“Die Stimmung ist schlechter als die Lage”

Regensburg/Tirschenreuth. Zweimal im Jahr erkundigen sich der Bayerische Unternehmensverband Metall und Elektro (bayme) und der Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie (vbm) nach dem konjunkturellen Befinden ihrer Mitglieder. Jetzt ist die Winterumfrage raus. So ist die Lage in der Oberpfalz.

Dr. Stefan Klumpp ist Vorstandsvorsitzender der bayme vbm Region Oberpfalz-Nord und Vorstand der Hamm AG in Tirschenreuth. Foto: Hamm AG

2023? So schlecht war das Jahr in der Oberpfalz aus unternehmerischer Sicht wirklich nicht. Ganz im Gegenteil. Wesentlich sorgenvoller ist hingegen der Blick auf das erst zweieinhalb Wochen alte, neue Jahr. Das ist das Ergebnis der aktuellen Winterumfrage, die der Bayerische Unternehmensverband Metall und Elektro (bayme) und der Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie (vbm) durchgeführt haben.

Zweimal im Jahr werden ihre Mitglieder zur konjunkturellen Lage befragt. “Wir rechnen heuer mit einer Stagnation”, betont Dr. Stefan Klumpp. Er ist Vorstandsvorsitzender der bayme vbm Region Oberpfalz-Nord und Vorstand der Hamm AG in Tirschenreuth.  

Eintrübung des Geschäfts

Im vergangenen Jahr profitierte die Wirtschaft noch von einem hohen Bestand an Aufträgen, die aufgrund der Versorgungsengpässe 2022 nicht abgearbeitet werden konnten. Doch 2024 schaut es eher sehr durchwachsen aus. Nur 17 Prozent der Befragten glauben an eine Verbesserung des Inlandsgeschäfts, 38 Prozent rechnen hingegen mit einer Eintrübung. Wobei man die Unternehmen einer Branche nicht alle über einen Kamm scheren kann.

Während Bauzulieferer Riesenprobleme haben, wissen Firmen, die zum Beispiel Komponenten für Photovoltaikanlagen aufs Hausdach montieren, nicht, wie sie der Auftragsflut Herr werden sollen.

Beschäftigung wird stagnieren

Haben die Unternehmen im vergangenen Jahr noch massiv Leute eingestellt, so wird es kaum mehr einen Zuwachs bei den Beschäftigten geben. Umgekehrt werden selbst Firmen, deren Auftragsbücher aktuell weniger gut gefüllt, eines bestimmt nicht tun: Arbeitsplätze abbauen. Aus sehr gutem Grund. Denn der demografische Faktor macht der Wirtschaft jetzt schon schwer zu schaffen machen. “Die Unternehmen wissen natürlich, dass sie die Leute später nicht mehr bekommen werden.”

Droht der Kollaps?

Klumpp wird mit Blick auf den Arbeitskräftemangel noch deutlicher: “Die Wirtschaft steht unmittelbar vor einem Kollaps.” Die Zuwanderung könnte ein Lösungsansatz sein. “Wir brauchen sie unbedingt, um unser Gemeinwesen am Laufen zu halten.” Was er aber nicht nachvollziehen kann, ist, dass die Migranten hierzulande nicht arbeiten dürfen und stattdessen fürs Nichtstun alimentiert werden. “Dabei sind die Leute hoch motiviert. Sie wollen ein besseres Leben haben.” Statt ihnen diese Chance zu geben, werden sie förmlich darauf trainiert, auf staatliche Unterstützung zu warten.

Bürokratie und hohe Kosten

Nicht das einzige Problem, mit dem die Unternehmen zu kämpfen haben. Da sind die gestiegenen Rohmaterial- und Lohnkosten, die hohen Energiepreise, unter der gerade die chemische Industrie massiv leidet, und dann noch die überbordende Bürokratie. “Größere Firmen müssen nicht nur einen, sondern gleich mehrere Beschäftigte dafür abstellen, um Papier zu befüllen.”

Welche skurrilen Blüten das treiben kann, machte er am Beispiel aus seinem eigenen Unternehmen deutlich. Bei Hamm bekommen die Mitarbeiter am 6. Dezember immer als kleine Aufmerksamkeit einen Nikolaus geschenkt. “Unsere erste Überlegung war nicht, wo wir sie herbekommen, sondern wie wir das Geschenk steuerrechtlich handhaben müssen.”

Bedingungen verschlechterten sich

Aufgrund dieser Rahmenbedingungen sei es nicht verwunderlich, dass Firmen im Ausland investieren. Laut Umfrage geben knapp 80 Prozent der Unternehmen an, dass sich in den letzten 24 Monaten die Standortbedingungen verschlechtert oder zumindest etwas
verschlechtert haben. Rund 13 Prozent der Unternehmen, die über verschlechterte Standortbedingungen berichten, haben bereits Wertschöpfung ins Ausland
verlagert.

Ein weiteres Viertel plant dies. “Das wird aber langfristig für den Wirtschaftsstandort Deutschland ein Problem”, ist Klumpp überzeugt. Trotz allem bleibt der Hamm-Manager aber zuversichtlich. Die Zinsen und die Inflation sinken, die herrschende Konsumzurückhaltung wird nachlassen. “Die Lage könnte sicherlich besser sein, doch sie ist nicht so schlecht, wie die Negativstimmung hierzulande es vermuten lässt”, ist sein Fazit.

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