Ziegler Group: Städtebauprojekt Kemnath „nicht mehr wirtschaftlich realisierbar“

Kemnath. Aus für das städtebauliche Projekt „Neues Leben an der Seepromenade“ in Kemnath: Die Ziegler Group hat das ökologische Modellprojekt angesichts gestiegener Baukosten und hoher Zinsen auf den Prüfstand gestellt. Ergebnis: „Unter den aktuellen Umständen nicht mehr wirtschaftlich realisierbar“.

Zerplatzter Traum vom ökologischen Modellprojekt in Kemnath. Die Ziegler Group zieht sich zurück. Grafik: Ziegler Group

Im Herbst 2021 erhielt die Ziegler Group den Zuschlag als alleiniger Investor für das städtebauliche Projekt „Neues Leben an der Seepromenade“ in Kemnath. Dort sollte eine ökologische Vorzeigesiedlung mit 97 Wohneinheiten, attraktiven Geschäften, einem Hotel, eleganten Stadtvillen, einer innovativen Brücke und einem Parkhaus aus Holz entstehen.

Die Begeisterung für das „ambitionierte Vorhaben mit überregionaler Strahlkraft“ war sowohl in der Stadt Kemnath als auch bei der Ziegler Group gewaltig. „Die damaligen Rahmenbedingungen mit Zinsen um ein Prozent und das günstige Bauumfeld waren zum damaligen Zeitpunkt völlig andere als heute“, erklärt Geschäftsführer Andreas Sandner. Mit anderen Worten: Die Entscheidung fiel vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine – und damit vor einer wirtschaftlichen Talfahrt mit Inflation, gestiegenen Zinsen und Rohstoffpreisen.

Die sich stark eintrübenden Rahmenbedingungen hätten die Nachfrage nach Immobilien in allen Käuferschichten, sowohl gewerblich als auch privat, stark reduziert. „Angesichts dieser veränderten Marktbedingungen hat die Ziegler Group das Gesamtprojekt einer nochmaligen Überprüfung hinsichtlich der sich daraus ergebenden Implikationen unterzogen“, erklärt Sandner. Die Ergebnisse dieser umfassenden Analyse hätten zeigten, dass das Projekt unter den aktuellen Umständen nicht mehr wirtschaftlich realisierbar ist.

Die Ziegler Group will weiter an der Holzbauwende schrauben: Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert (links) und Marcus von Goldacker, Geschäftsführer der Mazars GmbH (rechts) überreichten Ziegler-Geschäftsführer Andreas Sandner (Mitte) die Auszeichnung als eines der besten 50 bayerischen Unternehmen. Foto: StMWi/Fotostudio Heuser

Rückschlag für den Wohnungsmarkt

„Wir haben wirklich alle Möglichkeiten geprüft, das Projekt fortzuführen“, beteuert Sandner, „aber unter den aktuellen Umständen wäre dies wirtschaftlich für uns nicht zu verantworten.“ Aus diesem Grund habe das Unternehmen schweren Herzens beschlossen, sich als Investor aus dem Projekt zurückzuziehen. „Leider hat sich das gesamtwirtschaftliche Marktumfeld gerade auf dem Bausektor so nachteilig entwickelt, dass wir auch in Anbetracht einer langen Liste regulatorischer Unsicherheiten – wie die künftige Regelung der Heiztechnik, sich ändernde Bauvorschriften und Förderungen – von dieser Investition Abstand nehmen müssen.“

Besonders bedaure Sandner, dass „diese Entscheidung nicht nur einen Rückschlag für den regionalen Wohnungsmarkt darstellt, sondern für ganz Deutschland, das unter einem akuten Mangel an bezahlbarem Wohnraum leidet“. Unter den beschriebenen Rahmenbedingungen im Baubereich seien aber die gesteckten Wohnungsbauziele derzeit nicht realisierbar. „Wir teilen die Sorge der Regierung und der Öffentlichkeit bezüglich dieser problematischen Situation und hoffen, dass sich die Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau in Zukunft wieder verbessern werden.“

Ziegler Group setzt auf zukunftsträchtige Modulbauweise

Die Ziegler Group sei jedenfalls fest entschlossen, ihre Bausparte weiterzuentwickeln: „Wir befinden uns in der Transformation von der traditionellen Holzständerbauweise hin zu Modulbauweise“, sagt Sandner perspektivisch, „welche aus unserer Sicht durch Zeit- und Kosteneffizienz viele Vorteile bietet.“ Leider hätte man diese Vorteile für das Projekt in Kemnath noch nicht nutzen können.

Sandner bedankt sich im Namen der Ziegler Group bei allen Beteiligten, insbesondere der Stadt Kemnath für ihr Vertrauen und ihre Unterstützung: „Es war uns eine Ehre, an diesem innovativen und sozialen Projekt mitzuwirken und wir wünschen der Stadt trotz dieser bedauerlichen wirtschaftlichen Entscheidung viel Glück und Erfolg bei ihrer städtischen Weiterentwicklung.“

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