Bockboanig [ˈbɔkbaɪ̯nɪç]: Eine Lobby für Kinder? Laaangweilig…

Nordoberpfalz. Wir echauffieren uns über jeden Käse, inzwischen ist es scheinbar auch schick, sich in geradezu revolutionären Sphären zu begeben – gerne auch aus der anonymen Deckung der Sozialen Medien befeuert. Aber wenn es um die echt wichtigen Themen geht, beispielsweise um Kinder, dann interessiert es plötzlich keinen mehr. Eine Glosse, die als Plädoyer für ganz besondere und wichtige Menschen zu verstehen ist.

Foto: OberpfalzECHO/ Andrea Schreiber

Die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland sind also scheinbar im Revolutionsmodus – selbstverständlich mit begrenzter Halbwertszeit (Zitat Lenin: „Wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich erst eine Bahnsteigkarte“). Bauern, Lokführer, alles rund ums Auto – ein Glücklicher, wer in diesem Land eine starke Lobby hat. Wer keine hat, muss halt schauen, wo er bleibt. Wahrscheinlich ist er nicht so wichtig oder zu laaangweilig, alle Themen rund ums Kind zum Beispiel. Wem Kinder in irgendeiner Art und Weise berühren, der muss JETZT Verantwortung übernehmen und das kann zumindest im Miniformat jeder, muss in einer funktionierenden Gesellschaft jeder. Soweit die Theorie.

Bitte nicht! Dieses Thema ist ja so laangweilig…

Doch. Es ist vor allem wichtig, und zwar nicht nur unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten, sondern weil wir irgendwie doch noch zur Gattung des Homo Sapiens gehören. Auch wenn man das immer mehr bezweifeln möchte.

Bock und Mut, ein Vorbild zu sein

Gerade das Lachen – mit oder ohne Kinder – stellt für den Deutschen eine schwere bis unlösbare Aufgabe dar. Aber wie soll sich ein Kind fühlen, das ausschließlich von ständig nölenden und lamentierenden Erwachsenen umgeben ist? Seien wir echte Vorbilder, sonst suchen sich die dann nicht mehr ganz so Kleinen irgendwann die falschen Idole.

Was wäre denn eigentlich, wenn Kinder so wären wie wir augenblicklich? Ein fiktives Beispiel: Man stelle sich vor, die Eltern stellen das Kind zur Rede, warum die halbe Schwarzwälzer Kirschtorte für die Oma weggefressen wurde. Das Kind erklärt daraufhin leicht beschwipst und mit schokoverschmiertem Mund: “Es hat geklingelt, draußen stand ein Mann, der sich als Herr Habeck vorstellte – ich sollte ihn kennen, weil er ja nichts kann außer a bisserl Kinderbücher schreiben. Zusammen mit der etwas kräftigen Frau, die er dabeihatte, verzehrte er Omas Torte. Die Dicke sagte dann noch beim Gehen: ‘Deine Oma ist ja Rentnerin, von ihren 2000 Euro im Monat kann sie sich ja eine neue Torte kaufen’. Als sie mit ihrem Lastenfahrrad weggefahren waren, kam noch ein Porsche, ein smarter Herr sagte, er wäre mein Finanzminister und ich müsse ihm jetzt für die halbe Torte die Hälfte von meinem Taschengeld geben. So war das, ihr Schlafschafeltern – ich und die Torte selbst fressen! Ihr seid so verblendet durch eure Mainstream-Medien und überhaupt nicht zugänglich für Alternative Fakten. (beleidigt) Schade, ich bin sehr enttäuscht von euch…”

Ist diese fiktive Szene übertriebener Schwachsinn? Das wäre schön, aber leider wird so etwas von Tag zu Tag realistischer. Handeln wir jetzt. Unsere Hysterie, unser Pessimismus und unser permanent verspritztes Gift steckt Kinder an. Dabei sollen sie doch stark sein und nicht doof und ängstlich.

Meine speziellen Steckenpferde: Sport & Bildung

In meinen beiden Lieblingsressorts gibt es ganz tolle Angebote für Kinder – im Sport dank junger, engagierter Trainerinnen und Trainer und vor allem auch bei den Büchern. Hier gibt es so starke Werke, dass sie die Erwachsenen schon fast nicht hergeben wollen, so interessant und gut gemacht sind sie (natürlich nicht die vom Habeck). Apropos Lesen & Co., die Ergebnisse der aktuellen Pisa-Studie sind erst wenige Monate alt, aber es interessiert scheinbar keinen, hat es hierzulande doch eigentlich nie. Pisa-Studie? Das ist doch dieser Bildungskäse, laaaangweilig…

“Was gehen mich eigentlich die Kinder der anderen an?” schnappatmet es einem da sofort entgegen. Hätten wir etwas mehr Leichtigkeit im Kopf und in den Herzen, wäre das alles kein Stress. Es wäre eine Ehre und eine Freude, an der Entwicklung aller Kinder mitwirken zu dürfen. Beispielsweise als Kindertrainer, der sich am Ende des Trainings bedankt und betont, wie viel Spaß es wieder gemacht hat, sie zu trainieren. Das ist nur eine kleine Wertschätzung, die Kinder zahlen das langfristig mit Zinsen zurück. Angenehmer Nebeneffekt: So machen sie einen auch immer wieder fit für das eigene Leben, wenn man sich darauf einlässt.

Nicht gleich schäumen, sondern mitdenken

Möchten wir wirklich, dass unsere Kinder und Kinder, die uns am Herzen liegen, in dieser völlig überdrehten und überhitzten Stimmung aufwachsen?

Kinder sind das köstlichste Gut eines Volkes. Sie haben Anspruch auf Entwicklung zu selbstbestimmungsfähigen und verantwortungsfähigen Persönlichkeiten. Jede Mutter hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge des Staates. Die Reinhaltung, Gesundung und soziale Förderung der Familie ist gemeinsame Aufgabe des Staates und der Gemeinden. Kinderreiche Familien haben Anspruch auf angemessene Fürsorge, insbesondere auf gesunde Wohnungen. Artikel 125, Bayerische Verfassung

Ob “klassisch”, Regenbogen oder Patchwork – weder der Papst noch die im Sinne von Sinn Féin an den Vatikan angeschlossene Partei sollten uns sagen, wie sich “Familie” zusammenzusetzen hat. Ist auch nicht so wichtig, denn das wichtigste sind die Kinder – die brauchen Zeit, Sicherheit und einige klare, handfeste Lebensregeln. Kinder brauchen übrigens auch Liebe. Wenn wir einfach die Eiweißmasse zwischen den Ohrwascheln bemühen würden und beim Lesen dieses Zitats mitdenken und die Kernaussage erkennen.

Bei einem Kinderlachen geht einem das Herz auf

Auch für mich als alten Junggesellen gibt es dann eine Belohnung, die Gold wert ist: Wenn nämlich an der Ampel bei einem Auto hinten das Fenster aufgeht und ein strahlendes Kinderlachen und fröhliches Winken mir gilt, weil man ja vor zwei Jahren sein/ihr Bambini-Trainer war. Diese Momente halten mich am Leben beziehungsweise davon ab, an unserer Gesellschaft zu verzweifeln.

Und zum Verzweifeln gibt es jeden Tag mehr. Die Kinder von heute erwartet eine Welt, die um einiges komplizierter ist als wir es noch in Erinnerung haben. Es gilt das Verursacherprinzip, deshalb stehen wir alle in der Pflicht, die Kinder entsprechend darauf vorzubereiten, auch wenn es nicht die eigenen sind.

Ich habe selbst leider keine eigenen Kinder, aber ich sehe durch meine Trainertätigkeit im Jugendbereich zahlreiche moderne Eltern, die den Kindern genau das mitgeben, was wichtig ist. Deshalb habe ich die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, aber wir müssen jetzt etwas für diese Generation machen. Sie ist es definitiv wert.

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