Verstorbener Fürst Karel Schwarzenberg: Versöhner zwischen Böhmen und Bayern
Bärnau/Regensburg. Im Alter von 85 Jahren ist der ehemalige tschechische Außenminister und Ehrenvorsitzende der Regierungspartei TOP 09, Karel Schwarzenberg, in einem Krankenhaus in Wien gestorben. Der Versöhner zwischen Deutschen und Tschechen hatte gute Kontakte zur Oberpfalz.
Er galt als überzeugter Europäer und war einer der prominentesten Politiker in seiner Heimat Tschechien. Nach längerer Krankheit ist Karel Schwarzenberg nun 85-jährig in Wien verstorben.
Tomáš Kafka, Botschafter der Tschechischen Republik, anlässlich einer Rede zum Zustand Europas im Bistum Regensburg, über den „Fürsten“, wie er respektvoll genannt wurde: „Wir Tschechen waren nur glücklich, dass in den 90er-Jahren, vor allem dank Václav Havel und dessen Charisma, es möglich war, Karel Schwarzenberg langsam aber sicher die politische Bühne zur Verfügung zu stellen, die er verdiente: Die Rolle seines politischen Lebens war die des Außenministers in Krisenzeiten.“
Das habe er wiederholt vor allem in den Monaten der ersten tschechischen EU-Ratspräsidentschaft bewiesen, wo er im Jahre 2009 zur Beilegung sowohl der damaligen Krise mit der russischen Gasversorgung als auch der Krise im Gaza-Streifen beigetragen habe. „Man kann schwierige Krisen lösen, ohne die eigenen Prinzipien aufzugeben. Möge dies – als Vermächtnis des Krisenmanagers Schwarzenberg – auch in Zukunft Schule machen.“
Berater des Dichterpräsidenten Václav Havel
Karel Schwarzenberg, 1937 geboren, entstammte einer böhmisch-fränkischen Adelsfamilie, die nach der Machtübernahme der Kommunisten 1948 ins Exil nach Österreich ging. Schwarzenberg studierte in Österreich und Deutschland Jura und Forstwissenschaft – und schloss „nie etwas davon ab“, wie er selbst sagte. Noch im Exil wurde Schwarzenberg zum Präsidenten des Internationalen Helsinki-Komitees für Menschenrechte ernannt (1984 – 1991). Nach der „samtenen Revolution“ in der damaligen Tschechoslowakei im Jahr 1989 kehrte er in seine Heimat zurück und wurde Berater von Václav Havel, der 1993 zum ersten Präsidenten der Tschechischen Republik gewählt wurde.
Der für seinen feinen Humor bekannte Schwarzenberg war als Havels Berater maßgeblich am Zustandekommen der deutsch-tschechischen Aussöhnungserklärung beteiligt. In der im Januar 1997 von Bundeskanzler Helmut Kohl und dem tschechischen Regierungschef Václav Klaus in Prag unterzeichneten Erklärung bedauert Deutschland die NS-Verbrechen in Tschechien, während Prag sein Bedauern über die Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg zum Ausdruck bringt.
Außenminister, Europäer, Präsidentschaftskandidat
Von 2007 bis 2009 und von 2010 bis 2013 war Schwarzenberg dann Außenminister Tschechiens. Im Jahr 2009 gründete der überzeugte Europäer zudem die rechtsliberale Partei TOP 09. Im Jahr 2013 kandidierte er für das Amt des Staatspräsidenten. In der Stichwahl unterlag Schwarzenberg jedoch dem bis 2023 amtierenden Europaskeptiker Miloš Zeman.
Seit August wurde Schwarzenberg in einem Krankenhaus in Prag wegen Herz- und Nierenproblemen behandelt. Vor einigen Tagen ließen die behandelnden Ärzte ihn in einer Klinik nach Wien verlegen, wo er im Alter von 85 Jahren verstarb, wie tschechische Medien berichten. Seine Familie sei bei ihm gewesen.
Kontakte zum Förderverein Goldene Straße
Von Rainer Christoph
Die Vorstandschaft des ehemaligen Fördervereins Goldene Straße und die ARGE Paulusbrunn hatten immer wieder Kontakt mit dem Fürsten, der sich sehr um die Verständigung bemühte. Kein Wunder, ursprünglich stammten seine Vorfahren aus einem deutschen Adelsgeschlecht. Ihre erste Erwähnung geht auf das Jahr 1127 zurück. Damals waren sie noch als Herren von Seinsheim oder von Sowensheim bekannt. Erst Anfang des 15. Jahrhunderts haben sie den Namen Schwarzenberg angenommen, als sie die gleichnamige Herrschaft in Franken erwarben.
Zum ersten Kontakt mit den Ländern der böhmischen Krone kam es im 15. Jahrhundert, als sich ein Schwarzenberg an der Seite von Kaiser Sigismund am Kreuzzug gegen die Hussiten beteiligte. Dadurch gewann er, wenn auch nur sehr kurz, einige Güter in Böhmen. Später waren es jedoch vor allem die Türkenkriege, in denen die Schwarzenbergs in den Adelsstand erhoben und zu Ruhm und Ehre und großen Ländereien gelangten.
Die Familie, eines der mächtigsten Adelsgeschlechter des untergegangenen Habsburgerreichs gliederte sich im Lauf der Jahrhunderte in verschiedene Familienzweige. Karel Schwarzenberg, sein vollständiger Name war: Karl Johannes Nepomuk Joseph Norbert Friedrich Antonius Wratislaw Mena, stammte aus der Orlík-Linie seines Adelsgeschlechtes.
Der Fürst verfasste zum deutsch-tschechischen Schülerbuch „Sagenhafte Goldene Straße“ (Mitautor Rainer Christoph, 2000) ein Grußwort:
„Gott sei Dank fängt man langsam wieder an, die alten Wege zu Fuß zu gehen und die Heimat im engeren und weiteren Sinn kennenzulernen, man besucht sich auch über die Grenzen hinweg und alte Nachbarschaftsbeziehungen entstehen wieder. Wenn man allein oder mit Kindern eine Wanderung macht, so bekommt man ein ganz anderes Gefühl für die Landschaft, ihre Städte, Dörfer und Burgen, wenn man die damit verbundenen Sagen kennt. Vorliegendes Buch könnte helfen, eine derartige neue Sicht und neues Verständnis für die Vergangenheit der eigenen Heimat wie auch der des Nachbarn wie auch der gemeinsamen zu ermöglichen. Hoffentlich bleiben auf diese Weise die alten Märchen und Sagen erhalten und vielleicht findet sich da und dort jemand, der sie seinen Kindern auch selbst erzählen kann.“
Ein weiterer persönlicher Kontakt ergab sich bei der Renovierung und Einweihung der Böttgersäule im verschwundenen Ort Paulusbrunn. Bürgermeisterin Dana Lesak-Müller aus Obora/Thiergarten und Rainer Christoph, Leiter der AG Paulusbrunn, baten Schwarzberg um ein Grußwort. Er schrieb 2017:
„Es ist wunderschön, dass die Denkmäler im Grenzgebiet erneuert werden, welche von unseren ehemaligen Mitbürgern und Bewohnern des Grenzgebiets stammen. Es ist der höchste Punkt der Goldenen Straße von Prag nach Nürnberg, die von Karl IV. im 14. Jahrhundert aufgewertet wurde. Zu dieser Zeit gab es noch mehrere verschiedene tschechische Länder entlang der Straße – das sogenannte Neuböhmen. An vielen Orten entdecken wir auch den tschechischen Löwen an Türmen und Rathäusern. Was uns mit unseren Nachbarn verbindet, sollten wir fördern. Und das ist ein wirklich schönes Denkmal, welches dank des Bezirkshauptmanns Böttger gebaut wurde. Und ich hoffe, dass diese Säule – nun restauriert und damit für lange Zeit intakt – von unseren Nachbarschaftsbeziehungen zeugen wird.“
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