Sebastian: Ein Name mit besonderer Bedeutung

Nordoberpfalz. Der Namenstag gilt in der Oberpfalz immer noch als Feiertag für den Namensträger. Es gab sogar Zeiten, in denen der Geburtstag ‚nichts zählte‘, nur der Namenstag wurde gefeiert.

20240120 St. Sebastian Innenaufnahme Foto: Martin Stangl
St. Sebastian in Weiden ist eine beliebte Kirche für Trauungen. Archiv: Martin Stangl

Ein sehr beliebter und weit verbreiteter Vorname in der Oberpfalz ist ‚Sebastian‘. Seine Legende ist, verglichen der vom Hl. Martin, weniger bekannt. OberpfalzECHO bringt Licht ins Dunkel, erläutert Hintergründe und erzählt die Legenden, die sich um den Hl. Sebastian ranken.

Wer war der Heilige Sebastian?

Leider gibt es keine zweifelsfrei nachweisbare historische Person mit dem Namen ‚Sebastian‘. Wir müssen deshalb auf die spärlich bekannten Daten und vor allem die überlieferten Legenden zum heiligen Sebastian zurückgreifen. Geboren soll die historische Person im Mittelmeerraum, vorzugsweise in Mailand, nach anderer Überlieferung im südfranzösischen Narbonne worden sein.

Sterben lassen hat ihn die Katholische Kirche – sie hat das Urheberrecht auf zahlreiche fromme Legenden – in Rom: Im 3. Jahrhundert erwischte es ihn als römischer Soldat und Märtyrer. Der Hintergrund: Schon immer war in totalitären Staaten ein öffentliches Bekenntnis, das als Angriff auf einen Machthaber gedeutet werden könnte, ein Vergehen, das mit dem Tod betraft werden konnte.

Ähnlich wie im jetzt

Aktuelle Beispiele gibt es zuhauf. Im antiken Rom unter Kaiser Diokletian war das Prinzip ebenso präsent wie aktuell in China, Weißrussland oder dem totalitären Russland unter Putin. Dem legendären ‚Sebastian‘ geriet das Bekenntnis zum Christentum zum Verhängnis. In der Nachfolge Christi half er notleidenden Menschen, was ihm eine Hinrichtung durch Bogenschützen (in der Oberpfalz: durch „Pfeilaboong“) bescherte.

Der Überlieferung nach war er (neudeutsch) „untot“, was mit einer brutalen „Keulung“ mit namensgleichen Schlaggeräten endete.

Sebastian: Schutzpatron und Darstellung

Sebastian gilt als Schutzpatron der Soldaten und Schützen und wird in der Ikonografie oft mit Pfeilen dargestellt, weil er der Legende nach, beruflich Soldat und bedauerlicherweise (aber aus anderen Gründen) von Bogenschützen hingerichtet wurde. Er soll für das schnelle Erlöschen der sogenannten Justinianischen Pest, die um 680 in Rom herrschte, verantwortlich gewesen sein. Damals rief man ihn als Fürsprecher bei Gott an. Angeblich soll Gott sich dieser verdienstvollen Person – immerhin starb er als Märtyrer – gebeugt haben und die Pest „von oben“ mit einem unmissverständlichen Machtwort an das Bakterium mit dem Namen ‚Yersinia pestis‘ beendet haben.

Bedeutung des Namens ‚Sebastian‘

Der Name ‚Sebastian‘ hat seinen Ursprung im Griechischen und bedeutet „erhaben“ oder „ehrwürdig“. Man könnte die Bedeutung erweitern durch „kaiserlich“ oder „zum Kaiser gehörig.“ Im antiken Griechenland wurde dieser Begriff oft als Auszeichnung für hohe Beamte und Offiziere verwendet.

Das Kirchlein zwischen Augustinus-Gymnasium und Gustl-Lang-Realschule ist dem Hl. Sebastian geweiht. Archiv: Martin Stangl
Das Kirchlein zwischen Augustinus-Gymnasium und Gustl-Lang-Realschule ist dem Hl. Sebastian geweiht. Archiv: Martin Stangl

Eine der ältesten Kirchen (seit 1480) in Weiden trägt den Weihetitel „St. Sebastian“. Das Kirchlein, das zur Pfarrei St. Josef gehört, liegt in der ehemaligen Lederervorstadt und damit einem sehr alten Stadtteil von Weiden (Gerberviertel). Heutzutage lautet die Ortsbezeichnung „Sebastianstraße“. Zur Orientierung: Der Sakralbau ist gegenüber dem Gerichtsgebäude zu finden.

Der rechte Nebenaltar der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Hirschau zeigt neben dem Hl. Josef und dem Hl. Georg auch den Hl. Sebastian. Noch größere Verbundenheit zum Hl. Sebastian zeigen die Menschen in Grafenwöhr. Alljährlich gedenken sie der Seuche aus den Jahren 1729 und 1730. Sie wurde als eine „ansteckende, hitzige Krankheit“ bezeichnet. Nachdem keine modernen medizinischen Mittel zur Verfügung gestanden hatten, wendete man sich an den „ehemaligen“ Verbündeten, der sich bei der Pest während des 30-jährigen Krieges schon hilfreich gezeigt hatte: St. Sebastian. Dieses Gelübde zeigt sich noch heute mit dem Ortsfeiertag, bei dem sich Gläubige in der Kirche versammeln und beten.

Namenstag

Am 20. Januar feiert man den Namenstag. In der orthodoxen Kirche begeht man den Sebastianstag am 24. Oktober oder am 18. September. Heute hat auch Fabian Namenstag. Sebastian, Basti, Bastian, Wastl ist ein sehr beliebter Vorname in der Oberpfalz. Zwischen 1970 und 1990 war er sogar immer in den Top-Ten der beliebtesten Bubennamen in Deutschland.

Der Statistik nach schaffte es Sebastian im Jahr 1984 mit seiner weiblichen Kollegin Julia an die Spitze der meist vergebenen Vornamen in Deutschland. Witzig: Neben „Waldi“ ist „Wastl“ der meistgebrauchte Name für den bayerischsten aller Hunde, dem Dackel.

Berühmte Namensträger

Einer der berühmtesten Namensträger ist Johann Sebastian Bach. Er gilt als der Schöpfer der klassischen Musik schlechthin.

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