„Grüß Gott in der nördlichen Oberpfalz“

Waldeck. Bis 2030 fehlen in der Region zigtausende von Arbeitskräften. Das neue Willkommenszentrum Nordoberpfalz will Unternehmen bei der Rekrutierung von Personal im Ausland unterstützen.

Die Landräte Andreas Meier und Roland Grillmeier sowie der Weidener Oberbürgermeister Jens Meyer (von links) unterzeichneten die Kooperationsvereinbarung. Foto: Theo Kurtz

Die Zahlen sind alarmierend. Die Bundesagentur für Arbeit geht davon aus, dass alleine in der nördlichen Oberpfalz bis zum Jahr 2030 12.000 Arbeitskräfte fehlen werden. Noch dramatischer die Lage im Gesamtbereich der IHK Regensburg/Kelheim. In sechs Jahren werden hier 56.000 Arbeitsplätze nicht mehr besetzt werden können. Die Stadt Weiden und die beiden Landkreise Neustadt/WN und Tirschenreuth packen das Riesenproblem an. Gemeinsam haben sie jetzt ein Willkommenszentrum ins Leben gerufen. In den Hollerhöfen in Waldeck unterzeichneten Oberbürgermeister Jens Meyer und die Landräte Roland Grillmeier (Tirschenreuth) und Andreas Meier (Neustadt/WN) eine Kooperationsvereinbarung.

Diese neue Einrichtung soll Unternehmen dabei unterstützen, Arbeitskräfte international zu rekrutieren. Es soll aber auch helfen, Beschäftigte aus dem Ausland, die hier bereits einen Job haben, langfristig an die Region zu binden. Denn eines wurde auch deutlich gemacht. Der Arbeitsplatz alleine reicht nicht. Die Leute müssen sich wohlfühlen, müssen eingebunden werden. Bei den Höllerhöfen etwa arbeiten Vietnamesen und Philippinen. Chefin Elisabeth Zintl weiß aber auch haargenau: “Die würden gerade im Gastrobereich genauso gut in Großstädten wie Nürnberg oder München eine Arbeit finden.”

Nordoberpfalz mit Vorreiterrolle

Zunächst auf drei Jahre ist diese Maßnahme angelegt. Rund 900.000 Euro stehen dafür zur Verfügung. “Hauptgeldgeber” ist das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Die beiden Landkreise und die Max-Reger-Stadt sind als Träger des Projekts Co-Finanzierer. Und die Nordoberpfalz ist Vorreiter. “Willkommenszentren” gibt es in Bayern aktuell nur noch in der Landeshauptstadt München. Angedockt ist es an das Sachgebiet Wirtschaftsförderung/Kreisentwicklung am Landratsamt Tirschenreuth.

Noch keine Förderzusage

Noch habe man keine Förderzusage, bedauert Wirtschaftsförderer Anton Kunz. Dennoch habe man nicht länger zuwarten wollen und hat schon “hemdsärmelig” das Projekt angepackt. Man ist in die Netzwerkarbeit eingestiegen, hat erste Organisationsstrukturen entwickelt. So soll eine Lenkungsgruppe, bestehend aus den beiden Kammern, der Arbeitsagentur und den Jobcentern, die Branchen, die dringenden Personalbedarf haben, und die Herkunftsländer definieren, in denen die Arbeitskräfte rekrutiert werden sollen. Außerdem sollen die verschiedensten Sozialverbände mit ins Boot geholt werden.

Das Willkommenszentrum sieht sich als Dienstleister für die Firmen, aber auch als Brückenbauer. Es soll als Informationsstelle fungieren und Wege durch den Bürokratie-Dschungel bahnen. “Und wir sind zudem so eine Art Elternhausersatz”, schmunzelt Wirtschaftsförderer Kunz.

WITRON bildet Flüchtlinge aus

Nicht nur bei den Hollerhöfen hat man Erfahrung mit Arbeitskräften aus Drittländern gemacht. Logistiksysteme-Anbieter WITRON gibt seit 2016 Flüchtlingen eine Berufschance. 22 sind es bislang. Eine überschaubare Zahl. “Das macht aber gerade deutlich, wie schwierig es ist, überhaupt eine Arbeitserlaubnis zu bekommen”, betont Roland Kneißl. Er ist Senior Business Manager bei dem Parksteiner Unternehmen. Seit August werden zudem Lehrlinge aus dem mittelamerikanischen El Salvador bei WITRON ausgebildet.

Neuauflage des El Salvador-Projekts

Im Rahmen eines Pilotprojekts sind in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit in Weiden, der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) und der Regierung in San Salvador vor einem Vierteljahr 15 junge Menschen in die Oberpfalz gekommen. Eine Aktion, die im kommenden Jahr eine Neuauflage erfahren wird, wie der Leiter der Agentur für Arbeit Tirschenreuth, Thomas Franz erzählt. Dann werden schon 27 El Salvadorianer mit dem Flieger Kurs auf Deutschland nehmen.

60 Interessierte waren bei der Vorstellung des Zentrums in den Hollerhöfen mit dabei. Für Landrat Roland Grillmeier ein Beweis dafür, wie sehr das Thema Migration und Integration die Menschen bewegt. Doch der Tirschenreuther Kreischef gibt sich keinerlei Illusionen hin: “Wir beschreiten mit dem Willkommenszentrum einen Weg, der dauern wird.”

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