Wirtschaftsclub: Präsidium stellt die Weichen für die Zukunft

Weiden. Der Wirtschaftsclub Nordoberpfalz wurde 1977 gegründet. Jetzt will er sich strategisch neu ausrichten – und er will jünger werden.

Wirtschaftsclub-Präsident Anton Braun (links) kann Jens-Michael Heine als neues Mitglied willkommen heißen. Foto: Theo Kurtz

Der Wirtschaftsclub Nordoberpfalz, da steckt ein Wumms dahinter. 167 Mitglieder gehören ihm an. Die beschäftigen mehr als 37.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Jahresumsatz liegt bei stolzen 7,6 Milliarden Euro. Eindrucksvolle Zahlen. „Doch wir müssen was tun“, findet das Präsidium. Denn es gibt auch eine andere Statistik. Das Durchschnittsalter der Mitglieder liegt deutlich jenseits der 50, Nachwuchs ist nach wie vor Mangelware. Das Ziel ist klar und wurde jetzt im Rahmen der Jahreshauptversammlung noch einmal deutlich zum Ausdruck gebracht: Man will sich verjüngen.

Präsident blickt auf 2023 zurück

Präsident Anton Braun ließ zunächst das vergangene Jahr noch einmal Revue passieren. Es sei herausfordernd gewesen. Der Klima- und der Strukturwandel, aber auch der Arbeitskräftemangel habe das unternehmerische Handeln in Deutschland stark beeinflusst. Dazu geselle sich noch ein hohes Maß an Verunsicherung, für die die Berliner Ampelregierung die Verantwortung trage. „Das Vertrauen in die Politiker scheint zu schwinden“, findet Braun. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen könne man in der Region aber auf ein durchaus wirtschaftlich erfolgreiches Jahr zurückblicken – das sei den mittelständischen Betrieben zu verdanken, die innovativ und kreativ unterwegs waren.

Frauen deutlich in der Minderheit

Zurück zur Statistik: Der Club könnte nicht nur frisches Blut gebrauchen, sondern auch mehr weibliche Mitglieder. Nur jedes achte ist eine Frau. Dieses Missverhältnis war sicherlich schon mal noch krasser – als Vizepräsidentin Cornelia Gebell sich in den Club aufnehmen ließ. Damals war sie alleine auf weiter Flur.

Was die Mitgliederzahlen anbelangt, trat man 2023 auf der Stelle. Ein Mitglied verstarb und ein zweites schied aus. Neuzugänge? Fehlanzeige. Aber zumindest für 2024 kann der Club die erste „Verstärkung“ vermelden. Jens-Michael Heine (51), Vorstandsmitglied der Sparkasse Oberpfalz Nord, ist „Neu-Cluberer“.

„Wir sind stolz aufeinander“

Doch wohin soll zukünftig die Reise gehen? Der Club, vor 47 Jahren gegründet, will seinen Markenkern schärfen, muss sich strategisch neu ausrichten. Das Präsidium ist in sich gegangen, hat im Januar Jasmina Balzereit als Coach für einen Workshop engagiert. Wie tauscht man sich mit den Mitgliedern aus? Wie kann man die Region stärken? Oder wie kann man die Kommunikation verbessern? Fragen über Fragen, auf die Antworten gefunden wurden. Die Umsetzung – das ist jetzt der Job des Präsidiums. Herausgearbeitet wurde auch eine Botschaft, die da lautet „Wir sind stolz aufeinander.“

Zusammenarbeit ausbauen

Um zukünftig eine jüngere Zielgruppe anzusprechen, will der Wirtschaftsclub die Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsjunioren und der OTH Amberg-Weiden intensivieren. Geplant ist einen eigenen Award zu verleihen, mit dem preiswürdige Trends, Technologien und Innovationen ausgezeichnet werden sollen und man will mehr Öffentlichkeitsarbeit betreiben.

Förderverein stellt seine Arbeit ein

Unter dem Förderverein Nordoberpfalz wird ein Schlussstrich gezogen. Auch das wurde bei der Jahreshauptversammlung bekannt gegeben. Über Jahre hinweg hatte man versucht, notwendige Fördermittel zu bekommen, um die Marke „Nordoberpfalz“ entwickeln und etablieren zu können. „Wir sind immer nur hingehalten worden“, ärgert sich der zweite Vizepräsident Christian Fröhlich. Zwar hätte es mündliche Zusagen gegeben, doch die Praxis sah ganz anders aus. Wechselnde Ansprechpartner bei der Regierung der Oberpfalz, dazu immer wieder neue Kriterien, die hätten erfüllt werden müssen. Das hatte die Club-Mitglieder, die viel Zeit und Engagement in das Marketingprojekt gesteckt hatten, entnervt.

Externe Berater gefordert

Das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht, hatte die letzte Vorgabe. Demnach hätten das gesamte Präsidium und alle beteiligten Clubmitglieder auf die Teilnahme an einer Ausschreibung des Konzepts verzichten müssen. Heißt auf gut Deutsch: „Unser Projekt hätten ausschließlich von externen Leuten betreut werden dürfen“, erläutert Fröhlich. Ziel dieser Marketingkampagne wäre es unter anderem gewesen, Landflucht zu verhindern, aber auch qualifizierten Leuten die Rückkehr in die angestammte Heimat schmackhaft zu machen und so die Wirtschaft beim Thema Fachkräftemangel zu unterstützen.

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