendung oder einer ganzen Sitzung, als ein kleiner Programmpunkt auftritt, fällt weg. Man hat nicht diesen unterschwelligen Konkurrenzkampf, muss nicht um das Publikum kämpfen, um in diesen paar Minuten des Auftritts möglichst viele von sich zu überzeugen. Man kann sich Zeit und Raum lassen und weiß, dass die Menschen vor einem, nur wegen einem selbst da sind, das ist unbeschreiblich und es baut sich eine ganz andere Bindung zum Publikum auf.
Zum anderen bekam ich 2018 einen Anruf von Melanie Schmitt, vom Bürgerhaus Baunach, die mich gerne für ein Solo buchen wollte. Ich gab zur Antwort: Ich habe kein Soloprogramm und sie entgegnete: dann machen wir für 2019 einen Termin und bis dahin hast du dann eines. Genau diese Art von Termindruck ließ mich dann doch aktiv werden und heute bin ihr rückblickend zu unendlichem Dank verpflichtet.
Du warst unter anderem. 23 Jahre in der Gastronomie tätig, hattest zwar immer die Bütt als Hobby, aber der letzte Schritt als Kabarettistin Fuß zu fassen hat verhältnismäßig lange gedauert. Wie genießt Du jetzt diese doch sehr erfolgreiche Zeit und wie kommt Deine Familie damit zurecht?
Procter: Manchmal wünsche ich mir, ich wäre diesen Schritt früher gegangen. Doch innerlich weiß ich, ich musste erst so alt werden und soviel erleben, um auch genug Themen bedienen zu können. Auch meine Kinder mussten erst “aus dem Gröbsten raus sein”, von daher war es doch, die richtige Zeit. Meine Familie hat sich nach kleinen Anfangsschwierigkeiten daran gewöhnt. Ich lege Wert darauf, die wenige Zeit, die ich mit meinen Kindern verbringe, zu besonderen und möglichst intensiven Zeiten zu machen und das ist, denke ich, der Schlüssel, um einigermaßen wenig zu vernachlässigen. Dennoch bleibt immer mal was auf der Strecke.
Kabarettistin, Humoristin, Sängerin, Ehefrau und Mutter von zwei Kindern, sowie die einzige Frau auf der Bütt von „Fastnacht in Franken“, was macht Ines, um ihren Akku wieder immer wieder vollzukriegen?
Procter: Als Sängerin sehe ich mich nicht wirklich. Ich singe schließlich nicht, weil ich es besonders gut kann, sondern weil ich was zu sagen habe, dass sich auch mal singen lässt. Ja, Ines kommt manchmal ziemlich kurz bei alledem. Ich genieße die täglichen langen Spaziergänge mit meinem Hund. Auch durch Besuche in Kapellen und Kirchen lasse ich mich gerne erden. Zeit mit Menschen, die nichts von mir erwarten, mich auch mal schweigen lassen, lädt meinen Akku auf, genauso wie das Motorradfahren.
Welchen Ratschlag oder Lebensphilosophie willst du den Fans mit auf den Weg geben?
Procter: Wenn ihr euch in einer Zeit befindet, in der ihr denkt, es geht nicht mehr weiter, wenn ihr euch erdrückt fühlt und zu stark belastet, wenn euch Gedanken umtreiben, die euch vielleicht nicht schlafen lassen. Denkt immer daran, manches im Leben ist wie Dosentomaten, nämlich “passiert”!
Einfach, weiteratmen, nach draußen gehen in die Natur, mit offenen Augen und offenem Herzen Momente in sich aufsaugen, die einen mit Lebenskraft durchfluten und alles Schlechte so lange hin und herdrehen bis sich irgendetwas daran finden lässt, worüber ihr lachen könnt. Glaubt mir, es gibt überall und immer etwas zu lachen oder zumindest zu schmunzeln. Und wenn das alles nicht hilft, dann kommt auf ein Soloprogramm von mir, dann reden wir darüber.
Ines Procter
Die „närrische Putzfraa“ Ines Procter ist in Würzburg geboren und in Erlabrunn als jüngste von drei Schwestern aufgewachsen. Ihr Vater Karl Muth stieg schon seit sie ein kleines Kind war, alljährlich zur Faschingszeit in die Bütt, und bleibt bis heute ihr größtes Vorbild.
Mit 14 startete sie ihre Faschingskarriere im heimischen Verein mit gereimten fränkischen Büttenreden, die in den ersten Jahren noch ihr Papa schrieb. Mit 18 begann sie dann selbst mit dem Schreiben und trat dann auch bald in den umliegenden Ortschaften alljährlich zur Faschingszeit auf.
Mit ihrer Bütt „Herzblatt“, die sie im Alter von 20 Jahren schrieb, begannen auch Buchungen auf den größeren Bühnen in und rund um Würzburg. Mit 32 Jahren wagte Procter dann den Sprung von der gereimten Bütt zur Rede in „Prosa“, heute nennt man es Stand-up-Comedy.
2013 sah man Ines das erste Mal in der närrischen Weinprobe in Würzburg. In der Session 2015 schaffte sie es erstmalig in die BR-Live-Sendung “Fastnacht in Franken”. Seitdem ist sie ein fester Bestandteil des Quotenrenners.
Mittlerweile hat Ines Procter ihr eigenes Soloprogramm „So ein Draag“, das auch über die Grenzen Unterfrankens hinweg großen Anklang findet.
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