Von wegen US-Halloween-Kitsch: Das Grauen hat seinen Ursprung in Irland

Die verkehrte Welt der „Munsters“ und der „Addams Family“ begeistert Kinder aller Generationen. Weil Gomez und Morticia A. Addams, ihre bleichen Kindern Pugsley und Wednesday, Onkel Fester und Hexe Granny in ihrem Gruselschloss die spießbürgerliche Welt auf den Kopf stellen – und das eiskalte Händchen läuft einem eiskalt den Rücken hinab.

Die Addams stellen die Welt auf den Kopf

Wenn Butler Lurch in Gestalt von Frankensteins Monster den Garten pflegt, besprüht er die Blumen mit Pestiziden, Vampir-Mummy Morticia schneidet den Rosen die Köpfe ab, bevor sie einen Strauß in der Vase platziert – und was bei normalen Familien höflich ist, wird von den Addams als höchst unschicklich empfunden. „Was sagt man?“, fragt Daddy Gomez streng, als sich Wednesday vom Besuch die Butter reichen lassen will. „Sofort!“, herrscht sie den entgeisterten Familienanwalt an.

„Ich gehe als Wednesday“, sagt unsere 9-Jährige. „Ich auch“, besteht die 11-Jährige mit in die Hüften gestemmten Händen. Gesagt, getan. Die zwei Mädchen sehen in ihren schwarzen Kleidern mit weißer Halskrause, dunklen Haaren um die bleichen Gesichter, dem Vorbild zum Verwechseln ähnlich. Es sollten an diesem Halloween-Abend noch diverse Wednesdays durch Dorf strömern und mit ernsten Gesichtern Tribut einfordern.

Raunächte als Ventil

Genauso wie die Knechte in früheren Jahrhunderten, die in den zwölf Raunächten zwischen Weihnachten und Heilig-Drei-König in furchterregenden Masken ihren Tribut von den reichen Bauern einforderten. Ein Ventil in vordemokratischer Zeit, das die geistlichen und weltlichen Herren zähneknirschend duldeten, um Rebellionen vorzubeugen.

Halloween, das Fest des Grauens, hat seinen Ursprung in Irland: In vorchristlicher Zeit feierten die Kelten am 31. Oktober an Samhain ihre hoffentlich reiche Ernte, den Beginn der kalten Jahreszeit und den Start in ein neues Kalenderjahr. Die Kelten glaubten, an diesem Tag Kontakt in das Reich der Toten aufnehmen zu können.

Halloween is back in Europe

An Samhain, so dachten die Kelten, suchten die Toten die Lebenden auf, die im nächsten Jahr sterben sollten. Die Lebenden hielten mit furchterregenden Kostümen und gewaltigen Feuern dagegen, um die bösen Geister zu vertreiben. Vorsichtshalber kredenzten sie aber auch kleine Treats, Gaben, um die Untoten zu besänftigen.

Zum heutigen Party-Event entwickelte sich Halloween, nachdem irische Einwanderer den Brauch im 19. Jahrhundert mit in die USA gebracht hatten. Inzwischen wird Halloween mit Monster-Kostümen, Gehirn-Wackelpudding und Friedhofs-Romantik gefeiert – und in zahllosen Horrorfilmen verewigt. Die US-Version des Karnevals ist inzwischen mit großer Wucht „back in Europe“.