Weihnachtsbrauchtum in der Oberpfalz (2): Christbaumloben

Nordoberpfalz. Wenn es um volkstümliches Brauchtum geht, dann ist die nördliche Oberpfalz spitze: Christbaumloben gehört bei uns zum festen Bestandteil der Weihnachtsbräuche.

20231216 Brauchtum Christbaum Foto: Martin Stangl
Ein schöner Brauch in der Zeit nach dem Heiligen Abend ist das ‘Christbaumloben’. Foto: Martin Stangl

Eigentlich soll der Brauch des ‘Christbaumlobens’ angeblich nur im Allgäu ein fester Bestandteil des Brauchtumskalenders sein. Aber wie so oft vermischen sich die Sitten und Bräuche und werden in andere Gegenden getragen. Warum auch nicht! In der nördlichen Oberpfalz wird gerne gelobt.

Christbäume gibt es in Deutschland ab kurz vor dem Jahr 1600

Um den Christbaum selbst ranken sich zahlreiche Legenden. Und wenn man genau nachdenkt, dann wird man stutzig: Rund um Bethlehem gab es vor 2000 Jahren niemals Christbäume. Und heute auch nicht. Das Klima ist schlicht und ergreifend nicht für Fichten oder Kiefern geeignet. Jesus hat also mit absoluter Sicherheit niemals unter einem O-Tannenbaum gelegen. Trotzdem wird in unseren Breitengraden die Geburt Christi immer mit einem Christbaum verbunden.

Wie so oft gibt es für einen Brauchtum verschiedene Erklärungen. Am plausibelsten für den Christbaum ist folgende: Die ersten sind in Deutschland ab etwa dem Jahr 1600 nachgewiesen. Sie hatten einzig und alleine den Zweck, in der Kirche einen ganz besonderen Schmuck zu tragen: Äpfel. Warum in Gottesnamen gerade Äpfel. Wir erinnern uns dumpf an eine absolut aus dem Ruder gelaufene Begebenheit in der Bibel. Nach etwas Kramen im Gedächtnis kommt die Erinnerung: Irgendwas Schlimmes war da im Paradies. Fangen wir halt bei Adam und Eva an.

Im Buch Genesis, Kapitel 2 Vers 17 heißt es: „Nur von den Früchten des Baumes, der in der Mitte des Gartens steht, hat Gott gesagt: Davon dürft ihr nicht essen und daran dürft ihr nicht rühren, sonst werdet ihr sterben.“ Von Äpfeln ist also in der Bibel nicht direkt die Rede. Das Obst erfanden erst die Kirchenmaler: Um den Menschen eine visuelle Vorstellung des Paradieses zu geben, drückte man der Schlange, die Eva verführte, einfach einen Apfel in die Hand.

Damit versinnbildlicht der Apfel das Paradies beziehungsweise in der tieferen theologischen Bedeutung die Erlösung von der Erbsünde.

Doch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen; denn sobald du davon isst, wirst du sterben. Genesis 2, 17 (Einheitsübersetzung)

Christbaumloben: Worum geht es?

In der Zeit nach dem Heiligen Abend besuchen sich Nachbarn, Freunde und sonstige durstige Seelen gegenseitig zu Hause und bewundern den Christbaum in der guten Stube der anderen. Selbst der letzte räudige „Stierl“ in der Ecke wird über den Schellenkönig gelobt: „Mei is der schee!“ Zum Dank wird an die Lobenden ein Schnaps ausgegeben. Schon kurz nach dem Genuss zieht die Schar weiter zum nächsten Haus. Dort wiederholt sich die Zeremonie.

Dieser lustige und sehr kommunikative Brauch soll besonders im Landkreis Neustadt/WN oder genauer in Windischeschenbach gepflegt werden.

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