Die “andere Demo” am neuen Festplatz: 150 Zuhörer, 5 Redner

Weiden. Mindestens 150 Zuhörer applaudieren am Montagabend am neuen Festplatz bei schneidigen Minusgraden den Reden einer Demo. Organisator Sascha Oehlerking trifft ihren Nerv: "Die Regierung bricht ihre Versprechen am laufenden Band."

Es ist kurz vor der Kundgebung, 16.30 Uhr am Montagnachmittag. In der Stadt ist es wieder ruhig geworden, die Landwirte aus der Region sind auf ihre Höfe heimgetuckert. Am neuen Festplatz harren nach Polizeischätzung rund 150 Zuhörer bei eisigem Wind aus. Hier hat Privatmann Sascha Oehlerking parallel zum Bauernprotest eine Veranstaltung angemeldet, eine Art Protest für alle Bürger. Nach zwei Korsos durch die Stadt steht mit der Kundgebung der vorletzte Akt auf dem Programm. Danach folgt noch ein letzter Konvoi.

Demo ohne Helmut Bauer

Oehlerking greift als erster zum “freien Mikro”. Im Vorfeld gab es Berichterstattung, in der sich der mehrfach verurteilte Querdenker Helmut Bauer fälschlich als Mitorganisator darstellte. Daraufhin sei verbreitet worden, “dass ich ein polizeibekannter Rechtsextremer wäre”. Es gab Internet-Posts, in denen vor einer Teilnahme regelrecht gewarnt wurde.

Die Demo am neuen Festplatz. Foto: OberpfalzECHO/David Trott

Oehlerking sieht sich und seine Mitstreiter zu Unrecht in die rechte Ecke gedrängt. “Wir sind hier nicht da, um irgendwelchen Extremen eine Plattform zu bieten. Wir sind ganz normale Bürger, Arbeiter und Menschen.” Das sei für ihn der Grund für die Veranstaltung. “Es betrifft eben nicht nur die Bauern, sondern uns alle. Wenn es beim Bauern teurer wird, wird es bei uns auch teurer.” Die ganze Steuerpolitik der Bundesregierung wolle er nicht mehr mittragen.

Die Regierung breche ihre Versprechungen am laufenden Band. “Wenn es wirklich wichtig ist, ist unser Kanzler nicht da.” Und wenn, dann komme er “um die Ecke mit You never walk alone”. Oehlerking: “Also ich fühle mich ziemlich alleingelassen.”

Sascha Oehlerking hat die Demo am neuen Festplatz organisiert. Foto: OberpfalzECHO/David Trott

Landwirt und Wirtin am Mikro

Es spricht ein Landwirt, Oliver Schedl aus Gmünd bei Grafenwöhr. Das Fass sei übergelaufen. Er berichtet von sinnlosen Verordnungen, die in der Landwirtschaft nicht umgesetzt werden könnten. “Betriebe werden heute nicht mehr über-, sondern aufgegeben.”

Eine Gastwirtin nutzt die Gelegenheit: Bianca Albrecht (“Hubertus”). Sie fordert eine Fortführung der Strompreisbremse, eine Abschaffung der CO₂-Steuer, eine Senkung der Krankenkassenbeiträge und der Lkw-Maut. Die Gastronomie sei durch die Wiederanhebung der Mehrwertsteuer schwer getroffen worden. “Es geht um unsere Existenzen.”

Solidarität aus Tschechien

Zwei Tschechen gehen auf die Bühne: Jan Molnar und Radka Dolezalova. Man kennt sich von Veranstaltungen gegen Corona-Maßnahmen. Die Gruppe aus Westböhmen will sich solidarisch mit dem aktuellen Protest im Nachbarland erklären. “Ganz Europa muss Druck machen.” Auch in Tschechien seien „alles sehr teuer“ geworden.

Ein letzter Redner dankt unter Applaus dem Organisator. Der zieht am Montagabend positive Bilanz seiner Aktion. Der erste Konvoi am Vormittag war mit rund 40 Teilnehmern noch etwas mau. Am Nachmittag fuhren dann mindestens 100 Fahrzeuge durch die Stadt, darunter auch viele Firmen-Lkw. So ganz traut Oehlerking seiner neuen Popularität noch nicht. Als ein Teilnehmer auf ihn zukommt, fragt er hinter seiner Leberkässemmel: “Krieg ich jetzt eine aufs Maul?” „Reschpekt”, sagt der Teilnehmer und haut ihm auf die Schulter.

Gastwirtin Bianca Albrecht spricht. Foto: Christine Ascherl

Parallel startet ein Protest-Konvoi am neuen Festplatz.  Foto: OberpfalzECHO/David Trott
Parallel startet ein Protest-Konvoi am neuen Festplatz. Foto: OberpfalzECHO/David Trott
Die Demo am neuen Festplatz. Foto: OberpfalzECHO/David Trott
Die Demo am neuen Festplatz. Foto: OberpfalzECHO/David Trott
Sascha Oehlerking hat die Demo am neuen Festplatz organisiert. Foto: OberpfalzECHO/David Trott
Sascha Oehlerking hat die Demo am neuen Festplatz organisiert. Foto: OberpfalzECHO/David Trott
Der Auftakt am Morgen. Die Fahrer des Konvois ab dem neuen Festplatz hören sich die Sicherheitsanweisungen für die Fahrt an.  Foto: OberpfalzECHO/David Trott
Der Auftakt am Morgen. Die Fahrer des Konvois ab dem neuen Festplatz hören sich die Sicherheitsanweisungen für die Fahrt an. Foto: OberpfalzECHO/David Trott
Parallel startet ein privat organisierter Protest-Konvoi am neuen Festplatz. Foto: OberpfalzECHO/David Trott
Parallel startet ein privat organisierter Protest-Konvoi am neuen Festplatz. Foto: OberpfalzECHO/David Trott
Parallel startet ein privat organisierter Protest-Konvoi am neuen Festplatz. Foto: OberpfalzECHO/David Trott
Parallel startet ein privat organisierter Protest-Konvoi am neuen Festplatz. Foto: OberpfalzECHO/David Trott

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