Immer wieder im Winter: Schneefall bremst nicht nur Weihnachtsfeiern aus

Weiden/Tirschenreuth. Was man auf der Fahrt zur Weihnachtsfeier dieser Tage nicht machen sollte: der Umleitung auf einer hügligen, verschneiten Nebenstrecke folgen. Bergauf wird der Automatik-Antrieb immer langsamer und stoppt – jetzt wäre es gut zu wissen, wo der ASR-Knopf ist.

Söder dankt: Die Einsatzkräfte sind seit dem Wintereinbruch rund um die Uhr unterwegs, wie links im Bild die Kreisbrandinspektion Cham. Collage: jrh

Eine kleine, winterliche Odyssee zur Weihnachtsfeier: In den meisten Verkehrssituationen ist die sogenannte Antriebsschlupfregelung ja eine wichtige Sicherheitseinrichtung. „Sicher“, sagt Echo-Kollege Franz Zetzl Stunden später bei der Feier. „Die musst ausschalten, das ist der Knopf neben der Gangschaltung, das hat jeder Automatik.“ Aha: „Die zeigst mir“, sage ich. Und der Franz, was soll ich sagen, beugt sich lange ins Cockpit. Bis heute hat er sie nicht gefunden.

So ist das mit Fahrern, die partout die Bedienungsanleitung nicht lesen wollen. Die stehen dann in einer Senke zwischen Tauchersdorf bei Neusath und dem Stelzlmühlbach auf einer anderthalb wagenbreiten Straße, zu beiden Seiten Schneehaufen, und bergauf beginnt der Automatik-Countdown, 10 km/h, 9, 8, 7 … und dann steht er auf halber Höhe. Man versucht noch die beiden Stellungen B und D – für die Katz’.

Gedrechselte-Unikate Franz Zetzl Parkstein Stifte aus Hundehaaren Hund Niki
Franz Zetzl drechselt nicht nur Unikate. Der Alleskönner weiß auch alles über Automatikschaltungen. Hund Niki kann das bestätigen. Foto: OberpfalzECHO

Nicht einmal rückwärts …

Dann die anspruchsvolle Wende. Zurück wird’s doch wohl gehen. Pustekuchen. Das gleiche Spiel: 10 km/h, 9, 8, 7 … Nicht einmal rückwärts will sich das Fahrzeug erbarmen. Sobald die Räder eine Ahnung von Glatteis an die Elektronik melden, regelt die Antriebsschlupfregelung den Motor so weit herunter, dass sie nicht mehr durchdrehen. An einer Steigung regelt die ASR die Motorleistung dann auf null. Jetzt drehen sie gar nicht mehr.

Rückwärts schaffe ich es, mich in eine Waldeinfahrt zu retten. Erstes Telefonat mit der Rufnummer auf der Kreditkarte in Gold, die mir die Sparkasse mal als adäquaten ADAC-Ersatz verkauft hat. Die Dame am Telefon: „Das ist aber keine Versicherungsleistung. Das Fahrzeug hat ja keine Panne, es geht ja noch!“ Ich bin vorsichtig offensiv: „Das Fahrzeug, fährt nicht, es geht nicht, es liegt – was in aller Welt verstehen Sie unter Panne?“

Verspätetes Happy End auf der Echo-Weihnachtsfeier: Lässig lauschen Geschäftsführer Nic Götz (rechts), Gattin Caro Götz (von links), Redaktionsmanager Christian Göbel mit Gattin der von Sport-Redakteur Udo Fürst vorgetragenen KI-Weihnachtsansprache. Foto: Jürgen Herda

Immer dem Räumfahrzeug hinterher

Ich verzichte dankend auf die Versicherungsleistung und rufe die Werkstatt meines Vertrauens an. „Alle Notdienste im Einsatz, der Fahrer meldet sich, sobald er frei ist.“ Prima. Dann die Überraschung: Ein improvisiertes Räumfahrzeug zieht an mir vorbei, ich hinterher. 10 km/h, 9, 8, 7 … 7, 6, 5 … geschafft – der Winterdienst ist gerade dabei, die unter ihrer Schneelast auf die Straße gekippte Fichte wegzuzerren.   

Der Rest der Strecke auf der größeren Staatsstraße ist problemlos, Autobahn bis Tirschenreuth kein Thema, alles in allem nur 90 Minuten zu spät im Seenario. Eine abendfüllende Weihnachtsgeschichte mit Happy End. Dass die Rückfahrt hinter wiederholten Räumfahrzeugen samt Lkw-Kolonnen dann nochmal fast zwei Stunden dauert: geschenkt. Ein Hoch auf alle Winterdienste der Oberpfalz, die Tag und Nacht unsere Straßen freiräumen.

Dass die Rückfahrt hinter wiederholten Räumfahrzeugen samt Lkw-Kolonnen dann nochmal fast zwei Stunden dauert: geschenkt. Foto: Jürgen Herda

Bäume knicken wie Streichhölzer

Der Wintereinbruch führt zwar in der gesamten Oberpfalz – und dem Rest von Deutschland – zu massiven Behinderungen auf Straße, Schiene und Flugplätzen. Zum Glück blieben uns bisher tödliche Unfälle zumindest in unserer Region erspart. Allein zwischen Freitag und Samstagmorgen wird die Polizei zu 83 umgestürzten Bäumen gerufen. Im Landkreis Regensburg muss die Kreisstraße R 16 zwischen Hemau und Kelheim deswegen ab 19 Uhr komplett gesperrt werden.

Im Stadtgebiet Regensburg ist die A 93 in Fahrtrichtung Hof auf Höhe der Anschlussstelle Königswiesen aufgrund eines querstehenden Sattelzuges von 4.40 bis 6.40 Uhr abgeriegelt. Zur Bergung des Sattelzuges wird ein Kran angefordert. Insgesamt ereignen sich im Dienstbereich des Polizeipräsidiums Oberpfalz 84 Unfälle mit Sachschaden – bei zehn Einsätzen müssen leicht verletzte Personen behandelt werden.

Einsatz bei Michelsneukirchen: Feuerwehrleute beseitigen einen Baum, der auf die Straße gestürzt war. Archivfoto: Kreisbrandinspektion Cham

Snowspots Cham und Roding

Allein im Landkreis Cham verzeichnet die Polizei seit Freitagabend über 200 Einsätze – Tendenz steigend. Den ersten Alarm registrieren die Feuerwehren aus dem westlichen Landkreis bereits um 5.30 Uhr: „Baum auf der Fahrbahn.“ Die Nadelhölzer halten der schweren und nassen Schneelast nicht mehr stand und knicken um. Viele Autofahrer auf dem Weg in die Arbeit oder zur Schule werden durch umgestürzte Bäume, die quer über der Fahrbahn liegen, ausgebremst.

Besonders im Kreisbrandinspektionsbereich Roding rund um Neubäu am See, Stamsried, Walderbach, Zell, Michelsneukirchen, Falkenstein, Rettenbach und Wald sind die Feuerwehren pausenlos zu geknickten Bäumen unterwegs. Kreisbrandrat Michael Stahl bilanziert schon am Nachmittag über 60 Einsätze. „Ich denke, bis in den Abend hinein werden wir die Marke von 100 Einsätzen knacken.“

Dazu kommen am Vormittag vereinzelte Verkehrsunfälle. Der schwerwiegendste: Ein Frontal-Zusammenstoß zweier Fahrzeuge auf der Staatsstraße 2147 zwischen Michelsneukirchen und Fichten. Anschließend kommt es zu massiven Rückstauungen auf dieser Strecke.

Ein Frontal-Zusammenstoß zweier Fahrzeuge auf der Staatsstraße 2147 zwischen Michelsneukirchen und Fichten. Foto: Kreisbrandinspektion Cham

Lkw-Gespan bei Hahnbach im Graben

Im Landkreis Amberg-Sulzbach gerät ein 27-jähriger Sulzbach-Rosenberger am Freitag gegen 21.10 Uhr mit dem rechten Reifen des Anhängers seines Lkw-Gespanns auf das Bankett. Laut Informationen der Polizeiinspektion Sulzbach-Rosenberg gerät das Gespann, das auf der Ortsverbindungsstraße von Unterschwaig Richtung Hahnbach unterwegs ist, ins Schlingern.

Der Anhänger kippt am rechten Fahrbahnrand in den Graben. Der Lkw kommt erst einige Meter weiter zum Stehen und reißt dabei die Deichsel des Anhängers heraus. Der Lkw-Fahrer bleibt unverletzt, eine Spezialfirma muss das Gefährt aus dem Graben ziehen. Die Frohnbergstraße ist für etwa vier Stunden komplett gesperrt, die Feuerwehr Hahnbach richtet eine Umleitung ein. Der Schaden am Anhänger wird auf rund 100.000 Euro geschätzt.

Viele Zug-Ausfälle

Nicht nur die Straßen, auch der Zugverkehr ist betroffen. In Richtung Regensburg Hauptbahnhof kommt es zu erheblichen Beeinträchtigungen und Zugausfällen. Der Verkehr im Netz der Waldbahn im Bayerischen Wald muss vollständig eingestellt werden. Auch die Oberpfalzbahn und der Alex sind erheblich beeinträchtigt, wie die Länderbahn mitteilt.

Die Oberpfalzbahn fährt derzeit nur auf den Linien zwischen Furth im Wald und Schwandorf sowie zwischen Marktredwitz und Regensburg. Reisende müssen allerdings auch hier mit Verspätungen und Teilausfällen rechnen. Die Oberpfalzbahn zwischen Hof und Marktredwitz ist von den Einschränkungen nicht betroffen. Die Züge des Alex enden derzeit in Landshut, der Münchner Hauptbahnhof kann nicht angefahren werden. Die Verkehrsunternehmen raten von nicht dringend notwendigen Reisen ab.

Einstellung des Flugbetriebs in München

Insgesamt 760 Flüge sind von der Einstellung des Flugbetriebs am Münchner Flughafen betroffen, sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur AFP. Wegen der anhaltenden wetterbedingten Behinderungen bleibt der Flughafen bis Sonntagfrüh 6 Uhr geschlossen.

Der Winterdienst des Flughafens sei laufend im Einsatz, um wieder einen sicheren Flugbetrieb zu ermöglichen, teilt ein Flughafensprecher mit. Passagieren werde dringend empfohlen, sich für Sonntag bei ihrer Airline über den Status der Flüge zu informieren.

Stromausfälle auch in der Oberpfalz

Die Schneemassen in Bayern haben auch die Stromversorgung im Freistaat beeinträchtigt: Tausende Haushalte in Bayern sind nach wie vor ohne Strom. Die gemeldeten Stromausfälle auf der Internetseite bayernwerk.de betreffen Orte in Schwaben, Ober- und Niederbayern sowie der Oberpfalz. Wie das Bayernwerk am Samstag mitteilt, sind mancherorts Bäume in Leitungen gefallen.

In der Oberpfalz ist Parsberg im Landkreis Neumarkt betroffen. Wie das Unternehmen weiter mitteilt, sind Teams seit der Nacht im Einsatz, um die beschädigten Leitungen zu reparieren. Die Reparaturarbeiten verzögern sich wegen des Schnees jedoch. Es kann wegen des anhaltenden Schnees außerdem zu weiteren Stromausfällen kommen.

Elektrizität Strom Stromleitung Stromtrasse Symbol
Wetterbedingte Stromausfälle betreffen Orte in Schwaben, Ober- und Niederbayern sowie der Oberpfalz. Foto: Pixabay

Dach des Straubinger Eisstadions geräumt

Im Januar 2006 starben 15 Menschen beim Einsturz der Eissporthalle in Bad Reichenhall. Damit sich eine solche Katastrophe nicht wiederholt, lässt die Stadt Straubing das Dach der Straubing Tigers vom Schnee befreien. Die Arbeiten seien aus statischen Gründen erforderlich und dauerten am Samstagabend an, teilt Oberbürgermeister Markus Pannermayr (CSU) auf Instagram mit. Der Schnee sei bis zu einem halben Meter hoch.

Helfer von Feuerwehren und Technischem Hilfswerk sowie Mitarbeiter von Fachfirmen sind an dem Einsatz beteiligt. „Das ist wirklich Schwerstarbeit unter schwierigen Bedingungen“, lässt der OB wissen. Auch an zwei Turnhallen sowie an der Baustelle des 2016 bei einem Brand schwer beschädigten Rathauses werden Dächer geräumt.

Söder & Co. danken den Einsatzkräften

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Verkehrsminister Christian Bernreiter (beide CSU) danken den Hilfsorganisationen im Freistaat für ihren Einsatz. Der Winterdienst sei im Dauereinsatz, schreibt Söder am Samstag auf Instagram und X (vormals Twitter) und wünscht den Bürgern: „Bleiben Sie bitte alle gesund!“ Bernreiter bittet Verkehrsteilnehmer wegen des vielen Schnees um Geduld und Vorsicht. Die Einsatzkräfte leisteten Höchstarbeit, teilt der Minister mit: „Verzichten Sie auf alle nicht nötigen Fahrten und kommen Sie gut und heil durch das Wochenende!“. „

Auf die Einsatzkräfte der Feuerwehren, freiwilligen Hilfsorganisationen, des Technischen Hilfswerks und der Bayerischen Polizei ist stets Verlass“, lobt der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU). In dieser Situation zeige sich die Leistungsfähigkeit des Hilfeleistungssystems. Er bittet die Verkehrsteilnehmer darum, auf Einsatzfahrzeuge Rücksicht zu nehmen.

Empfehlung der Echo-Redaktion: Staufrei mit dem Fahrrad durch die verschneite Oberpfalz. Foto: Jürgen Herda
Empfehlung der Echo-Redaktion: Staufrei mit dem Fahrrad durch die verschneite Oberpfalz. Foto: Jürgen Herda
Empfehlung der Echo-Redaktion: Staufrei mit dem Fahrrad durch die verschneite Oberpfalz. Foto: Jürgen Herda
Empfehlung der Echo-Redaktion: Staufrei mit dem Fahrrad durch die verschneite Oberpfalz. Foto: Jürgen Herda
Empfehlung der Echo-Redaktion: Staufrei mit dem Fahrrad durch die verschneite Oberpfalz. Foto: Jürgen Herda
Empfehlung der Echo-Redaktion: Staufrei mit dem Fahrrad durch die verschneite Oberpfalz. Foto: Jürgen Herda
Empfehlung der Echo-Redaktion: Staufrei mit dem Fahrrad durch die verschneite Oberpfalz. Foto: Jürgen Herda
Empfehlung der Echo-Redaktion: Staufrei mit dem Fahrrad durch die verschneite Oberpfalz. Foto: Jürgen Herda
Empfehlung der Echo-Redaktion: Staufrei mit dem Fahrrad durch die verschneite Oberpfalz. Foto: Jürgen Herda
Empfehlung der Echo-Redaktion: Staufrei mit dem Fahrrad durch die verschneite Oberpfalz. Foto: Jürgen Herda
Empfehlung der Echo-Redaktion: Staufrei mit dem Fahrrad durch die verschneite Oberpfalz. Foto: Jürgen Herda
Empfehlung der Echo-Redaktion: Staufrei mit dem Fahrrad durch die verschneite Oberpfalz. Foto: Jürgen Herda

Nicht nur das Bayern Spiel, auch die Bayern-Spieler fallen aus

Die Vorfreude bei den Bayern-Fanclubs war groß: Am Sonntag werden die Bayern-Stars Thomas Müller in Nabburg und Eric Maxim Choupo-Moting in Floß ungeduldig erwartet. Am Samstagmittag dann die schlechte Nachricht aus München: Pfiefkaas, alle Besuche der Bayern sind Stars abgesagt.

Wegen des Schneechaos ist schon am Samstagnachmittag die Bundesligapartie gegen Union ausgefallen. Die Fanclub-Besuche in Nabburg und Floß sollen im Januar nachgeholt werden, ein Termin steht noch nicht fest.

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